0176 - Der Haß der Verdammten
und durch die hintere Gartentür auf die Parallelstraße. Da muss er seinen Wagen stehen gehabt haben.«
»Also hat er Mary Wilkerton nicht behandelt. Sie war gar nicht bei ihm. Sie ist seine Komplicin.«
Wir holten Wilkerton und nahmen ihn mit nach Riverdale. Still saß er neben mir. Phil hatte im Fond Platz genommen.
Ich beobachtete den alten Mann von der Seite. Sein Gesicht war steinhart.
Endlich fragte er: »Was haben Sie mit mir vor?«
»Wir bringen Sie nach Hause, Mister Wilkerton.«
Er wandte langsam den Kopf. »Haben Sie den Täter?«
»Ja.«
»Wer ist es?«
»Das erfahren Sie später«, antwortete ich ausweichend.
Ich hatte plötzlich ein merkwürdiges Gefühl und hetzte den Jaguar mit polizeiwidriger Geschwindigkeit durch die Straßen. Und meine Ahnung hatte mich nicht getäuscht: Mary Wilkerton war nicht im Haus.
»Nein, Madam ist nicht da«, erklärte die alte Köchin, die die Tür öffnete, auf meine Frage. Wenn Felton sie noch informiert hatte, als er uns vom Fenster aus erblickte, hatte sie noch Zeit gefunden, zu fliehen.
»Aber wenn er sie angerufen hätte, müsste es Gilbert mit seinem Überwachungsdienst doch aufgenommen haben«, gab Phil zu bedenken. »Ich habe in der Zentrale nachgefragt. Nichts. Er hat niemand angerufen. Und Mary Wilkerton hat auch nicht telefoniert.«
Plötzlich trat Johnny Craz zu uns herein. »Mister Cotton. Ich habe hier am Tor gestanden. Im Gartenhaus war es so still. Baxter hat sonst abends immer gesungen.«
»Und?«
»Ich habe hier am Tor gestanden.«
»Das haben Sie schon gesagt! Weiter!«
»Da sah ich, dass die junge Frau wegging.«
»Wohin ging sie?«
»Zunächst rüber über die Straße. Dann in die Telefonzelle.«
Phil fasste meinen Arm. »Des Rätsels Lösung. Sie hat gerade mit ihm gesprochen, als er uns im Garten hörte. Da konnte er sie auch über unseren Besuch informieren.«
Ich fragte Craz: »Ist sie dann noch einmal zurückgekommen?«
»Nein. Sie ging fort! Da hinüber!« Er deutete nach Norden.
***
Mary Wilkerton, der einzige Mensch, der Licht in das Dunkel hätte bringen können, blieb verschwunden. Wie eine Stecknadel wurde sie gesucht. Vom gesamten Fahndungsapparat der Polizei und des FBI.
Wo war der Junge?
Wenn Felton und sie zusammengearbeitet hatten, würde dem Kind schwerlich etwas geschehen sein.
Aber was für ein Motiv gab es eigentlich bei dieser Geschichte?
Der alte Wilkerton hatte doch erklärt, dass weder er noch seine Frau etwas gegen eine Heirat Marys mit dem Zahnarzt gehabt hätten.
Wieder wurden die Verhältnisse und der Lebenswandel Feltons überprüft.
Seine Schwester, eine fünfzigjährige Frau, hatte von dem nächtlichen Vorfall nichts bemerkt. Als sie von dem Selbstmord ihres Bruders erfuhr, brach sie ohnmächtig zusammen. Sie konnte auch kein Licht in das Dunkel um Harald Felton und Mary Wilkerton bringen.
Wo war das Kind? Seinen Aufenthaltsort festzustellen, war jetzt unsere vordringliche Aufgabe.
Der alte Wilkerton beschwor mich, den Jungen doch wiederzubringen. Er verdreifachte die Summe, die er auf die Ergreifung des Täters gesetzt hatte, wenn das Kind nur lebend zurückkäme. Der schwer heimgesuchte Mann wurde bettlägerig, und schließlich überwies sein Arzt ihn in eine Klinik.
Die Angestellten wurden entlassen.
Ich war an jenem Vormittag draußen und sah, wie Craz, der Chauffeur seinen knallroten Koffer hinausschleppte. Die alte Köchin weinte, als sie zusammen mit Linda das Haus verließ.
Die Wahnsinnstaten zweier Menschen hatten eine Kette von Unheil ausgelöst. Und noch gab es kein Ende.
Irgendwo verbarg sich die Frau, die eine Schuld auf sich geladen hatte, deren ganzes Ausmaß wir noch nicht kannten.
***
Phil und ich ließen die Lonegans nicht aus den Augen.
Wir vermuteten, dass Mary Wilkerton am ehesten mit ihrer Familie Verbindung aufnehmen würde.
Vor dem Haus standen zwei unserer Kollegen. Phil und ich hatten uns an diesem Nachmittag draußen auf der Werft eingefunden und beobachteten Vater und Sohn bei der Arbeit.
Die beiden vernieteten mit Punktschweißgeräten schwere Stahlteile an den Aufbauten eines Schiffskörpers.
»Glaubst du, sie würde hierherkommen?«, fragte Phil.
Ich zuckte die Achseln, und dann stieß ich Phil an.
»Sieh mal!«
Ein Mann brachte dem alten Lonegan einen Brief. Dieser nahm die Brille von den Augen, wischte sich über die Stirn, betrachtete den Brief und riss ihn auf.
Lange blickte er auf den Bogen nieder, den er in der Hand hielt. Schließlich
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