0179 - Spuk im Leichenschloß
noch in Erinnerung, wie er durch die Luft gewirbelt worden war, jetzt sah ich ihn am Boden und auch das Blut am Kopf.
Es versetzte mir einen Stich.
Die Frau war neben mir stehengeblieben und hatte wohl meine Gedanken erraten, denn sie sagte: »Ihr Freund lebt. Er ist nur bewußtlos, wie Sie es gewesen sind.«
Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Rechts von mir standen mehrere Jugendliche und auch noch zwei Betreuer. Ein junges Mädchen und ein junger Mann. Ich schien einer Wandergruppe aufgefallen zu sein.
»Weiterfahren können Sie natürlich nicht«, sagte die Frau neben mir. »Es ist am besten, wenn Sie sich erst einmal ausruhen oder wenn wir Sie zu einem Arzt bringen.«
»Dazu habe ich keine Zeit.«
»Die müssen Sie sich nehmen.«
Ich drehte vorsichtig den Kopf und blickte die Frau an. Die sah richtig gefährlich aus. Ein Typ wie sie diente oft als Karikatur für Lehrerinnen und Aufpasserinnen. Streng schaute sie mich an und entlockte mir ein Grinsen.
»Wenn Sie meinen, Madam.«
»Das meine ich. Es ist nicht mehr weit bis zum Schloß. Dort ruhen Sie sich zusammen mit Ihrem Freund aus, und danach sehen wir weiter.«
Der Vorschlag klang nicht schlecht, ich nahm ihn an.
Ich kümmerte mich um Suko, nachdem ich den Wagen zu ihm gefahren hatte.
Mein Freund hatte eine böse Schramme auf dem Kopf. Er lag noch in tiefer Bewußtlosigkeit. Ich hatte mich vorgestellt, ohne allerdings meinen Beruf zu sagen und fragte Mrs. Frominghton, deren Namen ich inzwischen wußte: »Es existiert doch sicherlich ein Weg zum Schloß, den ich auch mit dem Wagen befahren kann?«
»Natürlich.«
»Danke.«
Ein junger Mann namens Billy Elting half mir, Suko in den Fond zu legen. Die Kinder und Jugendlichen schauten dabei zu. Sie sagten nichts, und als ich hinter dem Lenkrad platznahm, stieg auch Mrs. Frominghton ein. »Wollen Sie wirklich nicht zu einem Arzt fahren?« erkundigte sich die Frau noch einmal.
Ich startete. »Nein, ich kenne meinen Freund. Es ist nicht das erste Mal, daß er einen Schlag über den Schädel bekommt.«
Sie warf mir einen erstaunten Blick zu, so daß ich lächeln mußte.
»Mein Freund und ich sind Polizeibeamte.« Damit ließ ich die Katze aus dem Sack und bat Mrs. Frominghton gleichzeitig, es für sich zu behalten.
»Selbstverständlich, Mr. Sinclair. Sie sind nicht von hier, wie ich annehme.«
Ich lenkte den Wagen vorsichtig auf den Weg. Er sollte möglichst wenig Erschütterungen mitbekommen, die wollte ich meinem Freund Suko nicht zumuten. »Wir kommen aus London.«
»Scotland Yard etwa?«
»Ja.«
»Oh, dann haben wir ja hohen Besuch bekommen.«
»Das hält sich in Grenzen. Müssen wir nicht zurück?«
»Ja, bis an die Abzweigung, wo das Schild steht.«
»Richtig, ich habe es gesehen.« Ich drehte.
»Bevor Sie der Sturm packte?«
»Genau.« Die Servolenkung unterstützte mich, so daß mir das Wenden ziemlich leicht fiel.
»Haben Sie eine Erklärung, Mr. Sinclair?«
Natürlich hatte ich eine, aber die gab ich nicht preis. Wir rollten an den Jugendlichten und Kindern vorbei, die in den Wagen schauten, dann erreichte ich die Abzweigung und mußte mich rechts halten.
»Ich habe keine«, fuhr Mrs. Frominghton fort. »Vielleicht eine Anomalie des Wetters, so habe ich es jedenfalls meinen Kindern mitgeteilt, Mr. Sinclair.«
»Das war gut.«
»Dann sind Sie als Polizist der gleichen Meinung?«
»Natürlich.«
»Das gibt mir Mut. Ich dachte auch an eine Windhose. So etwas soll es ja geben.«
Da hatte sie recht. Ich konzentrierte mich auf den Weg. Er war ziemlich schmal, auch nicht asphaltiert und mit hohem Gras bewachsen. Rechts und links sah ich Wiesen und Felder.
Vor mir die Burg.
Auf einem Hügel stand sie. Sie war nicht sehr groß, aber irgendwie reizvoll anzusehen. Ich konnte mir gut vorstellen, daß es Spaß machte, dort seine Ferien zu verbringen.
»Ein sehr nettes Plätzchen haben sie sich ausgesucht, Mrs. Frominghton.«
»Finden Sie?«
»Klar, das ist doch etwas für die Jungen und Mädchen. Burgromantik zieht immer.«
Sie nickte. Dann wurde sie rot. »Woran denken Sie, Mrs. Frominghton?«
»An den heutigen Abend.«
»Und?«
»Ich weiß, es klingt unverschämt, doch Sie sind Scotland Yard-Beamter, und wenn Sie bei uns übernachten, könnten Sie doch auch Geschichten erzählen. Ich meine, Fälle, die Sie erlebt haben. Das klingt bestimmt spannend.«
»So schlimm ist es nicht«, stapelte ich tief. »Mal sehen, vielleicht mache ich es.«
»Das wäre nett.«
Wenn ich das
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