0179 - Spuk im Leichenschloß
Schloß so sah, wurde ich fast an die Werwolf-Burg erinnert. Sie lag so ähnlich. Dort hatten Lupina und Silva, die weiße Wölfin, gegeneinander gekämpft. [3]
Ich fragte mich, wo Lupina, die den Kampf gewonnen hatte, jetzt wohl stecken würde.
»Bitte fahren Sie noch langsamer«, wies mich Mrs. Frominghton an. »Da kommt ein Schlagloch.«
Und wie es kam. Ausweichen konnte ich nicht, ich mußte hindurch. Hoffentlich litt Suko nicht unter diesem Stoß. Ich schaffte es.
Kaum lag das mit Regenwasser gefüllte Schlagloch hinter uns, hörte ich schon seine Stimme.
»Kannst du nicht mehr Rücksicht nehmen, du Rennfahrer?«
»Ach nee, auch wieder wach.«
»Ja, bei deiner Fahrweise kann man ja nicht ruhig schlafen.«
Mrs. Frominghton war leicht entsetzt. »Aber Sie waren doch vorhin noch bewußtlos.«
»Jetzt nicht mehr.«
»Also wirklich. Sie haben vielleicht Nerven.«
»Wieso? Haben Sie keine?«
Mrs. Frominghton atmete nur durch die Nase. Das mußte als Antwort reichen.
Wenig später lenkte ich den Silbergrauen durch einen Torbogen und gelangte in den Innenhof des Schlosses. Alles sah sehr gepflegt aus, nichts war verfallen, sogar die Schloßmauer, die sich rund um das Gebäude zog, und auch die Stallungen, Trakte, Vorratsräume und Schuppen mit einrahmte.
Ich stieg aus. Bei einer zu heftigen Bewegung schmerzte mein Nacken wieder und erinnerte mich daran, daß ich auch mit Suko behutsam umgehen mußte.
Mrs. Frominghton ging auf die breite Steintreppe zu, die ihr Ende vor einer dicken Holztür fand.
Ich öffnete den hinteren Wagenschlag.
Suko grinste mich an. Sein Grinsen fiel allerdings verzerrt aus, ein Zeichen, daß er sich noch nicht völlig auf dem Damm fühlte.
»Soll ich dich tragen oder stützen?« fragte ich den Chinesen.
»Du Schwächling willst mich tragen?« Er lachte. »No, mein Lieber, ich gehe allein, kannst mir ja deinen Arm leihen.«
»Kostet pro Minute drei Pfund Leihgebühr.«
»Halsabschneider.«
Ich streckte die Arme aus und half Suko aus dem Wagen. Es war gar nicht so einfach. Der Chinese hatte doch seine Schwierigkeiten, er war noch ziemlich wacklig auf den Beinen. Das Blut hatte er sich notdürftig aus dem Gesicht gewischt, und als er schließlich auf den Füßen stand, wäre er fast umgefallen, wenn da nicht meine Schulter als Stütze gewesen wäre.
»Von wegen wieder fit«, bemerkte ich.
»Alles nur Täuschung.«
Mrs. Frominghton stand am Ende der Treppe in der offenen Tür und erwartete uns.
Neben ihr sah ich einen dicken Mann, der rosige Wangen und lustige Augen hatte.
Als wir mühsam die Treppe hinter uns gelassen hatten, stellte mir die Frau den Mann als Harvey Ollik vor. Koch, Hausmeister und Mädchen für alles in einer Person.
»Wohin?« fragte ich.
Mrs. Frominghton verzog das Gesicht. »Leider müssen Sie noch eine Treppe hoch. Hier unten befinden sich nur die Eßräume und auch die eigentlichen Aufenthaltszimmer.«
»Okay, gehen Sie vor.«
Sie nahm den Koch mit. Gemeinsam stiegen sie nebeneinander die Stufen hoch. Der Mann warf hin und wieder einen Blick über die Schulter und schaute Sukos Gesicht an. So ganz geheuer war ihm die Sache doch nicht.
Der Chinese biß die Zähne zusammen. Nicht nur ich wußte daß es ihm schlecht ging; er fühlte sich elend, aber er wollte keine Schwäche zeigen.
»Soll ich nicht doch lieber einen Arzt kommen lassen?« erkundigte ich mich.
»Nein, John, laß es. Die eine Nacht überstehe ich schon. Morgen sieht alles anders aus.«
»Okay, du bist erwachsen.«
Wir mußten durch einen düsteren Gang in dem kaum Licht brannte. An den Wänden hingen dunkle Gemälde. In kleinen Nischen standen Truhen oder Kästen. Unter unseren Füßen befand sich ein Holzfußboden. Bei jedem Schritt bewegten sich die Dielenbretter, sie knarrten und ächzten.
Ausgerechnet bis zum letzten Zimmer mußten wir. Die Frau öffnete eine Rundbogentür.
Ich mußte mich ducken, um hindurchzukommen. Die Decke war dafür hoch genug. Da es ein Eckraum war, besaß er auch zwei Fenster. Die Scheiben, mehrmals unterteilt, zeigten einen Grauschimmer, der von außen auf innen klebte.
Ich sah nur das Bett. Dort schaffte ich meinen Freund hin. Suko setzte sich und ließ sich danach langsam nach hinten fallen. Zum Glück befand sich die Wunde nicht am Hinterkopf, sondern weiter vorn, so daß er auf dem Rücken liegenbleiben konnte.
Harvey Ollik war auf dem Weg zum Zimmer verschwunden. Jetzt kam er zurück und hatte einen Verbandskasten mitgebracht.
»Das genau
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