0180 - Die Grabstein-Bande
den Kopf. Er verzog sofort wieder das Gesicht, weil Schmerzen ihn plagten.
Ich lachte. »Am besten ist es, du gräbst den Baum aus und stellst ihn irgendwohin, wo du ihn immer siehst. Als Erinnerung daran, daß sein Holz stärker gewesen ist als das in deinem Kopf.«
Suko konterte. »Wenn man nur Stroh im Schädel hat wie du, dann fallen einem solche Vergleiche ein.« Er deutete auf mein blondes Haar.
»Es wächst dir ja schon aus dem Schädel.«
»Ja, ich muß auch wieder zum Friseur. Der kann dann Erntedankfest feiern.«
Es tat gut, mal wieder richtig dumm daherzureden. Die Spannung war von uns abgefallen. Ich wollte in Faversham nur noch nach den Kindern schauen und auch noch kurz mit den Betreuern sprechen. Gary Sorvino interessierte mich ebenfalls. Sicherlich hatte er schon mit seinem Vater gesprochen, vielleicht konnte er von ihm erfahren, wie der Anwalt reagieren würde.
Es war eine friedliche Gegend, durch die wir kutschierten. Das Blutschloß blieb hinter uns zurück, doch die Erinnerung würde so schnell nicht weichen, davon war ich überzeugt. Dabei ahnte ich nicht, daß der Fall bereits in ein anderes, heißes Stadium getreten war. Beendet war er noch nicht.
Seltsamerweise dachte ich immer an die Mordliga. Sie kam mir einfach in den Sinn, weil eben die Sorvino-Kinder eine Rolle gespielt hatten. Ich wollte nicht glauben, daß der Anwalt seine Hände in den Schoß legte und nichts tat. Der hatte bestimmt Logan Costello benachrichtigt, und dessen Verbindungen reichten weit. Sie waren bekannt und gefürchtet.
Andererseits trieb sich Solo Morasso, alias Dr. Tod, in New York herum. Das hatten wir vor kurzem erfahren, und ich hatte auch gehofft, daß damit die Mordliga stillgelegt wäre, wenn sich ihr Chef nicht in der Nähe befand. Weit gefehlt. Das Abenteuer mit Lupina hatte mir genau das Gegenteil bewiesen. Auch alle ihren Anführer machten die Mitglieder Furore.
Dr. Tod war auf der Suche nach Xorron, dem Herrn der Zombies, Ghouls und Untoten. Ich hatte eigentlich vorgehabt, eine Warnung nach New York zu schicken, doch die zuständigen Behörden hätten mir wohl kaum ein Wort geglaubt und mich unter Umständen als Opfer der Zombie-Welle in den Kinos angesehen.
»Worüber denkst du nach?« fragte Suko.
»Mordliga.«
»Oje, da kommst du zu keinem Abschluß.«
»Leider. Wenn ich nur wüßte, wo dieser verdammte Solo Morasso sein Versteck gefunden hat! Es muß irgendwo auf der Erde ein Loch geben, in das er gekrochen ist.«
»Wir hätten Lupina nicht laufenlassen sollen«, meinte Suko.
»Das stimmt, dann wüßten wir vielleicht mehr.« Ich lenkte den Bentley in eine weit geschwungene Kurve. Pappeln standen am Straßenrand. Im Licht der Sonne sahen ihre Blätter seltsam hell aus. Als wir den Scheitelpunkt erreichten, sahen wir das grüne Ungetüm, das uns auf der anderen Straßenseite entgegenkam.
Ich fuhr noch schärfer links heran. Der andere Wagen schaukelte etwas über den schlechten Straßenbelag, und ich identifizierte ihn als einen Gefangenentransporter.
»Großer Umzug«, sagte Suko. Er schaute aus dem Fenster, als uns der Wagen passierte. »Da kommt kaum einer raus.«
»Ist auch Sinn der Sache.« Ich vergaß den Transporter schnell, denn vor uns sah ich bereits die ersten Häuser des Ortes. Eine Tankstelle, ein Supermarkt, Straßen, die abzweigten und in Siedlungen führten. Ein bekanntes Bild.
Diesmal wollten wir nicht zum Museum, sondern mitten in die Stadt.
Ich war überrascht von dem Betrieb, der hier herrschte. Wir kamen nur langsam voran, und in der City waren drei Straßen für Fahrzeuge gesperrt. Man hatte sie als Fußgängerzone eingerichtet, wo zahlreiche Geschäfte, Kneipen und Restaurants ebenfalls ihren Platz fanden.
Wir warteten vor einer roten Ampel. Ich fragte einen Passanten nach dem Kent-Hotel. Er erklärte es in drei Sätzen. Wir brauchen nur die nächste rechts, dann wieder links, und alles war geritzt.
Als die Ampel Grün zeigte, fuhr ich an. Wir gelangten in eine enge Straße, die nur von einer Seite zu befahren war, fuhren dann rechts und befanden uns in einer Sackgasse. Wo die Fahrbahn in einen Wendehammer mündete, sah ich die gelbgraue Fassade eines sechsstöckigen Gebäudes über dessen Eingang die große Schrift förmlich ins Auge stach.
Kent-Hotel.
Es gab links neben dem Gebäude einen Parkplatz, wo ich noch eine freie Stelle fand.
Wir stiegen aus.
Das Hotel war schon älter, machte aber einen durchaus gepflegten Eindruck. Der rührte auch von den
Weitere Kostenlose Bücher