0180 - Die Grabstein-Bande
beiden Freunde diskutierten nicht mehr weiter, denn sie waren in die Kurve eingefahren und sahen plötzlich einen Wagen, der quer und auf der Fahrbahn stand. Es war ebenfalls ein Lieferwagen mit verdeckter Ladefläche.
»Bremsen!« schrie Kollowski.
Okura nagelte das Pedal fest. Die Bremsen griffen hart zu. Reifen radierten über den Asphalt. Das Geräusch war bis in die Fahrerkabine zu hören und quälte unangenehm in den Ohren der beiden Männer. Auf der Ladefläche wurden die Cornelli-Brüder durchgeschüttelt wie reifes Obst in einer Sortiermaschine.
Dann stand der Wagen.
Etwa drei Yards vor dem Hindernis hatte Okura ihn anhalten können.
»Verdammt, verdammt!« stöhnte er, »und was machen wir jetzt, Partner?«
»Abwarten«, erwiderte Kollowski, öffnete jedoch die Klappe seiner Pistolentasche…
***
Er war ein Abziehbild des Schreckens!
Gewaltig von der Größe her, breit in den Schultern, ein muskulöser, an Stein erinnernder Körper, der grüngrau schimmerte. Strähnige lange Haare, ein Gesicht, das von Narben und Geschwüren entstellt war, ein breites Maul mit einem Gebiß, das an Stahlnägel erinnerte. Besonders lang waren die beiden Eckzähne, gewaltige Hauer, die den Weg ebneten für das Blut, das er brauchte, um zu existieren.
Sein Name: Vampiro-del-mar!
Eine Ewigkeit war er in der Nordsee begraben gewesen. Er war in einer Zeit entstanden, worüber kein Geschichtsbuch schrieb. Wasser machte ihm nichts aus, auch kein Tageslicht, aber eins hatte er mit seinen Brüder der jüngeren Generation gemeinsam.
Die Gier nach Blut!
Denn davon existierte er. Das Blut gab ihm überhaupt die Kraft, noch weiter leben zu können. Es war Balsam, es belebte ihn, und er bekam immer wieder neues.
Allerdings dosiert. Dr. Tod hatte etwas mit ihm vor, und er hielt ihn an der kurzen Leine. Vampiro-del-mar bekam gerade soviel von dem roten Lebenssaft, wie er benötigte, um zu existieren.
Sein Hunger jedoch war noch nie gestillt worden…
Allein ließ man ihn nicht los. Ein Aufpasser war immer bei ihm. Da Solo Morasso, Tokata und Lady X, die ehemalige Terroristin, in New York weilten, war Marvin Mondo, der gefährliche Monstermacher, aus dem Versteck mit nach England gekommen, um ihn zu begleiten. Er wollte dafür sorgen, daß Vampiro-del-mar richtig und seinen Kräften entsprechend eingesetzt wurde.
Die Reise war kein Problem.
Mit gewissen magischen Tricks ließ sich alles lösen, und Mondo, der bei Logan Costello erschienen war und dort auch den Anwalt Sorvino getroffen hatte, hörte genau zu, was man ihm sagte.
Ein Name sprang ihm dabei besonders ins Ohr.
John Sinclair!
Immer wenn von diesem Mann die Rede war, verzog sich sein Gesicht. Wie alle Mitglieder der Mordliga, so haßte er John Sinclair bis aufs Blut. Er war derjenige, der getötet werden mußte, der ihnen bisher immer ein Schnippchen geschlagen und auch schmerzende Niederlagen bereitet hatte.
In letzter Zeit jedoch hatte Dr. Tod angeordnet, die Jagd auf John Sinclair zurückzustellen. Andere Dinge gingen vor. Erst einmal wollte er Xorron finden. Dazu war er nach New York gereist und suchte ihn dort.
Wenn er ihn hatte, wollte er den zweiten Teil eines immensen Plans in Angriff nehmen.
Der beschäftigte sich mit Asmodina. Er konnte es nicht länger hinnehmen, daß sie über ihm stand. Nein, das wollte er nicht ertragen.
Morasso wollte derjenige sein, der über alle bestimmte und nicht Asmodina, auch wenn sie die Tochter des Teufels war.
Asmodina hatte Verdacht geschöpft, und Solo Morasso einige Lehren erteilt, von denen er sich schmerzlich erholen konnte. An Aufgabe jedoch dachte er nicht.
Mondo kannte diese Zusammenhänge, er kümmerte sich allerdings nicht darum. Er hatte genug mit seinem Problem zu tun. Mit John Sinclair.
Marvin Mondo hatte sich Logan Costallos Mitteilungen gemerkt. Er hatte auch von dieser Grabstein-Bande erfahren, die gefaßt worden war.
Daraus leitete Costello einen gewagten Plan ab, der Sorvino, der Anwalt, unterstützte. Er hatte sich entschlossen, die Verteidigung der beiden zu übernehmen und sich sofort mit dem zuständigen Richter in Verbindung gesetzt. Dank seiner ausgezeichneten Beziehungen war es ihm gelungen, eine Überführung zu beantragen. Der Brief an die zuständigen Behörden war schnell geschrieben und per Eilpost zugestellt worden.
Mr. Mondo und Vampiro-del-mar brauchten sich nur auf die Lauer zu legen und abzuwarten.
Mondo hatte dem Vampir Blut versprochen, denn die beiden Cornelli-Brüder
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