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0180 - Sonderauftrag Maracaibo

0180 - Sonderauftrag Maracaibo

Titel: 0180 - Sonderauftrag Maracaibo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonderauftrag Maracaibo
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schaden. Was gibt’s denn heute zu essen, Kollegen?«
    »Schildkrötensuppe, gemischten Salat, Ente, süße Kartoffeln.«
    »Um Himmels willen!«, stöhnte Camerone Pitts. »Hört auf! Ich ertrinke an dem Wasser, das mir im Munde zusammenläuft! In einer knappen Stunde bin ich wieder da. Hoffentlich habt ihr die göttliche Mahlzeit bis dahin fertig.«
    »Das wird gerade hinkommen.«
    »Na, großartig!«
    Pitts ging wieder nach vorn ins Office. Er verließ das Haus. Ein alter Mercury stand im Schatten des Hauses, und Pitts setzte sich ans Steuer.
    Etwa zehn Minuten später hielt er den Wagen vor einer Villa in der Paradise Street an. Er eilte die Stufen zur Tür empor und klingelte. Eine alte Negerin öffnete die Tür.
    »Ach, Sie sind es schon wieder!«, schnaufte sie. »Können Sie die gnädige Frau denn nicht endlich in Ruhe lassen? Sie hat Ihnen alles gesagt, was sie weiß.«
    Pitts nahm seinen Hut ab.
    »Kommen Sie schon rein«, sagte die Negerin, da er nichts auf ihre Vorwürfe antwortete. Sie führte ihn ins Wohnzimmer. Eine etwa fünfunddreißigjährige Frau saß in einem Sessel. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen. Sie musste in den letzten Wochen allerhand durchgemacht haben, denn sie war sichtlich abgemagert, und das hellgraue Kostüm, das sie trug, war ihr zu weit geworden.
    »Entschuldigen Sie Mrs. Rosega«, sagte Pitts und nahm, seinen Hut in die Hand. »Ich weiß, dass es Ihnen nicht angenehm sein kann, wenn ich schon wieder zu Ihnen komme.«
    Die Frau sah ihn an. Ihre Stimme klang schwach, als sie erwiderte: »Oh, Mister Pitts! Nehmen Sie doch Platz! Gibt es etwas Neues?«
    Pitts setzte sich auf die vordere Kante eines Sessels.
    »Sie meinen etwas Neues über den Verbleib Ihres Mannes?«
    Die Frau nickte stumm.
    Pitts schüttelte den Kopf.
    »Nein. Er befindet sich mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht mehr in den USA. Unsere Kollegen im ganzen Bundesgebiet sind alarmiert. Dazu kommt ein ganzes Heer von Vertrauensleuten, von Spitzeln und ähnlichen Typen. Sie alle halten die Augen offen. Es ist unwahrscheinlich, dass ihnen ein gesuchter Mann länger als ein paar Tage verborgen bleiben könnte.«
    Die Frau schlug die Hände vors Gesicht, ein krampfartiges Beben ging durch ihren Körper. Die alte Negerin kam herein und brachte zwei Gläser mit Fruchtsaft, die sie wortlos auf das Tischchen zwischen der Frau und Pitts stellte.
    »Sechzehn Jahre und elf Monate bin ich nun mit ihm verheiratet«, sagte die Frau tonlos. »Und eines Tages muss man erfahren, dass der eigene Mann ein Mörder, ein Gangster und was weiß ich noch ist!«
    Pitts senkte verlegen den Kopf.
    »Es tut mir leid, gnädige Frau«, versicherte er. »Aber deswegen brauchen Sie sich doch keine Vorwürfe zu machen. Er hat mit seinem Doppelleben ja nicht nur Sie getäuscht! Die ganze Stadt, ja, sogar der Gouverneur ist doch darauf hereingefallen! Machen Sie sich doch keine Vorwürfe!«
    Die Frau hob entschlossen den Kopf.
    »Ich will Ihnen die Wahrheit sagen«, bekannte sie. »Ich habe diesen Mann schon seit vierzehn oder fünfzehn Jahren nicht mehr geliebt. Man kann diesen Mann nicht einmal lieben, wenn man sich Mühe dazu gibt. Er steckt bis oben hin voll von einem unbeschreiblichen Hass. Er hasst alles, was besser aussieht als er, jeden, der auch nur einen Dollar mehr besitzt als er, jeden, dessen Ahnenreihe eine Generation weiter zurückreicht als seine. Ich hätte mich schon vor fünfzehn Jahren scheiden lassen, wenn das Kind nicht gewesen wäre. Nur für Delora bin ich bei ihm geblieben. Sie sollte nicht ohne Vater auf wachsen.«
    Die Frau nippte an ihrem Fruchtsaft, weil ihre Stimme heiser geworden war. Es schien, als habe all das, was sie jetzt so schnell und hastig hervorstieß, sich in ihr auf gestaut und einen Druck erzeugt, der schließlich stärker werden musste als alle Hemmungen, die verhindern sollte, dass man Dinge der privaten Sphäre Fremden mitteilt. Jetzt musste sie einfach darüber sprechen.
    »Ich habe die Scheidung eingereicht«, fuhr die Frau fort. »Fünfzehn Jahre lang wollte ich meinem Kind den Vater erhalten. Jetzt werde ich mit allen meinen Kräften dafür kämpfen, dass meine Tochter nicht den Namen eines Mörders zu tragen braucht. Sie erinnern sich, Mister Pitts, dass eines Tages ein Chinese vor meiner Tür stand und mich niederschießen wollte, als ich ihm die Tür öffnete?«
    Pitts nickte ein paar Mal. Verdammt, dachte er, warum fängt sie damit an? Es wird nicht lange dauern, und sie wird um jeden Preis

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