0180 - Sonderauftrag Maracaibo
ganzes Körpergewicht in den Schwung hinein.
Joddy keuchte. Er sah die Faust auf sich zuschießen und er riss seinen Kopf erst im allerletzten Augenblick beiseite. Der scharfe Luftzug streifte seine Wange, aber gleich darauf hörte er einen mörderischen Schrei.
Sein Gegner hatte die Faust mit aller Wucht gegen die Tunnelwand geschlagen, und es war gut möglich, dass er sich dabei einige Finger gebrochen hatte. Er brüllte wie ein Stier.
Joddy wischte sich ein wenig Blut von der Unterlippe, drehte sich Pitt zu und sah, wie sein Freund den Kampf mit einem Schlag der Handkante beendete. Taumelnd sackte auch dieser Gegner in sich zusammen.
»Puh!«, schnaufte Pitt, »da kommt man ins Schwitzen, was?«
Joddy nickte und machte zwei Sätze nach vorn. Er erwischte den flüchtenden Mann gerade noch am Ärmel.
»Stop, alter Freund!«, sagte er. »Jetzt kommt der zweite Teil der Unterhaltung! Hiergeblieben!«
Er zerrte den Widerstrebenden, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht über die blutigen, blaurot anschwellenden Knöchel strich, zurück zu der Stelle, wo Pitt stand und den am Boden liegenden Gegner mit ein paar tätschelnden Ohrfeigen schwächeren Kalibers ins Bewusstsein zurückzurufen versuchte.
Joddy griff dem Stöhnenden in die Hosentasche und zog ihm eine deutsche Pistole heraus. Pitt nickte und entwaffnete auch den Bewusstlosen, bevor er seine Gesichtsmassage fortsetzte.
Nach einiger Zeit zeigte sich die erste Wirkung. Der Bewusstlose regte sich, stöhnte und tastete zu seinem Hals, wo ihn der entscheidende Schlag getroffen hatte. Kurze Zeit später beschloss er, die Augen aufzumachen, und danach rappelte er sich ächzend hoch.
»Hört zu«, sagte Joddy und spielte mit der deutschen Pistole. »Ich möchte eure Namen wissen! Wie heißt du?«
Er zeigte mit dem Lauf der Waffe auf den Mann mit der verletzten Hand. Der Kerl antwortete sofort.
»Juan Testo, Señor.«
»Schön - und du?«
»Olega Pedro Consores, Sir.«
»Was wolltet ihr von uns?«
Die beiden warfen sich einen kurzen Blick zu. Joddys Gesicht verfinsterte sich. Er bohrte dem einen den Lauf der Waffe in den Magen und knurrte: »Fangt bloß nicht an, Märchen zu erzählen! Wenn wir euch ein paar Löcher in eure braune Haut schießen, habt ihr herzlich wenig davon. Los, macht den Mund auf! Warum seid ihr uns nachgeschlichen?«
»Chef hat gesagt, wir sollen euch nachgehen, weil ihr den Chinesen nachgegangen seid«, lautete die nicht gerade korrekte Antwort.
»So, so«, murmelte Joddy. »Weil wir den Chinesen nachgegangen sind. Interessant. Was meinst du, Pitt?«
Pitt blies andächtig über den Lauf der Pistole, die er erbeutet hatte. Er zuckte die Achseln und sagte ruhig: »Am Besten wird es sein, wir unterhalten uns mit dem Chef. Diese beiden Figuren sind ja doch nur Handlanger.«
»Ganz meine Meinung«, nickte Joddy. »Los, Kumpels! Ihr führt uns zum Chef!«
Die beiden bärtigen Kubaner rissen die Augen auf. Angstschlotternd versicherten sie, dass es unmöglich sei, Fremde zum Chef zu bringen. Er würde die Fremden und diejenigen erschießen, die sie brächten.
»Mit dem Erschießen«, sagte Joddy, »wird er es nicht so eilig haben. Und außerdem würden wir uns nicht erschießen lassen. Los, es ist zwecklos, dass ihr euch sträubt! Marsch, zum Boss!«
Die beiden warfen sich auf die Knie. Bei allen Heiligen schworen sie, dass sie alle vier getötet würden, wenn sie darauf bestünden, dem Chef von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten.
Joddy schüttelte den Kopf.
»Gebt euch keine Mühe! Wir wollen zum Chef, und davon wird uns niemand abbringen! Los! Ihr habt die Wahl, entweder ihr bringt uns hin und werdet vielleicht dort vom Chef erschossen, oder ihr weigert euch weiter und werdet auf der Stelle von uns erschossen! Also entscheidet euch!«
Mit furchtbar drohendem Gesicht hob er die Pistole. Das brachte den letzten Widerstand der beiden zum Schmelzen. Seufzend, stöhnend und wehklagend ergaben sie sich in ihr Schicksal.
»Versucht aber nicht, unterwegs zu fliehen«, riet ihnen Pitt. »Wir können nicht nur gut schlagen, wir sind auch im Schießen halbwegs auf der Höhe.«
Aber die beiden Männer dachten nicht daran, die Flucht zu ergreifen. Schweigend gingen sie vor den beiden Yankees her. Pitt und Joddy hatten die Pistole in ihre Hosentaschen geschoben, um in den dicht belebten Gassen nicht damit aufzufallen.
Joddy hatte sich außerdem noch das Bündel unter den linken Arm geklemmt. Ab und zu rieb er sich über seine
Weitere Kostenlose Bücher