0180 - Sonderauftrag Maracaibo
hatte, dass er bei ihr trinken könnte, soviel er wollte, aber dass er sich nicht unterstehen dürfe, andere Gäste zu belästigen.
»Ach, man hat nichts als Ärger mit diesen verdammten Männern!«, stöhnte die gewichtige Frau, als sie sich zu Pitt und Joddy setzte. »Und ihr verdammten Narren solltet auch lieber in eurem Versteck bleiben, als die Nase so in der Öffentlichkeit herumzutragen. Jeder Polizist wird euch arrestieren!«
»Wieso?«, fragte Joddy lauernd.
Tante Aljora lachte breit.
»Junge, du darfst Tante Aljora nicht für dumm halten. Ich weiß immer, welche Steckbriefe die Polizei gerade mit besonderem Eifer beachtet. Ihr seid jedenfalls die beiden Kerle, die da oben im Reichen-Viertel die Einbrüche auf dem Gewissen haben. Mir braucht ihr nichts vorzumachen.«
»Na schön«, seufzte Pitt. »Machen wir nichts vor, sagen wir gleich, was wir auf dem Herzen haben: Wir möchten aus Maracaibo verschwinden, Tante Aljora.«
»Guter Gedanke«, lobte die Frau und stürzte einen Rum hinunter, als wäre er Wasser. »Dann beeilt euch, damit ihr die Stadt hinter euch habt, sobald es Tag geworden ist!«
Pitt schüttelte den Kopf: »Sollen wir etwa in die Berge gehen? Wovon sollten wir da oben leben? No, Tante Aljora, wir wollen ganz aus Venezuela heraus! Und Sie sollen uns dabei helfen!«
»Ich? Etwa Geld leihen? Kommt überhaupt nicht infrage.«
»Wir wollen kein Geld haben«, sagte Joddy leise, aber eindringlich. »Wir wollen nur eine Vermittlung. Auf ein Schiff, das so früh wie möglich hier ausläuft und nach Kuba fährt. Wir möchten nach Kuba.«
»Nach Kuba?«, staunte Tante Aljora, indem sie die Fäuste in die breiten Hüften stemmte. »Was wollt ihr denn in Kuba?«
Sie zuckten die Achseln. Pitt grinste nur eindeutig, und Joddy sagte gar nichts. Tante Aljora schien zu überlegen. Schließlich verkündete sie: »Okay. Zwanzig Dollar und ich verrate euch einen Mann, der dafür sorgen wird, dass ihr nach Kuba kommt, ohne vorher eine Zoll-Kontrolle durchlaufen zu müssen.«
Schweigend legte Joddy die geforderte Summe auf den Tisch.
»Wartet hier!«, sagte die Wirtin. »Ich schicke euch den Mann!«
Sie verschwand. Pitt und Joddy warteten. Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis ein braun gebrannter Riese mit dem Gebiss einer Raubkatze bei ihnen erschien und sie freundlich anstrahlte.
»Ihr wollt nach Kuba?«, fragte er leise. Aus seinem Mund kam Rumgeruch.
»Ja«, erwiderte Joddy.
»Was zahlt ihr?«
»Was verlangst du?«
Der Riese grinste breit.
»Zweihundert Dollar pro Nase.«
»Ausgeschlossen«, wehrte Joddy ab. »Viel zu teuer. Siebzig Dollar pro Kopf.«
»Ihr seid ja verrückt!«, schnaufte der Hüne. Und nun ging ein Handeln los, wie man es allenfalls in den Basaren des Orients finden kann. Schließlich einigte man sich auf hundert Dollar pro Kopf.
»Wann lauft ihr aus?«, fragte Joddy.
Der Riese sah auf seine silberne Taschenuhr, die er in der Brusttasche seines knallroten Hemdes verwahrte.
»In knapp zwei Stunden. In vierzig Minuten müssen wir gehen.«
»Gut. Wir sind fertig!«
Sie tranken gemeinsam noch ein paar Schnäpse, bis sie sich von Tante Aljora verabschiedeten. Der Riese zeigte den Weg. Als sie am Pier angekommen waren, riet er ihnen, sich hinter einem Speicher so lange zu verstecken, bis sie von Bord seinen Signalpfiff hörten. Er müsse erst nachsehen, ob die Luft rein sei.
Sie warteten im Schatten des Speichers und sahen, wie der Hüne mit weit ausgreifenden Schritten auf das Schiff zuging und an Bord eilte. Es dauerte fast fünf Minuten, bis sie endlich seinen Pfiff hörten.
»Gott sei Dank!«, seufzte Joddy. »Ich dachte schon, er wollte uns betrügen. Jetzt aber schnell!«
Sie huschten hinauf und wurden von dem Riesen oben an der Reling empfanden. Er winkte ihnen, und sie eilten leise hinter ihm her. Die Flucht aus Venezuela war geglückt.
***
Vier Tage lang trieben sie sich im Hafen von Havanna herum. Sie nächtigten in den billigsten Hafenquartieren, die sie finden konnten, und sie bummelten tagsüber an den Piers und Kais entlang und aßen in verkommenen Spelunken.
Irgendwo hatten sie sich eine Liste der Schiffe besorgt, die in den nächsten drei Wochen Havanna anläufen würden. Insbesondere beobachteten sie das Anlegen aller Schiffe, die durch den Panamakanal aus dem Pazifik kamen. Am Morgen des fünften Tages standen sie abermals an einem Pier und sahen zu, wie die Margarita festmachte, ein Fracht- und Passagierschiff.
Die Zollbehörden gingen an
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