0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn
neben uns an die Theke auf.
»Hören Sie, Sheriff!« knurrte ich. »Ich habe nichts dagegen, wenn Sie hier ein bißchen mitmischen wollen. Aber wenn Sie das Gespräch auf ein ganz bestimmtes Thema bringen wollen, dann kann ich für nichts garantieren!«
»Karascho, karascho!« nickte er. »Noch eine Lage, Jimmy!«
Plötzlich warf Plachnow einen Blick auf seine Uhr. »Himmel!« brummte er. »Ich muß rauf zu Styra Morreece!«
»Wer ist das?« fragte ich. »Den Namen habe ich schon gehört?«
»Unsere angehende Hollywood-Berühmtheit!« erwiderte Plachnow. »Sie gibt ihre Abschiedsparty! Heute fliegt sie von Harrisburg aus zurück. Das ganze Dorf ist eingeladen. Man muß es ihr lassen, die läßt sich nicht lumpen!«
»Grüßen Sie sie schön!« sagte Phil. »Sagen Sie ihr, wir wären auch zwei Verehrer!«
»Sagen Sie’s ihr doch selber!« meinte Plachnow. »Kommen Sie mit! Los, allein fühle ich mich da sowieso nicht besonders wohl.«
»Warum sind wir nicht längst dort?« Zehn Minuten später waren wir tatsächlich dort. Es fiel nicht mal auf, daß Plachnow uns mitbrachte. In dem netten Häuschen waren die Türen zwischen allen Zimmern ausgehakt, und überall standen Leute herum.
Plachnow machte uns mit dem Mädchen bekannt. Jetzt begriff ich seine Schwärmerei schon besser. Sie war eine Schönheit. Ohne jeden Zweifel. Phil brachte mit dem Geschick, das er für so was hat, ein paar Komplimente an.
»Machen Sie mich nicht eifersüchtig!« kicherte in diesem Augenblick ein Männchen, das sich ziemlich ungeniert zwischen uns schob.
Es war Doc Mischa. Obgleich das Mädchen selber höchstens mittelgroß war, überragte sie ihn noch um eine ganze Haupteslänge.
»Sie wollen uns schon wieder verlassen?« fragte der Doc mit seiner Fistelstimme.
»Ja, ich fliege um ein Uhr mit der Nachtmaschine von Harrisburg«, erwiderte das Mädchen. »Johnny ist so freundlich und bringt mich in seinem Wagen hin.«
Sie zeigte auf einen blassen, sommersprossigen, schüchternen Jüngling, der ein paar Schritte abseits stand und hoffnungslos in das Mädchen verschossen war, wie man auf den ersten Blick erkennen konnte.
Plachnow mischte sich wieder in das Gespräch und forderte gebieterisch, daß sie sich gefälligst mit dem Starwerden beeilen sollte. Lilianwos wolle endlich auf etwas stolz sein dürfen. Ich hatte ihn im Verdacht, daß er nicht allzuviel Whisky vertragen konnte.
Nach einer Weile entschuldigte sich das Mädchen und kümmerte sich um ihre anderen Gäste. Doc Mischa trottete hinter ihr her. Seine Kleider schlotterten an seinem Körper.
Plachnow hatte ein Zimmer entdeckt, in dem schwarzer Kaffee serviert wurde. Er lotste uns dahin. Ich winkte ab.
Phil wollte mir zureden, daß uns allen ein Kaffee nicht schaden könnte, aber ich setzte mich durch. Fast beleidigt ließen sie mich stehen und suchten ihren Kaffee. Kaum waren sie jedoch verschwunden, da trat ich unauffällig den Rückzug an.
Mir war plötzlich etwas eingefallen.
***
Als ich wieder zurückkam, war fast eine ganze Stunde vergangen. Phil hatte mich bereits gesucht.
»Zum Teufel!« schimpfte er. »Wo hast du so lange gesteckt?«
Ich versuchte ein klägliches Gesicht zu machen und erwiderte: »Mir war schlecht!«
»Ich hab’ dir doch gleich gesagt, du sollst einen Kaffee mittrinken! Mir geht es prima!«
»Das freut mich«, antwortete ich. »Können wir gehen? Wir sind jetzt wirklich lange genug hiergewesen.«
»Wenn du früher gekommen wärst, hätten wir längst gehen können«, erwiderte Phil.
Wir verabschiedeten uns, nachdem Plachnow uns mit rotem Kopf erzählt hatte, er würde ganz gern noch ein bißchen bleiben.
Auf der Rückfahrt nach Hershey pfiff ich lustig vor mich hin. Phil musterte mich eine ganze Weile mißtrauisch.
»Geht’s dir nicht gut?« fragte er dann besorgt.
»Mir geht’s großartig!«
»Wie kommt dieser plötzliche Stimmungsumschwung zustande?«
»Ganz einfach! Ich freue mich darauf, daß ich gleich Mrs. Stephans gute Küche wieder mal bewundern darf. Und zweitens freue ich mich auf das Bett, das ich nach dem Essen aufsuchen werde. Sind das keine Gründe, sich zu freuen?«
Phil brummte irgend etwas. Er schien mir nicht zu glauben. Kein Wunder. Ich freute mich ja auch über etwas ganz anderes.
Er redete auf mich ein, daß es vielleicht angebracht sei, sich Gedanken wegen der gefälschten Nummer zu machen.
Ich sagte nur: »Du machst dir Gedanken, und ich schlafe inzwischen. Gute Nacht, mein Alter! Ich habe den Wecker
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