0187 - Mannequins mit Mörderaugen
pfiff das Schwert durch die Luft. Plötzlich klaffte das Kleid des Mädchens seitlich auf.
Unwillkürlich senkte Angie den Blick, ließ Tokata dabei aus den Augen, und der Samurai des Satans sprang vor.
Mit dem Schwert.
Mit höchster Präzision traf es sein Ziel.
Angie stieß einen Wehlaut aus, hob den Kopf und schaute das Monster schon aus brechenden Augen an. Als sie dann zu Boden fiel, war sie bereits tot.
Tokata trat zurück, wischte die Klinge ab und ließ sein Schwert wieder verschwinden. Er nickte zufrieden.
Und Lady X lachte. Sie hatte erreicht, was sie wollte. Vier tote Mädchen lagen auf dem Boden.
Aber waren sie wirklich tot?
Da regte sich die erste. Es war Violetta Valeri. Sie rollte sich auf die Seite, schüttelte den Kopf, als hätte sie über etwas nachgedacht, und stemmte sich langsam hoch. Schwankend blieb sie stehen, schaute sich um, und ihr Mund öffnete sich.
Jeder sah die beiden spitzen Eckzähne, als Violetta weit die Lippen zurückschob.
Sie war zu einem Vampir geworden.
Schon bewegte sich die nächste. Das war Corinna Camacho.
Verändert hatte sie sich nicht, noch immer umrahmte die rote Haarflut ihr Gesicht, doch als sie ihren Mund öffnete, drangen keine Worte daraus hervor, sondern ein schauriges Heulen, das sich an den kahlen Wänden des Kellers brach.
Corinna Camacho war eingegangen in den Kreis der Werwölfe!
Noch lagen zwei Tote auf dem Boden. Sie konnten sich nicht erheben, denn sie waren ›normal‹ umgebracht worden. Aber es gab Methoden, damit sie wieder zum Leben erwachten.
Voodoo, so hieß die eine.
Und auf die wollte sich Lady X stützen. Deshalb befahl sie Xorron, den Herrn der Zombies, zu sich.
»Bring sie wieder zum Leben!«
Xorron nickte.
Er wollte die Herzen der Leichen!
***
»Wir fliegen nach Paris«, sagte Suko zu mir, nachdem er von Glenda Perkins in mein Büro gelassen worden war. Er grinste mich über meinen Schreibtisch hinweg an.
»Wer sagt das?«
»Die Frauen!«
»Wieso?«
»Shao, Jane und Sheila haben beschlossen, nach Paris zu fliegen.«
Ich grinste schief. »Wollen die einen draufmachen?«
»Weiß ich nicht. Shao sagte mir nur etwas von einer Modenschau, die sie unbedingt besuchen wollen. Bill bleibt bei Johnny, und die drei ziehen los. Sie fliegen sogar mit einem Privatjet, der Sheilas Firma gehört.«
»Auch das noch«, stöhnte ich. Ich war gerade von einem Auftrag in den Bergen von Wales zurückgekehrt, ein Fehlalarm, und war ein paar Tage lang nicht zu erreichen gewesen.
Suko grinste schlitzohrig. »Leider habe ich schon zugesagt, daß wir ihnen morgen folgen. Wenn du etwas ändern willst…«
»Nein, nein.«
»Außerdem hast du noch genügend Urlaub zu bekommen«, hielt Suko mir entgegen.
»Und wie.«
»Also steht einem kleinen Abstecher nach Paris nichts im Wege.«
»Meinetwegen.« Warum eigentlich nicht, dachte ich. Ich hatte ein paar enttäuschende Tage hinter mir, daß mir Paris guttun würde.
»Dann bleibt es dabei?« fragte Suko.
»Immer.«
***
Yves La Salle hatte im Leben schon einiges mitgemacht. Er war in Afrika geflogen und hatte sich als Söldner verdingt. Dann ging er nach Asien und flog für eine Gesellschaft Dschungelfracht. Daß er Rauschgift transportierte, wußte er nicht. Erst als ihn Männer von der Konkurrenz fast zum Krüppel schossen, wußte er, was die Glocke geschlagen hatte. Mit viel Glück kämpfte er sich aus dem tiefen Urwald Borneos frei und ging wieder nach Frankreich, wo er einen Partner aus alten Zeiten traf, der durch eine Erbschaft zu Geld gekommen war.
Bei viel Pastis und anderen harten Sachen beschlossen die Männer, ihre Zukunft gemeinsam zu gestalten. Außer Fliegen hatten sie nichts gelernt. Sie gründeten eine Fluggesellschaft, die den schönen Namen AIRTEX trug. Die ersten beiden Jahre waren hart. Dann kam eine bessere Zeit, in der es viele Aufträge gab. Vor allen Dingen Privatkunden ließen sich mal von einer Stadt zur anderen fliegen und wollten oft nur vor ihren Freunden damit protzen. Den beiden Partnern war es egal. Hauptsache, die Kasse klingelte.
Eines Tages stiegen die Ölpreise. AIRTEX geriet in eine schwere Existenzkrise. La Salles Partner überlebte es nicht. Er starb an einem Herzinfarkt.
La Salle hatte jedoch geschworen, das Geschäft so lange weiterzuführen, wie es eben ging. Er schränkte seinen Lebensstandard ein und hielt sich soeben über Wasser. Hin und wieder bekam er ein paar Aufträge, dann konnte er aufatmen, aber meist hockte er auf einem Nebenfeld
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