0187 - Mannequins mit Mörderaugen
sie noch nicht entdeckt, und in diesem unheiligen Refugium des Schreckens schmiedete Solo Morasso neue Pläne.
Diesmal hatte er sich wieder einen gigantischen Plan ausgedacht, der Asmodina dem Sturz näher bringen sollte, vorausgesetzt, sie fiel darauf rein und durchschaute ihn nicht sofort. Das waren Gedanken, die Lady X durch den Kopf gingen und von denen die Mädchen nichts ahnten.
Sie folgten ihr blind. Lady X hatte es geschafft, sie mit Worten restlos zu überzeugen, was gar nicht schwer gewesen war, denn die Girls besaßen ein Kapital.
Ihre Schönheit!
Um die zu behalten, waren sie bereit, jeden Preis zu bezahlen. Sie wollten und würden auch einen Pakt mit der Hölle eingehen, wie Lady X ihn vorgeschlagen hatte.
Sie lächelte böse, als sie daran dachte, denn keines der Mädchen ahnte, was sie wirklich erwartete. Sie dachten wohl an viel Hokuspokus, eine geheimnisvolle Beschwörung oder ähnliches, aber sie würden sich wundern.
Eine Treppe führte in die großen Kellergewölbe des Hauses. Das Haus stammte noch aus dem letzten Jahrhundert, war inzwischen renoviert worden und entsprach nun den heutigen Wohnbedingungen. Lady X hatte es von einem Makler gemietet und sich mit den Mädchen hierher zurückgezogen, während in Europa die Werbekampagne bereits lief.
Das würde die Modenschau des Teufels werden, da war sich die Scott sicher.
Die Mädchen waren bisher noch nie in diesem Gewölbe gewesen und schauten sich deshalb ängstlich um, als sie die steile Treppe nach unten stiegen und sie von Gänsehaut erzeugender Kühle empfangen wurden.
Das Licht reichte gerade noch aus, um nicht zu stolpern. Wenn der Makler das Haus verkaufen wollte, dann durfte er seine Interessenten nicht in den Keller führen, vorausgesetzt, es machte ihnen nichts aus, im Dreck und zwischen den Spinnweben umherzuwandern, die von der Decke hingen und auch an den Wänden klebten. Auf dem Boden lag der Staub fingerdick. Jeder Schritt hinterließ Abdrücke, und Lady X, die vorging, blieb schließlich an einer Tür stehen, die schwarz lackiert war.
Sie hatte eine Messingklinke. Eigentlich paßte diese Tür überhaupt nicht in das Gewölbe.
Lady X öffnete sie, wobei sie zur Seite trat, um den vier Mädchen den Vortritt zu lassen.
»Bitte sehr«, sagte sie.
Die Mannequins überschritten die Schwelle.
Ihre Augen wurden groß, weil sie versuchten, mit den Blicken die Dunkelheit zu durchdringen.
Sie sahen nichts.
Nur die Füße versanken in einem weichen Teppich, der ebenfalls nicht in diesen Keller paßte.
»Geht bis zur Mitte des Raumes«, wies Lady X die Mädchen an, drückte die Tür zu und schloß sie ab. Wegen der Dunkelheit konnte niemand das satanische Lächeln sehen, das auf ihrem Gesicht lag, als sie sich mit dem Rücken gegen die Tür lehnte, die Maschinenpistole von ihrem Gürtel hakte und sie locker in der Hand behielt.
Die Scott ließ die Mannequins noch etwas schmoren. Sie sollten die unheilschwangere Atmosphäre, die in diesem Keller herrschte, voll in sich aufnehmen.
Und die Mädchen spürten das.
Vielleicht bereuten sie sogar den Entschluß, sich in die Fänge der Lady X begeben zu haben, nur wagte es niemand, dies offen auszusprechen. Sie faßten sich nur gegenseitig an. Wie Tiere, die sich in die Enge gedrängt fühlten.
»Meine Güte, was ist das nur?« flüsterte Angie Hall und schüttelte sich.
»Sei still!« zischte die Camacho.
»Seid ihr bereit?« Die metallisch klingende Stimme der Lady X unterbrach das Geflüster.
»Ja!« Die Antwort gab Karin Bergmann. Sie hatte sich am besten von allen zusammengerissen und versuchte, mit ihren Blicken weiterhin die Dunkelheit zu durchdringen.
Und sie glaubte auch, in den Ecken dieses Gewölbes Schatten zu erkennen, was allerdings auf einer Einbildung beruhen konnte, denn ihre Nerven waren ebenfalls angespannt.
Keine von ihnen sah, daß sich Lady X bewegte. Ihr Arm glitt in die Höhe, die Finger fuhren tastend an der rauhen Wand entlang, dann hatte sie gefunden, was sie suchte. Den Lichtschalter.
Sie legte ihn um.
Vier Spotlights gleichzeitig strahlten auf. Sie ergossen ihr Licht in vier verschiedene Richtungen, leuchteten die Ecken des Gewölbes aus und trafen dort vier stehende Personen.
Keine Menschen, sondern Monster.
Lady X hatte in diesem Keller den Großteil der Mordliga versammelt!
Zuerst geschah nichts. Die Mannequins waren zu überrascht, um reagieren zu können. Sie sahen zwar, daß sie auf einem blutroten Teppich standen, doch in die Ecken
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