0189 - Dämonen im Raketencamp
ab.
Superintendent Sir James Powell hatte sich hinter seinem Schreibtisch erhoben. Er stand dort und schaute uns entgegen. Auch er trug einen dunklen Anzug. Anthrazit mit feinen Nadelstreifen. Die Krawatte war korrekt gebunden, und im Gegensatz zu meinem Hemdkragen zeigte seiner keine Kaffeeflecken. Er trank sowieso meist nur kohlensäurefreies Wasser.
Zuerst schaute er mich an und verzog die Mundwinkel. Die Augen hinter seinen Brillengläsern zogen sich für einen Moment zusammen Wahrscheinlich hatte er den Fleck entdeckt. Ich grinste frei und offen, dann blieb ich stehen, wobei Sir James mich nicht mehr anschaute. Er hatte nur Augen für Suko.
Und er lächelte. »Ich freue mich«, sagte er, kam hinter seinem Schreibtisch hervor und reichte Suko die Hand. »Ich freue mich wirklich, daß es endlich gelungen ist, Sie in unserer Truppe als vollwertiges Mitglied aufzunehmen. Und das wurde auch wirklich Zeit«, fügte er im Brustton der Überzeugung hinzu.
Suko nahm die Hand nur vorsichtig.
Ich kannte seine Kraft, aber daß sich mein Freund freute, sah man ihm an. Ein Hauch von Feierlichkeit hatte sich ausgebreitet, und auch mir wurde es, wie man so schön kitschig sagt, warm ums Herz.
Sir James bat Suko, Platz zu nehmen, und hielt eine kurze Ansprache, wobei er sich ebenfalls setzte und ich mich auch niederließ. Ich hatte gar nicht gewußt, daß der Superintendent so reden konnte.
Suko lauschte nahezu ergriffen den Worten. Er saß auf der Stuhlkante wie ein schüchterner Schulbub und war knallrot im Gesicht geworden.
Sir Powell hob die Verdienste des Chinesen hervor und wies darauf hin, welch ein guter Mann jetzt Scotland Yard verstärkt hatte.
Der Chinese schluckte ein paarmal, und, verdammt noch mal, Freunde, ich sah es in seinen Augenwinkeln sogar verräterisch blinken.
Mensch, der alte Knabe wurde ja richtig weich. Ehrlich, ich freute mich mit ihm über diesen Erfolg, den er sich im wahrsten Sinne des Wortes erkämpft hatte.
Vor allen Dingen für die Zukunft wünschte uns Sir James viel Glück und alles Gute. Das konnten wir alle gebrauchen, denn die Aufgaben und Probleme, die auf uns warteten, waren wirklich nicht weniger geworden.
Nach zehn Minuten etwa, als Sir James die Rede beendet hatte, überreichte er Suko seine Einstellungsurkunde, den Ausweis und all den Personalkram, der sonst noch dazugehörte. Der Chinese war auch eingebürgert worden und hatte somit die englische Staatsangehörigkeit bekommen.
Noch einmal drückte er Suko die Hand und wünschte ihm alles Gute und viel Erfolg auf seinem weiteren Weg.
Suko bedankte sich. Er warf mir einen hilfesuchenden Blick zu, doch ich schüttelte den Kopf. Helfen konnte ich ihm nicht. Der Chinese hielt eine kurze Dankrede, die aus drei Sätzen bestand.
Seine Stimme klang dabei ein wenig rauh. Für Suko war in den letzten Minuten ein Wunschtraum in Erfüllung gegangen.
Dann waren wir wieder im Dienst. Sir James hatte die Berichte der letzten Fälle auf seinem Schreibtisch liegen. Er hatte sie auch schon gelesen, denn er wußte bereits, daß Lady X zu einer Vampirin geworden war.
»Diese Pamela Barbara Scott wird Dr. Tod vielleicht noch Ärger bereiten«, vermutete er.
»Das glaube ich nicht«, erwiderte ich.
»Wieso?«
»Meiner Ansicht nach fügt sie sich nahtlos in den Reigen dieser Höllengeschöpfe ein.«
»Und was meinen Sie, Suko?«
»Ich bin ebenfalls John Sinclairs Ansicht, Sir.«
»Gut, wir werden sehen.« Sir James nahm seine Brille ab und putzte mit einem Tuch die Gläser. Seine Augen kamen mir direkt klein vor. Er hatte auch das ein wenig eulenhafte Aussehen verloren. »Sie können dann jetzt gehen«, sagte er und lächelte. »Ich weiß, daß Sie feiern wollen. Wenn ich Zeit habe, komme ich nach. Mir ist bekannt, wo Sie zu finden sind.«
»Das wäre sehr nett, Sir«, sagte Suko.
Damit waren wir entlassen. Auf dem Gang atmete ich erst einmal tief durch.
Dann gratulierte ich Suko. Wir umarmten uns und schlugen uns auf die Schulter.
»Kollege!« rief ich. »Mensch, du hast es geschafft. Endlich!«
Suko konnte überhaupt nicht sprechen. Er strahlte nur und war einfach selig. Ich sah Schweiß auf seinem Gesicht glänzen. Die letzten Minuten hatten ihn angestrengt und mitgenommen.
»So, jetzt machen wir aber Schluß«, sagte ich. »Ich will endlich aus den Klamotten.«
»Frag mich mal.«
Vorher gingen wir noch in unser Büro. Glenda gratulierte auch, und Suko bekam einen Kuß.
»Was ist mit mir?« fragte ich.
»Sie bekommen ihn
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