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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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mich gezwungen sehen, Ihre Enkelin Cilly Ovoll für einige Zeit in meine Obhut zu nehmen. Ob und wann Sie das Kind Wiedersehen, würde von Ihrer Bereitwilligkeit, einen bedeutend höheren Betrag zu zahlen, abhängen. Es ist selbstverständlich, das der angegebene Name falsch ist, und ebenso selbstverständlich ist es, dass ich alle Vorkehrungen getroffen habe, damit ich auch wirklich in den Besitz des Geldes gelange, ohne Gefahr zu laufen, verhaftet zu werden. Machen Sie keine Winkelzüge und zahlen Sie. Auf Verhandlungen lasse ich mich nicht ein.«
    Statt der Unterschrift trug der Brief nur einen Schnörkel, der absolut unleserlich war.
    »Haben Sie den Umschlag noch?«, fragte ich.
    »Natürlich. Für was halten Sie mich denn?«
    Das Kuvert trug keinen Absender und war in El Paso, unmittelbar an der mexikanischen Grenze, abgestempelt worden.
    »Wie viele Leute haben diesen Brief angefasst?«, fragte ich.
    »Außer mir niemand. Ich war natürlich genötigt, meine Familie davon zu unterrichten. Niemand hat sich sonderlich darüber aufgeregt, nicht mal Cillys Mutter. Sie halten es für einen schlechten Scherz. Wie denken Sie darüber?«
    »Ich möchte mir noch kein abschließendes Urteil bilden«, meinte ich vorsichtig. »Selbstverständlich werde ich den Brief mitnehmen und untersuchen lassen. Ich muss Sie auch bitten, mir zu Vergleichszwecken Ihre Fingerabdrücke zu geben.«
    »Daran habe ich schon gedacht. Hier, nehmen Sie das mit.«
    Ich steckte das Papier ein und ebenso den Brief.
    »Wenn Sie nicht die Absicht haben, sich erpressen zu lassen, müssen Sie für die Bewachung des Kindes sorgen.«
    »Auch das ist bereits geschehen. Zwar habe ich schon seit langem zwei Angestellte, die nur für meine persönliche Sicherheit eingesetzt sind, aber außerdem habe ich jetzt noch zwei Leute speziell für den Schutz Cillys.«
    »Was sind das für Leute?«, erkundigte ich mich misstrauisch, denn es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ein Leibwächter zugleich für die Gegenseite arbeitete.
    »Keine Sorge. Ich war vorsichtig. Es sind Pinkerton-Leute.«
    Dagegen war nichts einzuwenden. Die Angestellten der Firma Pinkerton sind für absolute Zuverlässigkeit bekannt.
    »Haben Sie irgendeinen Verdacht, Mister Parker?«, fragte Phil.
    »Es gibt wohl niemanden, der nicht verdächtig wäre, wenn es sich um eine Million Dollars handelt.«
    Er lächelte zynisch.
    »Ich könnte Ihnen die Namen von ein paar hundert Leuten aufschreiben, denen ich zutraue, dass ihnen jedes Mittel recht wäre, um mich zu schröpfen.«
    Das war eine verdammt faule Sache. Es gab einen Erpresserbrief, der sicherlich keine Fingerabdrücke aufwies und der ein paar tausend Meilen entfernt zur Post gegeben worden war. Es bestand keine Möglichkeit, das Geld zu überweisen und zugleich die betreffende Bank um ihre Mitarbeit zu bitten. Ich war der Überzeugung, dass einer der Bankbeamten mit den Erpressern unter einer Decke steckte.
    Es war auch unmöglich, nach Mexiko zu fahren und zu versuchen, den Mann in dem Augenblick zu fassen, in dem er das Geld abhob. Gailegos war ein kleines Städtchen, in dem jeder Fremde sofort auffallen musste. Die dortige Polizei jedoch war bestimmt keinen Schuss Pulver wert.
    Der Erpresser musste ein ausgekochter Bursche sein. Im Allgemeinen sind die Kerle so dumm, die Entführung in Szene zu setzen, bevor sie ein Lösegeld verlangen. Dadurch aber fallen sie automatisch unter das Lindbergh-Gesetz, das den Kidnapper mit der Todesstrafe bedroht. Außerdem löst er damit einen ungeheuren Fahndungsapparat aus und weiß genau, dass er früher oder später erwischt wird.
    Der vorliegende Fall war jedoch nichts weiter, als eine Erpressung. Es gab keine Anhaltspunkte außer dem Brief. Es gab kein entführtes Kind, dessen Spuren man hätte verfolgen können. Es gab so gut wie nichts. Natürlich wurde das kleine Mädchen jetzt aufs Schärfste bewacht, aber Unsicherheit und Furcht blieben. Wäre ich Mr. Parker gewesen, ich hätte die Million bezahlt und damit die Sorge vom Halse gehabt.
    Mr. Parker glaubte, das Risiko auf sich nehmen zu können, und das war seine Sache. Trotzdem würde es für uns mehr als unangenehm sein, wenn der Kleinen etwas zustieße. Ich überlegte gerade, ob es möglich sein würde, ein paar von unseren Leuten zusätzlich mit der Bewachung zu betrauen, als der Millionär meine Gedanken unterbrach.
    »Darf ich Sie zu einem Drink einladen und Sie bei dieser Gelegenheit mit den lieben Familienmitgliedern und deren

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