Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
Vom Netzwerk:
gingen zurück ins Haus. In Mr. Parkers Zimmer befanden sich nur der Hausherr, seine beiden Töchter, Patsys Mann und der Butler. Die anderen hatten sich verzogen. Cilly hatte sich an ihren Großvater geschmiegt und erzählte aufgeregt und im Bewusstsein ihrer Wichtigkeit:
    »Es war so langweilig hier. Niemand kümmerte sich um mich, und ich wollte gern nach meinen Kaninchen sehen. Ich wollte das allein tun, ohne die beiden blöden Kerle, die mir seit gestern immer nachlaufen. Darum ging ich durch die Bibliothek und den Wintergarten nach draußen. Niemand sah mich.«
    »Ich hatte dir das doch ausdrücklich verboten«, sagte ihre Mutter strafend.
    »Ich wollte aber nicht. Ich wollte nach meinen Kaninchen gucken«, beharrte Cilly eigensinnig. »Da sah ich, wie jemand im Garten herumlief, und dabei lief ich dem Kerl fast in die Hände. Ich glaube, wenn ich nicht so geschrieen hätte, würde er mich mitgenommen haben.«
    »Sagte der Mann was?«, fragte ich.
    Cilly sah ihre Mutter an, als wolle sie sich bei ihr Rat holen, und dann meinte sie:
    »Ich weiß es nicht. Ich war so erschrocken. Er war schrecklich groß und stark und hatte eine schwarzes Tuch über dem Gesicht.«
    »Trug er einen Hut?«
    »Ich… ich glaube nicht.«
    Wieder der ratlose Blick zu ihrer Mutter.
    »Was hatte er für einen Anzug an?«
    »Sie können doch wirklich nicht verlangen, dass das zu Tode verängstigte Kind sich an solche Kleinigkeiten erinnert«, warf Nadine Ovoll gereizt ein. »Komm her, Liebling. Ich bringe dich ins Bett.«
    »Ich will aber nicht ins Bett. Ich will spielen«, protestierte das Mädchen, doch ihre Mutter ergriff die sich Sträubende und brachte sie hinaus.
    »Wenn wir nicht die Strickleiter gefunden hätten, würde ich annehmen, Cilly hat nach Kinderart was zusammenphantasiert, um sich wichtig zu machen«, meinte Phil. »Sie sieht nicht so aus, als wäre sie erschreckt oder gar verängstigt.«
    »Cilly hat eine rege Phantasie, genau wie ihre Mutter«, sagte der alte Millionär. »Ich dachte gerade dasselbe wie Sie, aber sie kann ja die Strickleiter nicht erfunden haben.«
    »Jedenfalls darf das Kind von nun an keine Sekunde mehr ohne Aufsicht bleiben«, riet ich. »Ich möchte Vorschlägen, dass wenigstens einer der beiden Detektive ihr überall hin folgt, auch dann, wenn es unnötig scheint. Ich traue der Kleinen zu, das sie trotz der schlechten Erfahrung, die sie heute gemacht hat, das gleiche Spiel von Neuem versuchen wird.«
    Parker stimmte mir zu. Wir riefen die beiden recht geknickten Pinkerton-Männer und gaben ihnen entsprechende Anweisungen. Wir ließen auch das Kindermädchen herbeiholen, um ihr das Gleiche einzuschärfen.
    Julie Granger war schon über ein Jahr in diesem Haus, sie machte den Eindruck, als fühle sie sich hier fehl am Platze.
    »Ich tue, was ich kann«, sagte sie, »aber ich weiß nicht, ob es mir möglich sein wird, mich durchzusetzen. Cilly ist ein sehr eigenwilliges Kind, und Mrs. Ovoll vertritt die Ansicht, dass es nicht unterdrückt werden dürfe. Wenn sie mich nicht haben will, schickt sie mich einfach weg, und ich kann dagegen nichts tun. Das Kind müsste lernen, selbständig zu sein, meinte Mrs. Ovoll.«
    »Dann werden wir das eben ändern.«
    Mr. Parker klopfte mit dem Knöchel auf die Schreibtischplatte. »Ich werde sofort mit meiner Tochter reden. Wenn Cilly Schwierigkeiten macht, kommen Sie einfach zu mir.«
    »Gewiss, Mr. Parker.«
    Wir verabschiedeten uns, ohne einen der anderen Hausgenossen noch mal zu Gesicht bekommen zu haben. Dieses Mal wurden wir standesgemäß zur Bahn befördert, und zwar in Mr. Parkers höchsteigenem Bentley. Wir nahmen den 3 Uhr 15-Zug ab, Merrickstation und kauften uns vorsichtshalber jeder ein Zehnerticket. Ich hatte das Gefühl, dass dies nicht unser letzter Besuch bei Mr. Nataniel Parker und seinem »Zirkus«, wie er es genannt hatte, sein würde.
    Im Office machten wir gemeinsam aus dem Gedächtnis ein Protokoll und brachten das zu Mr. High. Der nahm ohne Kommentar davon Kenntnis und empfahl uns, die Sache weiter im Auge zu behalten.
    ***
    Der Erpresserbrief ging an die Fingerabdruckabteilung, ebenso wie eine Anfrage nach allen Gangstern, denen man eine solche Sache Zutrauen konnte. Darüber hinaus zogen wir Erkundigungen über alle Leute ein, die wir bei Parker angetroffen hatten.
    »Vergiss nicht den interessanten Giles Ovoll mit den grauen Schläfen«, sagte Phil. »Er hat anscheinend wenig Geld, jedenfalls so wenig, dass er gestern Abend seine

Weitere Kostenlose Bücher