0194 - Die heimliche Invasion
sofort beginnen. Sie brauchten nicht zu warten, bis Porro Maliin ankam und das Geld aus dem Stützpunkt mitbrachte.
Mit leisem Unbehagen betrachtete Porro Maliin die Welt jenseits der unsichtbaren Schutzhülle. Er hatte das Gefühl, er brauchte nur die Hand auszustrecken, um in die Todeskälte des Weltraums hinauszulangen. Es fröstelte ihn, obwohl die Klimaanlage seines Schutzanzuges für ausreichende Wärme sorgte. Vor ihm, scheinbar mitten in der Luft, hing der kleine Kasten des Geräts, dessen Knöpfe und Tasten Geschwindigkeit und Gestalt seines merkwürdigen Fahrzeugs regelten. Man nannte das Instrument einen Konturprojektor und die unsichtbare Schutzwand, die den Weltraum draußen und die Luft drinnen hielt, eine Konturhülle.
Die räumliche Projektion einer starken Energiequelle schuf eine Barriere, die so verläßlich war wie die Wandung eines Raumschiffes. Zudem war sie durchsichtig, nicht nur für den sichtbaren Wellenlängenbereich, sondern auch für Mikrowellen.
Keine Funkortungsmethode würde die Konturhülle erfassen.
Porro Mallins kleines Fahrzeug war schotenförmig. Antrieb und Lenkung wurden von einem Annex des Projektors erzeugt. Ein trichterförmiges Hyperfeld griff durch die' Hülle hinaus in den Raum und erzeugte eine winzige, trichterförmige Halbraumzone. Die Wechselwirkung zwischen Einstein-Kontinuum des umgebenden Weltraums und Halbraumzone erzeugte eine Kraft, die die Konturhülle aus der Trichtermündung fortzutreiben suchte. Auf diese Art wurde das Fahrzeug beschleunigt, und auf ähnliche Weise konnte es leicht gesteuert werden.
Porro benutzte die Konturhülle zum zweitenmal in seinem Leben.
Auf der Erde war er mit ihr vertraut gemacht worden, aber die Zeit hatte für nicht mehr als einen Probeflug ausgereicht.
Konturprojektor und hülle waren neueste Errungenschaften der terranischen Raumfahrttechnik. Porro war sicher, daß die Plophoser noch nicht einmal von ihrer Existenz wußten.
Die kleine Schote beschleunigte rasch. Ein leichtes Antigravfeld ließ Porro den Andruck nicht spüren. Die Konturhülle war trotz ihrer Winzigkeit bequem. Nur hatte Porro nicht die richtige Laune, die Bequemlichkeit zu genießen. Er stellte sich vor, was geschehen würde, wenn der Projektor plötzlich aussetzte„ und die Hülle verschwand.
In der sterndurchsetzten Dunkelheit ringsum bewegten sich irgendwo 39 weitere Hüllen, jede mit einem seiner Leute besetzt.
Sie waren vor zwei Stunden, einer nach dem anderen, von Sicos gestartet, nachdem sie einen schmalen Schacht durch den Eispfropfen über dem Stützpunkt gebohrt hatten. Es war die Aufgabe der Zurückbleibenden, den Schacht wieder zu verschließen. Porro und seine Leute machten sich inzwischen auf die Reise nach Plophos. Plophos war von Sicos zur Zeit rund eine Milliarde Kilometer entfernt. Das Triebwerk der Konturhüllen erlaubte eine Höchstbeschleunigung von 46 g, und bei dem derzeitigen Stand der Dinge zögerte Porro nicht, die Höchstleistung anzuwenden. Das hieß, er würde mit seinen Leuten rund sechs-undzwanzig Stunden lang unterwegs sein. Zwei davon hatten sie hinter sich, während weiterer acht oder zehn brachten sie es vielleicht fertig zu schlafen, aber der Rest würde ziemlich langweilig werden. Es stellte sich jedoch heraus, daß Porro sich getäuscht hatte. Ein psychologischer Nebeneffekt machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Selbst der technisch gebildete Mensch vermochte nicht auf die Dauer zu glauben, daß ein so winziges Tabernakel wie die Konturhülle mit einer durchsichtigen Wand drumherum dem Weltraum auf die Dauer trotzen könne.
Eine Art Platzangst befiel die einsamen Raumfahrer. Es schien unglaublich, daß nicht irgendwo auf der endlos langen Reise ein mittelgroßer Meteor die Hülle treffen sollte. Der Projektor würde versuchen, das Hindernis zu vernichten, aber die Energie, die er dabei absorbieren mußte, würde ihn außer Betrieb setzen. Und was blieb dann? Ein hilfloser Raumfahrer, in einem Schutzanzug durch die Finsternis wirbelnd und die Sekunden zählend, die sein Sauerstoffvorrat noch reichen mochte. Porro ertappte sich selbst dabei, wie er huschende Lichtblitze sah, die aus dem Dunkel auf ihn zukamen. Er erschrak jedesmal von neuem, so genau er auch wußte, daß Meteore im All keine Lichtblitze erzeugen. Stundenlang befand er sich so im Zustand ständig wachsender Aufregung, und mehrere Male in kurzen Ruhepausen, in denen seine überhitzte Phantasie aussetzte und ihn klar denken ließ, fragte er
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