0194 - Die heimliche Invasion
geparkten Fahrzeuge und versuchte ihnen anzusehen, ob sie verschlossen waren oder nicht.
Auf der Straße rollte der Verkehr schon in beachtlicher Dichte. Eins nach dem anderen der Geschäfte in den flächen, weitgestreckten Häusern rechts und links der Straße öffnete die Türen. Tureck war sich über seine Lage durchaus im klaren. Aus irgendeinem Grund hatte der Polizist gegen ihn Verdacht geschöpft. Wenn er nicht in irgendeines der geparkten Fahrzeuge stieg und abfuhr, würde er hinter ihm herkommen und diesmal ganz bestimmt nach seinem Ausweis fragen. Auf dem Ausweis stand Volta als Turecks Wohnort. Und Tureck kannte aussichtsreichere Unterfangen, als einem mißtrauischen Polizisten, viertausend Kilometer von Volta entfernt, klarzumachen, daß ein Mann mit einem Voltaer Ausweis nicht auch der Besitzer, des Wagens mit dem Voltaer Nummernschild sein müsse. Wahrscheinlich wäre weiter nichts geschehen, als daß die Polizei ihn darüber ausgefragt hätte, warum er noch keine neuen Kennzeichen besaß. Aber Tureck war seiner Sache nicht sicher. Die Sache mit den allgemeinen Nummernschildern war neu. Wieviel neue Dinge mochte es sonst noch auf Plophos geben, von denen der Geheimdienst auf Terra noch keine Ahnung hatte und mit denen Tureck bei einem Verhör nur allzuleicht hereinfallen konnte? Er stolperte fast vor Aufregung, als er durch eine Seitenscheibe den flachen Elektronikschlüssel im Armaturenbrett eines schlanken Sportgleiters stecken sah.
Jemand, der seinen Schlüssel stekken ließ, schloß auch die Türen nicht ab. Tureck ging um das Fahrzeug herum und betete ein Stoßgebet, als er auf den Auslöser des Öffnungsmechanismus drückte. Die Tür machte „Plop!" und sprang auf. Tureck ließ sich seufzend in den Sitz fallen. Hastig drehte er den Schlüssel. Als der Motor gleichmäßig 'summte, hob er den Gleiter vom Boden ab und ließ ihn auf die Fahrbahn hinausschießen. Er spürte, wie das Leitband Triebwerk und Steuerung in den Griff bekam, und ließ sich behaglich ins Polster zurücksinken. Vorerst hatte er gewonnen. Der Polizist wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Wagen mit dem falschen Nummernschild zu. Sein Mißtrauen war beseitigt. Tureck fuhr einen Kilometer weit die Straße hinunter, dann bog er in eine Seitenstraße ab und kam um drei Ecken herum wieder auf die ursprüngliche Fahrbahn zurück. Mit dem Strom des Verkehrs bewegte er sich jetzt in der Richtung, aus der er gekommen war. Der Wagen mit dem falschen Kennzeichen bedeutete für ihn immer noch eine Gefahr. Er enthielt einen Kodegeber, der die Felstore des Bergstützpunktes öffnete und schloß, und einen Minikom, der auf der Hyperfrequenz des Empfängers im Stützpunkt arbeitete. Beide Geräte waren hinreichend gut versteckt und getarnt - hinreichend für die oberflächliche Neugierde von Passanten und zufälligen Mitfahrern.
Wenn der Polizei einfiel, den Wagen zu durchsuchen, würden ihr die Instrumente keine Minute lang verborgenbleiben.
Er überdachte seinen Entschluß, während er sich dem Restaurant in rascher Fahrt näherte, und befand ihn für richtig. Er legte die linke Hand in den Schoß, so daß er das kleine Mehrzweckgerät, das er am Handgelenk trug, griffbereit vor sich hatte. Schon aus hundert Metern Entfernung konnte er sehen, daß im Augenblick niemand in der Nähe seines alten Gleiters stand.
Der Polizist wartete am Ausgang des Restaurants. Die Luft war rein. Tureck wartete, bis er sein altes Fahrzeug etwa dreißig Meter hinter sich gelassen hatte. Dann drückte er auf einen der winzigen Knöpfe, die aus dem Rand des Geräts an seinem Handgelenk hervorragten. Schräg hinter ihm entstand ein leuchtender Ball aus gelbrotem Licht. Krachend füllte der Donner einer Explosion die Straße. Tureck spürte seinen Wagen unter dem Luftdruck schaukeln. Automatisch wurde das Fahrzeug gebremst, als das Leitband die von der Explosion erzeugte Verkehrsverwaltung bemerkte und Sicherheitsmaßnahmen traf.
Tureck hatte Zeit, sich umzusehen und die Lage zu beobachten.
Sein alter Gleiter war verschwunden. Auf der Straßendecke war ein schwarzer, qualmender Fleck entstanden. Die in der Nähe abgestellten Fahrzeuge waren mehr oder weniger schwer beschädigt, und das Portal des Restaurants hatte der Luftdruck aus den Angeln gehoben. Der Polizist lag am Boden, aber Tureck sah, wie er sich benommen wieder aufrichtete und ängstlich bis zur Wand des Gebäudes zurückwich. Leute strömten jetzt durch den Ausgang. Der Verkehr in beiden
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