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0194 - Die Stadt der Ungeheuer

0194 - Die Stadt der Ungeheuer

Titel: 0194 - Die Stadt der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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machten sich auf den Weg in dieser Region.
    Der Durchbruch an der magischen Grenze hatte Zamorra tausend Tode sterben lassen, und einer war qualvoller als der andere gewesen.
    Wenn er daran dachte, daß er irgendwann zürückkehren mußte, graute ihm jetzt schon davor. Aber es würde sich nicht vermeiden lassen.
    Falls wir das hier überhaupt überleben! dachte Zamorra nach einem weiteren Rundblick pessimistisch.
    Gor lachte wieder grollend. »Stell dich nicht so an, mein irdischer Freund. Sieh mich: Auch ich bin die tausend Tode gestorben. Aber nun sollten wir uns dem Innern dieses Landes zuwenden. Was hältst du davon?«
    »Gar nichts!« erwiderte Zamorra wahrheitsgemäß.
    »Und warum nicht?«
    »Ich habe das im Gefühl, Gor. Wenn die Grenze schon solche tausendfältigen Schrecken bereithält, dann wird es im Innern des Landes bestimmt nicht besser. Ich kann mir kaum vorstellen, daß ein unbedarfter Mensch diese Qualen überhaupt jemals überstehen könnte.«
    Gor lachte zum dritten Mal. Ihn konnte anscheinend nichts erschüttern. Für Zamorra war das allerdings kein Trost.
    Sie standen auf und klopften den Staub aus ihren Lederrüstungen. Gor rückte seinen Wikingerhelm zurecht. Damit sah er noch furchterregender aus.
    Sie spürten die Nähe der magischen Grenze und bewegten sich dem Landesinnern zu.
    Zamorra hatte Angst, hätte es aber niemals zugegeben - nicht einmal sich selbst gegenüber, denn das Eingeständnis der Angst machte in einer solchen Umgebung schwach. Es sei denn, man wertete sie als Mahnung zur erhöhten Vorsicht.
    Die wandernden Schatten wichen vor ihnen zurück.
    Und dann starrten sie mindestens hundert glühende Augen an. Aus dem Purpurnebel drang ein lautes Rufen. Es stammte nicht aus einer menschlichen Kehle und erzeugte auf dem Rücken von Zamorra eine Gänsehaut.
    Unwillkürlich blieben die beiden stehen.
    Danach stürzten sich die Schatten mit den glühenden Augen auf sie.
    Geistesgegenwärtig riß Gor sein Heiliges Schwert aus der Scheide und hieb mitten in die Angreifer hinein. Sie wurden von der Klinge nicht verletzt, aber davongewirbelt, als hätten sie kein Gewicht.
    Zamorra hatte mit seinem Schwert weniger Glück. Wenn er einen der Schatten traf, ging das Eisen einfach durch ihn hindurch.
    Aber die Kampfeskraft von Gor reichte für zehn. Er jagte die Schatten in die Flucht.
    Die beiden waren allein.
    »Die zweite Kostprobe«, murmelte Zamorra brüchig. »Also, ich sage dir, mein lieber Gor, dieses Land gefällt mir nicht. Die Leute sind nicht freundlich genug.«
    Sie gingen weiter.
    ***
    Der Boden blieb trocken und staubig. Mit jedem Schritt, den sie sich von der natürlichen Grenze entfernten, verloren sie mehr den Kontakt mit der magischen Barriere - und damit die Orientierung.
    Bis sich vor ihnen die roten Nebel lichteten. Zamorra und Gor blieben stehen. Zwei ungleiche Männer, die nicht nur durch das Schicksal zu Freunden zusammengeschweißt worden waren. Die Bande zwischen, ihnen waren stärker. Trotz ihrer Verschiedenheit akzeptierte jeder den anderen mitsamt seinen Eigenheiten. Das machten sie in VARIA, in der Dimension, in der Unmögliches alltäglich war und Alltägliches unmöglich, zu einem starken Kampfteam. Sie mußten es sein, wollten sie hier überleben.
    Im Moment hatte Zamorra leise Bedenken, was das Überleben betraf. Er starrte auf die immer wieder entstehenden Lücken im jetzt blutigroten Nebel. Dahinter schimmerte es heller. Licht brach sich in einer spiegelnden Oberfläche.
    Waren sie an das Ufer eines Sees gelangt?
    Nichts rührte sich. Es schien keine Gefahren mehr zu geben.
    Gor schob sich an Zamorra vorbei und trat an den Rand der spiegelnden Oberfläche.
    Zamorra schluckte schwer. Aus ungewissen Gründen scheute er vor dem Wasser zurück.
    Vielleicht, weil es gar kein Wasser ist? dachte er und knirschte mit den Zähnen.
    Gor wandte sich um. »Verdammt, das Zeug sieht aus wie durchsichtige Haut. Es ist kein See, sondern eben Haut, die sich über unsichtbaren Tiefen spannt.«
    »Ein lebendiges Wesen vielleicht? Ein Gigant?« fragte Zamorra und ärgerte sich darüber, da seine Stimme leicht zitterte.
    Ich muß mich zusammenreißen, verdammt noch mal!
    Professer Zamorra, der Meister des Übersinnlichen, wurde sofort ruhig. Stirnrunzelnd trat er neben Gor und schaute über die spiegelnde Oberfläche hinweg. Sie bewegte sich sanft und zeigte ein Wellenmuster wie die See bei leichter Brise.
    Der Blick ging durch die Haut hindurch, doch darunter schien es nur

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