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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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PROLOG
    Es hätte auch alles ganz anders kommen können.
    Stell dir vor, du hättest das Buch nicht vergessen. Dann hättest du nicht ins Haus zurücklaufen müssen, während Mom draußen mit laufendem Motor wartete und der Auspuff eine Abgaswolke in die bläuliche Dämmerung blies.
    Oder noch früher: Stell dir vor, du hättest nicht so lange damit gewartet, das Kleid anzuprobieren, dann hättest du vielleicht eher bemerkt, dass die Träger zu lang waren, und Mom hätte nicht ihr altes Nähkästchen hervorkramen und die Küchentheke in einen OP-Tisch verwandeln müssen, um das arme, leblose, violette Seidenfähnchen in letzter Minute zu retten.
    Oder später: Wenn du dich nicht am Papier geschnitten hättest, als du dein Onlineticket ausgedruckt hast, wenn du dein Handyladegerät nicht verlegt hättest, wenn nicht so viel Verkehr auf der Schnellstraße zum Flughafen gewesen wäre. Wenn ihr die Ausfahrt nicht verpasst hättet, oder wenn dir die Münzen für die Mautstation nicht aus der Hand gefallen und unter den Sitz gerollt wären, während die Autos hinter euch dauerhupten.
    Wenn das Rad deines Rollkoffers nicht verbogen gewesen wäre.
    Wenn du ein bisschen schneller zum Gate gerannt wärst.
    Aber vielleicht hätte es auch nichts geändert.
    Vielleicht ist es auch sinnlos, die Verspätungen des Tages zu sammeln. Wäre es nicht eine von diesen Sachen gewesen, dann eben etwas anderes: das Wetter über dem Atlantik, Regen in London, Gewitterwolken, die nur eine Stunde zu lange verweilen, bevor sie sich wieder auf den Weg machen. Hadley glaubt nicht so recht an Dinge wie Schicksal oder Bestimmung, aber andererseits hat sie auch nie so recht an die Pünktlichkeit der Flugindustrie geglaubt.
    Wer hat je davon gehört, dass ein Flugzeug pünktlich startet?
    Hadley hat noch nie im Leben einen Flug verpasst. Nicht ein einziges Mal.
    Doch als sie an diesem Abend endlich am Gate ankommt, sieht sie die Angestellten gerade die Türen schließen und die Computer herunterfahren. Die Uhr über ihnen zeigt 18:48, direkt hinter den Fensterscheiben steht die Maschine wie eine mächtige metallene Festung und die Mienen der Menschen um Hadley herum sagen eindeutig, dass niemand mehr dort einsteigen wird.
    Sie kommt vier Minuten zu spät, was gar nicht so viel scheint, wenn man darüber nachdenkt; eine Werbeunterbrechung, die kurze Pause zwischen zwei Schulstunden, die Zeit, die man zur Zubereitung eines Mikrowellengerichts braucht. Vier Minuten sind nichts. Auf jedem Flughafen der Welt erreichen tagtäglich Menschen im allerletzten Augenblick ihren Flug, verstauen heftig atmend ihr Handgepäck und lassen sich dann mit erleichtertem Seufzen auf ihren Sitz fallen, während das Flugzeug himmelwärts strebt.
    Aber nicht Hadley Sullivan, die jetzt am Fenster steht, ihren Rucksack aus der Hand gleiten lässt und zusieht, wie die Maschine sich von der Gangway löst, wie sie langsam abdreht und zur Startbahn rollt – ohne sie. Auf der anderen Seite des Ozeans bringt ihr Vater einen letzten Trinkspruch aus, und die Bediensteten des Hotels polieren in weißen Handschuhen das Silberbesteck für die Feier am morgigen Abend. Hinter ihr isst der Junge mit der Platzkarte 18 C für den nächsten Flug nach London einen Donut mit Puderzucker und kümmert sich nicht um den weißen Staub auf seinem blauen Hemd.
    Hadley schließt die Augen, nur einen Moment, und als sie sie wieder aufschlägt, ist das Flugzeug weg.
    Wer hätte gedacht, dass vier Minuten alles ändern können?

1
    18:56
    EASTERN STANDARD TIME
    23:56
    GREENWICH MEAN TIME
    Flughäfen sind Folterkammern, wenn man an Klaustrophobie leidet.
    Das liegt nicht bloß am drohend bevorstehenden Flug – wo alle wie die Sardinen in Sitze gezwängt und dann in einem engen Metallrohr durch die Luft katapultiert werden – sondern auch an den Terminals selbst, am Gedrängel der Menschen, am schwindelig verschwimmenden Strudeln des ganzen Ortes, diesem tanzenden, benebelnden Summen, nichts als Bewegung und Geräusch, Hektik und Lärm, das Ganze von Glaswänden versiegelt wie eine monströse Ameisenfarm.
    Das ist eins von vielen Dingen, an die Hadley nicht zu denken versucht, als sie hilflos vorm Ticketschalter steht. Draußen wird es langsam dunkel, ihr Flugzeug ist jetzt irgendwo über dem Atlantik, und sie spürt, wie sich irgendwas in ihr löst, wie bei einem Ballon, aus dem langsam die Luft entweicht. Zum Teil liegt es am bevorstehenden Flug, zum Teil am Flughafen selbst, aber vor allem –

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