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0198 - Das Höllen-Orchester

0198 - Das Höllen-Orchester

Titel: 0198 - Das Höllen-Orchester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vertraglich Hals über Kopf verpflichtet, und es gab weder Proben noch überhaupt Noten. Wie er sich das vorstellt, ist mir unbegreiflich.«
    »Vielleicht wird es ein Trauerspiel«, versuchte Jones zu witzeln. Doch Oddington ging nicht darauf ein. Er schüttelte nur den Kopf.
    »Ich begreife nicht, warum er den Vertrag so schnell bekommen hat«, sagte er.
    »Haben Sie ihn denn nicht unterschrieben, Mister Oddington?« fragte Jones überrascht.
    Der Subdirektor schüttelte den Kopf. »Nein. Unser oberster Chef hat hier mal wieder Nägel mit Köpfen gemacht. Darüber werden wir bei der nächsten Sitzung auch noch reden müssen - wenn es eine gibt«, setzte er hinzu.
    Jones legte die Stirn in Falten. »Was meinen Sie damit, Sir?«
    »Ich weiß es selbst nicht«, flüsterte der Subdirektor. »Ich weiß so vieles nicht… es ist, als führe hier jemand die Regie, den ich nicht kenne. Ich fühle mich wie ein Bauer auf dem Schachbrett, der hierhin und dorthin geschoben wird, den Sinn aber nicht erfaßt. Jones, etwas geschieht mit uns, und ich habe Angst davor.«
    Jones schluckte. Sein Vorgesetzter gestand ihm, Angst zu spüren?
    »Sehen Sie mich nicht so komisch an, Jones«, keuchte Oddington. »Ja, ich habe eine hundsgemeine, verdammte Angst vor dem, was auf uns zukommt. Die Sache mit dem Todesfall, dieser umheimliche Manager… hier ist etwas faul.«
    »Aber was?« fragte Jones leise.
    Draußen ertönte der erste Gongschlag, sanft und mahnend.
    In wenigen Augenblicken ging es los.
    ***
    Marcello d’Oro lehnte sich an einen Stützpfeiler. Er winkte Gardano zu. Der Manager schnipste den Zigarettenstummel auf den Parkettboden und drehte ihn mit der Schuhsohle aus. Dann schlenderte er zu d’Oro.
    »Hast du alles im Griff?« fragte der Dirigent.
    Gardano nickte. »Alles in Ordnung. Es verläuft wie geplant, und hinterher wird sich niemand mehr für Ungereimtheiten interessieren.«
    »Ich verlasse mich auf dich«, sagte d’Oro. »Es wäre übrigens gut, wenn du dich trotz allem bereit halten könntest. Vielleicht brauche ich deine Energien.«
    Gardano, der Manager, hob die Brauen.
    »Ich hatte im Hotel einen Zusammenprall«, erklärte d’Oro ruhig. »Es kam zu einer Teilentladung. Ich regenerierte sofort, aber während der Fahrt war es ein wenig schwierig. Ich konnte mich nicht so gut konzentrieren.«
    »Glaubst du an Absicht?« fragte Gardano.
    Der Dirigent drehte die Handflächen nach außen. »Ich weiß es nicht, aber es ist möglich. Man kann niemals völlig sicher sein.«
    Der zweite Gongschlag ertönte.
    »Willst du nicht auf die Bühne?« fragte Gardano.
    »Gleich«, sagte der Dirigent und stellte sich zwischen die Samtvorhänge des seitlichen Bühneneingangs. »Halte dich auf jeden Fall bereit für den Fall, daß ich Energie brauche. Lis ist oben in der Loge.«
    Gardano nickte.
    Der dritte und letzte Gongschlag ertönte. Der große schwarze Bühnenvorhang setzte sich, von lautlosen Servomotoren gezogen, in Bewegung und gab die Bühne den Blicken der Zuschauer frei. Sie sahen ein komplett aufgebautes Orchester.
    Die Gesichter der Musiker zeigten Verwirrung und Ärger. Auffällig waren die fehlenden Notenhefte.
    Ein Lichtstrahl flammte quer durch den Zuschauersaal und traf den roten Wandbehang der Bühne. Schwarze Buchstaben erschienen im Wirkungsfeld des Diaprojektors.
    MARCELLO D’ORO PRÄSENTIERT DIABOLIQUE
    Der Dirigent und Komponist wartete, bis der Vorhang vollkommen zur Seite gerauscht war. Dann betrat er die Bühne. Erst zögernder, dann stärker werdender Applaus brandete ihm entgegen.
    Mit raschen Schritten eilte Marcello d’Oro nach vorn, blieb an der Bühnenkante stehen und verneigte sich leicht.
    Der Teufel hatte die Bühne betreten.
    ***
    Oben beugte sich Bill Fleming leicht vor. »Das ist er«, sagte er heiser. »Es gibt keinen Zweifel. Das ist der Mann, mit dem ich zusammengestoßen bin und der mir den elektrischen Schlag versetzt hat.«
    Zamorra beobachtete den Dirigenten. Er trug einen roten Frack, während die Musiker des Orchesters in Schwarz erschienen. Das Rot war das des Bühnenbehangs. Der große Drudenfuß mit dem überdimensionalen Auge im Zentrum nahm die Blicke der Zuschauer gefangen. Der Lichtstrahl des Diaprojektors war wieder erloschen.
    Auch Zamorra erkannte den Mann mit dem schmalen, etwas kantig wirkenden Gesicht. Es war der, welcher mit dem offenen Rolls-Royce davongerast war.
    »Marcello d’Oro«, murmelte er.
    Es war, als habe der Dirigent die geflüsterten Worte vernommen. Er

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