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0198 - Das Höllen-Orchester

0198 - Das Höllen-Orchester

Titel: 0198 - Das Höllen-Orchester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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richtete sich wieder auf, hob den Kopf und sah zur Loge empor - direkt Zamorra ins Gesicht. Dann wanderte der Blick hinüber zu dem Mädchen auf dem Nachbarbalkon.
    Zamorra fühlte ein seltsames Kribbeln.
    Fand zwischen dem Dirigenten und seiner schönen Begleiterin ein Psi-Austausch statt?
    Zamorra erstarrte förmlich. Er versuchte, etwas zu orten. Seine sensiblen Sinne erwachten.
    Der Parapsychologe besaß schwach ausgeprägte Para-Fähigkeiten. Unter bestimmten, günstigen Voraussetzungen ermöglichten sie ihm, fremde Gedanken wahrzunehmen oder anderweitige Psi-Schwingungen zu erfassen. Und in diesem Moment war ihm, als gäbe es solche Schwingungen.
    Unwillkürlich griff seine rechte Hand zur Brust.
    Dort trug er unter dem Hemd verborgen sein Amulett, die seltsame Silberscheibe mit den phänomenalen, manchmal auch unheimlichen Fähigkeiten. Doch es machte sich nicht bemerkbar.
    Zamorra lehnte sich zurück.
    Im gleichen Moment ging ein Aufstöhnen durch die Zuschauerreihen.
    Auf der Bühne hatte eine Veränderung stattgefunden!
    ***
    Stewart Jones spähte durch den Seiteneingang der Bühne. Er begriff diesen Marcello d’Oro immer noch nicht. Was hatte dieser Mann vor? Was sich hier abspielte, war eine Unmöglichkeit. Wie sollte das Orchester ein unbekanntes musikalisches Epos ohne die Kenntnis der Noten spielen?
    Es wird der Reinfall des Jahrhunderts, dachte er. Das Publikum wird die Bühne stürmen und alles kurz und klein schlagen, sobald es merkt, daß es auf diese Weise auf den Arm genommen wird! Wir können die Hütte dichtmachen! Stewart, such dir schon mal ’nen neuen Job!
    Er hielt den Atem an, als d’Oro sich verneigte und sich dann umdrehte, um vor den Musikern Aufstellung zu nehmen. Wie hingezaubert befand sich plötzlich sein Taktstock in der Hand. Es war Stewart nicht aufgefallen, daß er ihn vorher getragen hatte!
    Das Publikum wurde nach dem ersten Applaus unruhig. Längst hatten die Menschen mitbekommen, daß die Notenständer leer waren. Und die Musiker selbst? Weshalb ließen sie sich das gefallen? Aus welchem Grund machten sie das seltsame Spiel mit?
    Da stöhnten die Zuschauer auf. Auch Jones vermochte einen Laut der Überraschung nicht zu unterdrücken.
    Eine abrupte Veränderung hatte stattgefunden.
    Teufelshörner wuchsen aus d’Oros Stirn!
    »Wie hat er das gemacht?« keuchte Jones verblüfft. »Das ist doch unmöglich!«
    Eine schwere Hand legte sich auf seine Schulter. Oddington stand hinter dem Dekorateur.
    »Ich glaube«, sagte der Subdirektor leise, »diesem Mann ist nichts unmöglich! Schauen Sie - er sieht jetzt genau so aus wie auf den Plakaten!«
    Jones nickte.
    »Und die anderen…«
    Jetzt erst sah es auch Oddington.
    »Das gibt es nicht!« keuchte er erschrocken. .
    Auch die anderen Männer auf der Bühne trugen jetzt Teufelshörner! Und sie verzogen keine Miene. Jones hatte den Verdacht, daß die Musiker nicht einmal etwas von dem Phänomen ahnten.
    »Er sieht nicht nur so aus - er ist der Teufel!« keuchte Oddington.
    Der Teufel hob den Taktstock und gab das Zeichen zum Einsatz.
    Und Diabolique begann!
    ***
    »Sie spielen tatsächlich«, sagte Nicole erstaunt, als die ersten Töne erklangen. »Ich habe wirklich geglaubt, es sei nur ein Gag! Sie spielen ohne Noten!«
    »Wer sein Stück kennt…«, brummte Bill Fleming.
    Die Klänge waren einschmeichelnd und zugleich abstoßend. Zamorra lauschte ihnen und versuchte die Bilder wahrzunehmen, die in den Tönen mitschwangen.
    Diabolique.
    Die Melodie, die langsam anschwoll und den ganzen Saal zu füllen begann, rief bestimmte Assoziationen hervor. Mehr und mehr der Instrumente stimmten ein, und Zamorra glaubte etwas zu sehen, das der allgemeingültigen Vorstellung der Hölle entsprach. Kleine Teufelchen umsprangen ein riesiges, loderndes Feuer, in dem die Seelen der Verdammten klagten. Das Feuer schwoll an, wuchs und füllte plötzlich alles aus, und Zamorra wußte, daß auch er zu den Verdammten gehörte, aber er empfand es plötzlich nicht mehr als furchtbar, sondern genoß die wohlige Glut des Höllenfeuers.
    Es war unbeschreiblich!
    Unbeschreiblich auch die Melodie mit ständig wechselnden Tempi! Klagend, jubilierend zugleich. Schwermütig und temperamentvoll. Düster und hell. Widersprüche, die sich hier vereinigten zu einem chaotisch wirbelnden Ganzen, in dem sich eine bestimmte Ordnung widerspiegelte.
    Diabolique!
    Und durch alles schimmerte das hagere, grünlich verfärbte Gesicht Marcello d’Oros. Die Musik formte sein

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