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Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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I.
    Der erste Schnee bedeckte die Ruinen von New York wie ein Leichentuch.
    Einzelne Flocken tanzten in der klaren Luft, senkten sich auf tote Straßen und zerstörte Gebäude, aus denen Schutt hervorquoll wie die Eingeweide eines aufgerissenen Körpers. Dichte grauweiße Wolken trieben über einen Himmel, dessen durchsichtiges Blau die Weite ahnen ließ, die dahinter lag: die Unendlichkeit des Alls, wo Millionen von Meilen entfernt auf dem Mars die Kriegsflotte eines übermächtigen Staatswesens immer noch darauf lauerte, die letzten Terraner auf ihrem Heimatplaneten zu vernichten.
    Am Rande des ehemaligen Raumhafens überragte der schlanke Metallzylinder der »Terra I« die wenigen unzerstörten Gebäude.
    In der Kanzel des alten Ionen-Raumschiffs standen zwei Männer, die in der kühlen technischen Umgebung an Geister der Vergangenheit erinnerten. Karstein, der Nordmann, hatte seine Hünengestalt in Felle gehüllt und umspannte mit der Faust den Griff des mächtigen Langschwertes an seinem Gürtel. Neben ihm starrte Jarlon von Mornag durch den gläsernen Sichtschirm. Jarlon war erst sechzehn Jahre alt, der Bruder des letzten Tiefland-Fürsten: ein schlanker schwarzhaariger Junge mit bronzener Haut, saphirblauen Augen und einem schmalen, harten Gesicht, dem der Überlebenskampf der letzten Monate alle Spuren von Kindlichkeit genommen hatte. Reglos lehnte er an dem weißen Andruck-Sitz und lauschte. Irgendwo außerhalb seines Blickfeldes, auf einem Teil des Raumhafens, den er nicht übersehen konnte, erklang ein dumpfes, orgelndes Geräusch, steigerte sich zum schrillen Heulen, das wie ein Stich ins Hirn fuhr und die Nerven bloßlegte.
    »Verdammt,« knirschte Karstein. »Was ist das?«
    Jarlon zuckte stumm die Achseln.
    Bar Nergal, dachte er. Der Oberpriester aus der Spielzeug-Welt unter dem Mondstein hatte sich nach der Landung auf der Erde mit wenigen fanatischen Anhängern von den übrigen Terranern getrennt. Er fürchtete die Rache des Mars, und er betrachtete den Fürsten von Mornag als seinen Todfeind. Als die »Terra« startete, hatte er nicht zurückbleiben wollen, weil er wußte, daß er allein auf dem toten Planeten verloren war. Als dann die Beiboote der marsianischen Kampfschiffe den ehemaligen Raumhafen von New York anflogen, hatten sich die Priester den Invasoren zu Füßen geworfen. Die Marsianer waren wieder verschwunden - ohne einen Versuch, das Schiff anzugreifen, das mit seinen Energiewerfern über gefährliche Waffen verfügte. Jarlon biß sich auf die Lippen. Er glaubte nicht daran, daß ihre Gegner den Flug vom Mars zur Erde nur unternommen hatten, um Lara Nord, der Tochter des Generalgouverneurs der Venus, die Chance zur Rückkehr zu geben. Aber er wußte auch, daß diese Frage im Augenblick nicht das wichtigste Problem war.
    Die Priester hatten Waffen. Schreckliche Waffen aus der Vergangenheit der Erde, zufällig in Kellern und Gewölben unter dem Gebäude entdeckt, das ihnen als Schlupfwinkel diente. Sie konnten nicht damit umgehen, genausowenig wie die fremdartigen Wesen, die in der toten Stadt lebten und Bar Nergal als Gott von den Sternen verehrten. Bis jetzt jedenfalls hatten sie nicht damit umgehen können, wenn man von den Sprenggranaten absah, deren verheerende Wirkung bereits Menschenleben gekostet hatte. Aber die Marsianer kannten die Waffen, mit denen die Erde vor mehr als zweitausend Jahren von ihren eigenen Bewohnern vernichtet worden war. Die Marsianer mochten ihr Wissen weitergegeben haben - und vielleicht waren sie nicht alle zu ihren Schiffen zurückgekehrt, nachdem Lara Nord sich endgültig geweigert hatte, sie zu begleiten.
    Das durchdringende Heulen schwoll an.
    Aus dem Schatten eines Gebäudes schoß etwas Silbernes, Langgestrecktes hervor, ein pfeilartiger Umriß. Jetzt löste es sich von dem grauen, teilweise geborstenen Betonboden und stieg wie auf einer Feuersäule reitend in den Himmel. Ein Flugkörper, kleiner als ein Raumschiff oder ein Beiboot, größer als die Jets und Gleiter, die es auf dem Mars gab. Ein bedrohlich glitzerndes Geschoß, wie es Jarlon und Karstein noch nie gesehen hatten.
    Der Nordmann schlug mit der Hand auf die Sensortaste des Kommunikators.
    »Hardan! Leif!« stieß er hervor. »Aktiviert die Energiewerfer und ...«
    »Schon geschehen!«
    Hardans kantiges, ruhiges Gesicht erschien auf dem Monitor. Der Bildschirm der Überwachungsanlage, von Jarlon hastig eingeschaltet, zeigte die beiden Männer in der Gefechtsstation, jeder an einem kleinen,

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