0198 - Die letzte Bastion
Gesicht des Obmanns auf.
Iratio Hondros Gesichtszüge wirkten beherrscht. Das ergraute, kurze Kraushaar hob die eckigen Konturen des Schädels hervor und kontrastierte wirkungsvoll mit der gebändigten Glut seiner Augen. Es ging etwas Suggestives von dieser Persönlichkeit aus.
Keiner der viertausend Plophpser des Stützpunktes konnte sich ihrem Bann entziehen. Iratio Hondro war sich dieser Wirkung bewußt, und obwohl das ihm niemals mehr als ein verächtliches Schürzen der Lippen abgerungen hatte, nutzte er es mit eiskalter Berechnung aus. Erst nach einer Minute begann er zu sprechen.
Iratio Hondro verstand es, Akzente zu setzen und die kalte Sachlichkeit des Inhalts durch Heben oder Senken der Stimme 'emotionell zu betonen. Er konnte die Reaktionen seiner Untergebenen über einen Sammelempfänger akustisch verfolgen.
Zumeist übertrug der Empfänger keinen Laut. Nur ab und zu wurden Beifallsstürme mit dem hastigen Atmen Tausender Münder eingeleitet.
Der Obmann gab zuerst einen Überblick der bestehenden Situation. Allerdings hütete er sich, die Wahrheit über die Ereignisse auf Plophos zu sagen, jedenfalls, was die Hintergründe anbetraf. Die Revolutionäre seines Volkes nannte er Rebellen, die vor! Usurpatoren geführt wurden, mit dem Ziel, Plophos unter terranische Zwangsherrschaft zu bringen. Da alle viertausend Plophoser im Stützpunkt Opposite von Jugend an in der Ideologie des diktatorischen Staates erzogen worden waren, zweifelte keiner von ihnen an Iratio Hondros demagogischen Phrasen. Zuerst einzeln, dann in Sprechchören, begannen sie die Rückeroberung Plophos' und den totalen Krieg gegen Perry Rhodans Vereintes Imperium zu fordern. Iratio Hondro ließ sie eine Weile gewähren.
Dann unterbrach er das Gebrüll mit einer herrischen Handbewegung. Augenblicklich wurde es still. „Ich danke euch für euer Vertrauen, Gardisten!" sagte Iratio Hondro mit leiser, bewegt klingender Stimme. Dann jedoch fuhr er laut und hart fort: „Die Terraner sind uns im Augenblick noch überlegen. Aber das wird ihnen nichts nützen, wenn wir uns nicht provozieren lassen.
Ich weiß, ihr alle werdet die Warteperiode nur mit zusammengebissenen Zähnen und blutendem Herzen ertragen können. Mir geht es nicht anders. Auch mir krampft sich das Herz zusammen, angesichts der terranischen Greueltaten, die täglich und stündlich auf Plophos verübt werden. Doch dieser Rhodan, der sich Großadministrator nennt, verkalkuliert sich, wenn er auf seine Materialüberlegenheit baut. Eines Tages - und dieser Tag ist näher als ihr alle denkt - wird die geballte Faust unserer Vergeltung ihn hinwegfegen. Die neue Waffe, die Wissenschaftler der Blauen Garde entwik-kelt haben, ist unüberwindlich. Wir werden sie einsetzen, sobald der Augenblick günstig erscheint. Bis dahin habt Geduld!"
Iratio Hondro legte eine Pause ein, während erneut Beifallsstürme aufbrandeten. Hinter seinem siegesgewissen Gesicht arbeiteten die Gedanken. Er wußte, daß seine viertausend letzten Getreuen aus Funksprüchen von seinem Sturz erfahren hatten. Aber das beunruhigte ihn nicht. Was ihm Sorge bereitete, war die Tatsache, daß Rhodans Wissenschaftler ein Heilmittel gegen ein bestimmtes Virus gefunden hatten.
Dieses Virus, künstlich mutiert, war von Iratio Hondro dazu benutzt worden, um alle Untergebenen in exponierten Stellungen damit zu infizieren. Innerhalb vier Wochen führte die Infektion zum Tode. Doch niemand brauchte zu sterben - jedenfalls niemand, der dem Obmann die Treue hielt. Er besaß das Kompensatormittel, und er ließ es regelmäßig vor dem Ende aller vier Wochen injizieren. Das hatte ihm völlige Ergebenheit gesichert - bis das Mittel gefunden wurde, das die Erkrankung nicht nur für weitere vier Wochen kompensierte, sondern völlig heilte. So einfach war das gewesen. Iratio Hondro stellte die terranische Erfindung vor schwerwiegende Probleme. Diejenigen seiner Untergebenen auf Plophos, die ihm bisher die Treue nur aus Furcht gehalten hatten, fielen in dem Augenblick von ihm ab, als die Terraner ihnen die völlige Heilung anboten. Das war bei den viertausend Gardisten auf Opposite zwar nicht zu befürchten, aber Iratio Hondro war klug genug, ihnen ebenfalls die völlige Heilung zu versprechen, sobald Plophos zurückerobert sei.
Ein wahrer Orkan der Begeisterung brach los.
Der Obmann lächelte in die Aufnahmeapparatur. Er wußte, seine letzten Getreuen würden ihm folgen, wohin auch immer der Weg ginge. Fast glaubte er selbst daran,
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