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02 - Beiss mich, wenn du kannst

02 - Beiss mich, wenn du kannst

Titel: 02 - Beiss mich, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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nicht daran zu denken, wie meine Absätze nach diesem ganzen Gezerre und Gedränge aussehen mochten. „Grauenhaft."
    „Das ist es meistens, wenn ein Mensch zu Hackfleisch verarbeitet wird."
    Bääh!
    „Jetzt machen Sie schon voran", sagte eine andere Stimme. Ich wurde von ein paar Händen weitergeschoben.
    Okay, ich hatte immer den allergrößten Respekt vor der großartigen New Yorker Polizei, New York's finest, wie es so schön heißt. Sie stehen jeden Tag fiesen Kriminellen gegenüber, ohne Supervampirkräfte (jedenfalls die meisten von ihnen), und darum hätte ich ihnen das Leben niemals schwer gemacht, indem ich mich wehrte oder kreischte oder fluchte oder laut heulte oder, sagen wir mal, einem von ihnen das Knie in die Weichteile rammte.
    Das heißt, das vernünftige, gut erzogene, rationale, zurückhaltende Ich hätte so etwas niemals getan.
    Aber hier handelte es sich um das verzweifelte, verkommene Ich, das kurz davorstand, auf den Rücksitz eines Polizeiwagens verfrachtet und ins Gefängnis geworfen zu werden, weil es angeblich irgendeinen armen Trottel zu Hackfleisch verarbeitet hatte. Jetzt hieß es: „Alle gegen eine und ein kleiner Vampir für sich selbst!"
    Mein Knie bog sich und traf ins Schwarze.
    „Uuhmpf!" Der große Kerl, der meinen rechten Arm mit unerbittlichem Griff festgehalten hatte, ließ los und legte seine Hände in den Schritt. Dann krümmte er sich und sank in die Knie.
    Noch bevor jemand auch nur mit der Wimper zucken konnte (mit Ausnahme meiner Wenigkeit - ich vertrage nämlich so viel Leid und Schmerz nur ganz, ganz schlecht), hatte ich dem nächsten Kerl mein Knie in den Leib gerammt, und dann dem nächsten und dem nächsten.
    Was soll ich sagen? Ich habe halt ernsthafte Probleme damit, für etwas eingesperrt zu werden, dass ich gar nicht getan habe. Was aber noch schlimmer ist: Ich habe ernsthafte Probleme mit knallorangefarbenen Overalls (oder was für eine Farbe sie um diese Jahreszeit im Gefängnis auf Riker's Island auch immer tragen mögen) und diesen billigen Schuhen.
    Ich beugte die Arme, zerriss die Kette der Handschellen, und bevor jemand auch nur einen Pieps von sich geben konnte (geschweige denn begriff, was vor sich ging), drehte ich mich schon herum. Und dann rannte ich, so schnell mich meine übernatürlichen Beine trugen.
    Sechs Blocks vom Ort meiner Verhaftung entfernt wurde ich schließlich etwas langsamer. Ich schoss in eine Gasse zwischen einem vietnamesischen Lebensmittelladen und einer Pizzeria und ließ mich gegen eine Ziegelmauer fallen.
    Während ich mühsam ein- und ausatmete, fragte ich mich, ob gebürtige Vampire wohl auch einen Herzinfarkt bekommen könnten. In der langen, langen Geschichte meiner Rasse (wir reden hier von der Zeit vor Napoleon) war das noch nicht ein einziges Mal vorgekommen; abgesehen von meiner Großtante La-Rue, die vor ein paar Jahren über Schmerzen in der Brust klagte.
    Aber da war sie auch gerade in Ricardo, ihren umwerfend gut aussehenden Anwalt, verknallt. Es hatte sich dann aber herausgestellt, dass es sich nur um einen schlimmen Fall von Angina handelte. Sie war gezwungen, von da an auf scharf gewürztes Essen zu verzichten, also hatte sie Ricardo gefeuert und hatte sich einen Veganer namens Scott besorgt. Problem gelöst. Und das hieß: Wie schnell mein Herz auch immer gerade schlagen mochte, ich würde wohl in absehbarer Zukunft nicht umkippen. Es sei denn, die Cops holten mich ein und rangen mich mit vereinter Muskelkraft nieder. .
    Ich ignorierte den Gestank nach verfaultem Grünzeug- und uralter Pizza und zwang mich, tiefer in die Gasse vorzudringen. Dabei bemühte ich mich nach Kräften, nicht an den Zustand meiner Schuhe zu denken - ein Paar Sandalen von Constanca Basto, die ich erst letzte Woche sagenhaft günstig erstanden hatte. Genauso wenig wie ich über den Verlust meines hölzernen Perlenarmbands von Banana Republic weinen würde, das man mir vom Arm gerissen hatte, bevor sie mir die Handschellen angelegt hatten.
    Schnief. Dafür war noch mehr als genug Zeit, wenn die Cops nicht .so kurz davor standen, mich ins Kittchen zu stecken.
    Ich holte tief Luft - nicht, dass ich das nötig hatte, aber ich lebte schon so lange unter Menschen und hatte mich ihnen angepasst, dass das inzwischen so eine Art Gewohnheit war -und konzentrierte meine Gedanken darauf, wie ich mich aus diesem Schlamassel befreien könnte, und zwar sofort.
    Im nächsten Augenblick schien jeder einzelne Nerv in meinem Körper lebendig zu werden.

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