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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Orgasmus und meine erste Zigarette fanden später zu mir als zu meinen Schulkameraden, und im Rückblick kommt es mir vor, als hätte ich Jahrzehnte damit verbracht, Versäumtes nachzuholen. Ich glaube, dass ich Rauchen und Sex immer in Zusammenhang gebracht habe. Vielleicht ist das der Fehler, dem ich mein Leben lang angehangen habe.
    1979, gegen Ende meines ersten Jahres in Cambridge, schrieb ich ein Stück mit dem Titel
Latein! oder Tabak und Knaben
1 . Dominic Clarke, der Held – wenn man eine solche Titulierung für eine so abartige Person wählen darf – schildert im zweiten Akt seine erste sexuelleErfahrung, die er mit dem Bericht über seine erste Zigarette verknüpft.
     
    »Einer jener schmerzvollen Schritte auf dem Weg ins Mannesalter war meine erste Zigarette. Es geschah hinter den Fives Courts meines Schulgebäudes, zusammen mit einem Jungen namens Prestwick-Agutter. Ich entsinne mich daran, als sei es vor fünf Minuten gewesen. Prestwick-Agutter öffnete sein Päckchen Carlton Premium und zog eine kurze, dünne … Zigarette hervor. Als sich meine Lippen um den Filter schlossen, ergriff mich Panik. Ich erlauschte in mir, wie die Kindheit erdrosselt wurde, und spürte, dass eine neue Flamme aufloderte. Prestwick-Agutter zündete das Ende an, ich saugte und inhalierte. In meinen Ohren sauste es, das Blut geriet in Brand, und irgendwo in der Ferne hörte ich meine Kindheit aufstöhnen. Ich achtete nicht darauf, sondern sog ein weiteres Mal. Aber diesmal widersetzte sich mein Körper. Ich hustete und spuckte. Meine jungen Lungen konnten den Schmutzwirbel aus Rußflocken nicht ertragen, mit denen sie bekannt zu machen ich so erpicht war, und ich hustete und wollte nicht aufhören zu husten. Trotz meiner Aufregung und meines heftigen Hustenanfalls gelang es mir, eine coole und passive Fassade aufrechtzuerhalten, um Prestwick-Agutter zu beeindrucken, der sich amüsiert über meine Coolness und meinen Schneid zeigte. Mit großer Gemütsruhe hustete ich britischen Schleim aus und bewies gleichzeitig britische Beherrschung – der Geist der Public School erblickte das Licht der Welt. Nach ungefähr einer Stunde setzte Regen ein, und wir hasteten in den nächsten Court, wo wir unter den Pfeilern Schutz suchten. Es wurde ein langer Nachmittag der Seelenqual. Später am Abend,als eine Horde grober Banausen mein Zimmer stürmte, Preswick-Agutter darunter, brach meine Stimme. Mit einem Mal. Ich war fast siebzehn, also eigentlich peinlich spät.«
     
    Während diese Darstellung, was mich betrifft, nichts Biographisches hat (das sei versichert), lässt sich Dominics Reaktion auf Sex und Zigaretten sehr wohl mit meiner vergleichen. Ich hustete und erbrach mich heftig. Nicht nach dem Sex, das sei gesagt, sondern nach meiner ersten Zigarette. Und nach meiner zweiten und nach meiner dritten. Die Natur warnte mich mit eindringlichen Fingerzeigen, die ich zu ignorieren vorzog.
    Ich war daheim, fünfzehn Jahre alt, mit Schmach und Schande von der Schule verwiesen † , als ich zu rauchen begann. Meine Eltern hatten für mich die Paston School in North Walsham, Norfolk, ausgesucht, eine staatlich subventionierte Grammar School, die ihren Ruhm darauf stützte, dass Horatio Nelson dort unglückliche Schulstunden abgesessen hatte. Um jeden Morgen in der Schule zur Stelle zu sein, bedurfte es einer Fahrt mit dem Bus, der die Marktstadt Aylsham durchquerte. Nach einigen wenigen Wochen auf der Paston School machte ich es mir zur Gewohnheit, in Aylsham aus dem Bus zu steigen und den Tag in einem kleinen Café zu verbringen, wo ich rauchen, Kaffee mit aufgeschäumter Milch trinken und am Flipper spielen konnte, bis der Bus auf seiner Rückfahrt wieder durch den Ort kam. Dieses chronische Schwänzen zog natürlich einen weiteren Schulverweis nach sich. Als Nächstes schickte man mich nach NORCAT, ins Norfolk College of Art and Technology in King’s Lynn. Jeder Penny, den ich erbetteln, borgen oder aus der Handtasche meiner Mutterstehlen konnte, ging für Zigaretten drauf. Diese Sucht war teurer als Sugar Puffs oder Süßigkeiten und für die Zähne von beinahe derselben katastrophalen Wirkung, gesellschaftlich jedoch ungleich akzeptierter.
    Die durchschnittlichen »Tuck«-Shops führten für arme Schüler die Zigarettenmarken Players Number Six, Embassy, Carlton und Sovereign. Wenn ich beim Kartenspiel genug gewonnen hatte, gönnte ich mir Rothmans, Dunhill oder Benson and Hedges, aber wenn ich so richtig im Geld schwamm, lockte der

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