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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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erfüllt werden, gut, dann muss eben getüftelt werden. Für andere Menschen, für Leute wie Douglas und mich, aber gilt: Das
Tüfteln
ist die Funktion. Einen Computer zu benutzen, um ein Buch zu schreiben, die Steuerklärung zu machen oder eine Rechnung auszudrucken, sind Dinge, die man tun
könnte
, aber es macht doch viel mehr Spaß, alles mögliche Andere auszuprobieren. Menschen wie Douglas und ich bauen zu ihren digitalen Geräten eine Beziehung auf, wie sie Hundebesitzer zu ihren Hunden pflegen. Nur wenn man blind ist, Schafhirte, Polizist oder Wachmann, haben Hunde eine Funktion, ansonsten sind sie ausschließlich dazu da, geliebt zu werden, gehätschelt und gestreichelt – um Freude zu bereiten. Ich nehme an, noch verbreiteter ist das Faible, das Menschen mit ihren Autos verbindet. Rowan Atkinson, Steve Coogan und Robbie Coltrane zum Beispiel. Sie benutzen zwar ihre Autos, um einzukaufen, nach Hause zu fahren und so weiter, aber das ist es nicht, was ihr Verhalten und Verhältnis zu ihnen dominiert. Wenn Sie nicht mit starken emotionalen Bindungen zu Maschinen gesegnet oder verdammt sind, werden Sie mich abtun als Depp oder Computer-Geek, so wie Sie die drei vielleicht als Autofreaks und Amateurrennfahrer abtun würden. Enthusiasten sind gewohnt, verspottet zu werden, verlästert und falsch verstanden. Wir können damit leben. Tatsächlich ist es mehr als wahrscheinlich, dass Douglas und ich es als esoterische Hobbyisten genossen, unsere abstruse Sprache zu sprechen und viel Zeit für fruchtlose Vorhaben zu opfern. Ich schäme mich zu gestehen, dass mich ein leichtes Bedauern erfasste, als Microsoft schließlich auch auf den Trichter kam und eine eigene graphische Benutzeroberfläche anbot. Sie hieß Windows, und 1992 hatte die Version 3.1 einenStand erreicht, der sie fast benutzbar machte. Drei weitere Jahre brauchte es, bevor Windows 95 ein eigenständiges Betriebssystem genannt werden konnte und nicht mehr nur ein Anhängsel von MS-DOS war. Das geschah elf Jahre nach der Einführung des Mac, eine Ewigkeit in der Computertechnologie, und Douglas und ich fühlten uns einerseits bestätigt, aber andererseits auch ein wenig ernüchtert, als habe die gemeine Masse Einlass in unseren geheimen Paradiesgarten gefunden. Einer der unsympathischsten menschlichen Charakterzüge, dem man aber nur allzu leicht verfällt, ist die Neigung, mit Groll darauf zu reagieren, dass ein lange genossenes Privatvergnügen plötzlich geteilt werden muss, weil es zum populären Allgemeingut geworden ist. Wer von uns ist nicht verärgert gewesen, wenn eine Band, ein Autor, ein Künstler oder eine Fernsehserie, die nur unser ureigenes Minoritätsinteresse fanden, plötzlich Popularität im Mainstream erlangten. Solange sie ihren Kultstatus bewahrten, beklagten wir das Philistertum einer Welt, in der sie keinen Anklang fanden, und jetzt, da man sie schätzen
gelernt
hat, sind wir erbost und gerieren uns als Spielverderber. Ich bin alt genug, um mich an die langhaarigen Jungs in der Schule zu erinnern, die ernstlich sauer auf den Erfolg von
Dark Side of the Moon
reagierten. Sie liefen durch die Gegend und nörgelten von »Ausverkauf«, obgleich sie noch einen Monat zuvor jeden, der ihnen über den Weg lief, mit dem Gejammer gelangweilt hatten, wie unverstanden die Brillanz von Pink Floyd sei und dass die Welt eh zu beschränkt sei, um das Genie dieser Musiker würdigen zu können.
    Douglas und ich hatten jedoch Jahre einsamen Vergnügens vor uns, und die zwei- oder dreijährige Periode, in der wir einander so begeistert besuchten, Disks austauschtenund über Computertechnik fachsimpelten, zählt zu den glücklichsten Zeiten meines Lebens.
    Für Douglas war das Schreiben extrem mühsam. Sue Freestone, seine Verlegerin bei Heinemann, pflegte vorbeizukommen und mit Tränen in den Augen um Seiten aus dem Drucker zu betteln. Dann stürzte sich Douglas nach unten zur Kaffeemaschine, tobte wieder nach oben, stampfte zum Schreibtisch und setzte sich vor den Computer. Nachdem er eine Stunde oder länger mit dem Bildschirmschoner rumgefummelt hatte, dem Wallpaper, dem Namen des Dokuments, der Position des Ordners, in dem das Dokument gespeichert wurde, auf dem Schreibtisch, nachdem er das Dokument formatiert, die Schrift ausgesucht, die Größe, die Farbe, die Ränder, die Formatvorlage festgelegt hatte, schrieb er vielleicht eine Zeile. Er sah sie sich an, wandelte die Schrift in kursiv um, veränderte die Wortanordnung, stand auf, starrte noch

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