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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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nicht.
    Lachhaft.
    Ich stehe auf und gehe im Zimmer hin und her. Das kann nur die Anfangsnervosität sein. Es handelt sich um ein Projekt von womöglich großem Stellenwert. Das Original gehört zu meinen Lieblingsfilmen. Ich bin unschlüssig, inwieweit ich das Recht habe, an dieser großartigen Geschichte herumzupfuschen. Setz dich wieder hin, und leg endlich los, Stephen.
    Doch es ist mehr als das. Als ich auf den Bildschirm starre, spüre ich eine Leere in mir, einen dunklen Raum. Was mag es sein, dieses in die Tiefe ziehende schwarze Loch, das da irgendwo zwischen Angst und Hunger gähnt, zwischen Qual und Furcht?
    Ich schüttle den Kopf und dann den ganzen Körper wie ein Hund, der gerade gebadet hat.
    Es wird vorübergehen.
    Ich verlasse das Zimmer, fahre im Lift hinunter und höre mit an, wie ein Paar darüber tratscht, unter welchdramatischen Umständen Lindsay Lohan am Abend das Hotel verlassen hatte.
    Ich laufe um den Pool herum. Jerry Stiller, Comedian und Vater des Schauspielers Ben, schwimmt ein paar gemächliche Bahnen.
    »Hiya, Kid«, ruft er. Ich bin begeistert, mit neunundvierzig noch Kid genannt zu werden.
    Nach zehn oder zwanzig Runden kehre ich in mein Zimmer zurück und setze mich wieder an den Bildschirm.
    Das schwarze Loch ist immer noch da.
    Hier läuft etwas ganz, ganz furchtbar falsch.
    Was mag es sein? Was
könnte
es sein? Bin ich krank?
    Und dann überkommt mich so blitzartig die Gewissheit, dass ich fast vom Stuhl falle.
    Ich brauche eine Zigarette.
Ohne Zigarette kann ich nicht schreiben.
    Das darf doch nicht wahr sein. Oder?
    Die nächsten drei Stunden tue ich, was ich kann, um den Schreibmotor anzukurbeln, aber mittags ist mir klar, dass es sinnlos ist. Entweder gebe ich das Drehbuch auf oder ich rauche. Ich hebe den Telefonhörer ab.
    »Hallo, hier ist Stephen. Könnten Sie bitte eine Stange Marlboro raufschicken? Ja, eine ganze Stange. Zehn Schachteln. Danke. Bye.«
     
    Schneller Vorlauf bis zum April des folgenden Jahres 2007. Im Juli wird das Rauchverbot in der Öffentlichkeit im gesamten Vereinigten Königreich inkrafttreten, und im Monat darauf werde ich fünfzig. Jetzt ist auf jeden Fall die Zeit gekommen, das Rauchen ein für alle Mal aufzugeben. Paul McKenna hat mich hypnotisiert, um die Verdrahtung in meinem Gehirn zu lösen, die das Schreibenmit Tabakgenuss verbindet. In der Allan Carr »Easy Way«-Klinik in London hatte ich eine Sitzung. Keines von beiden scheint von Nutzen gewesen zu sein, aber ich bin ihnen dankbar, dass sie Hilfe angeboten haben. Doch es gibt gute Nachrichten …
    Ein neues Medikament ist auf den Markt gekommen. Adieu Zyban, willkommen Champix. So lautet Pfizers Name für den neuen Arzneistoff Vareniclin, der kein Antidepressivum ist, sondern als »partieller Agonist die Nikotin-Rezeptoren blockt«. Soso. Klingt ja einleuchtend.
    Ich lasse mir eine Tablettenkur verschreiben, und wie beim Zyban rauche ich weiter, als sei nichts geschehen. So ungefähr am zehnten Tag fällt mir auf, dass mein Aschenbecher mit absurd langen Kippen gefüllt ist. Anscheinend hab ich an jeder Zigarette nur einmal gezogen. Am Ende der zweiten Woche merke ich, dass ich die Zigaretten aus der Schachtel nehme, sie betrachte, als seien sie Fremdlinge, und sie wieder zurückstecke. Zu dieser Zeit zeichnen wir zwei- oder dreimal die Woche
QI
auf. Als wir damit fertig sind, stelle ich fest, dass ich mir keine Zigaretten mehr kaufe. Ich habe zu rauchen aufgehört.
    Ich fahre nach Norfolk und drehe eine neue Folge von
Kingdom.
Als die Arbeit im September abgeschlossen ist, fliege ich nach Amerika, um mit der Arbeit an einer Reiseserie zu beginnen.
    Die Feuerprobe kommt jedoch später. Im Mai kehre ich aus Hawaii, dem letzten Staat, der für die Dokumentarfilmreise zu besuchen war, nach Großbritannien zurück und muss mich daranmachen, das Buch über die Serie zu schreiben. Erst jetzt werde ich zum ersten Mal in meinem Leben erfahren, ob ich mehr als nur journalistischeTexte, Briefe und gelegentliche Blogs verfassen kann, ohne beim Schreiben eine Zigarette nach der anderen zu rauchen.
    Bei Tagesanbruch hat es den Anschein, als sei meine fünfunddreißig Jahre lange Affäre mit dem Tabak tatsächlich zu Ende.
     
    Als ich am Computer saß, das hier schrieb und mich an die Vergangenheit erinnerte, ist da das alte Verlangen zurückgekehrt? Diese Erfahrung hat das schwarze Loch nicht wieder aufgerissen, aber irgendwo tief in mir zucken Erinnerungsfetzen wie ein Drache in seiner Höhle, der

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