02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre
Da gibt es jedoch das Thema kloakaler Vorkehrungen. Frauen stellen, natürlich, gewisse hygienische Anforderungen … und die sind sozusagen
sui generis
.«
»Ach ja? In welcher Hinsicht?«
»Also … nun, ehrlich gesagt bin ich mir da auch nicht ganz sicher. Aber ich glaube, hin und wieder sehen sie sich veranlasst, zu keifen und einen Mann zu ohrfeigen und anschließend in Tränen auszubrechen und … äh … dann müssen sie in ihr Taschentuch schniefen oder so. Und sich die Haare machen. Etwas in der Art. Und das geschieht regelmäßig einmal im Monat, wie ich mir habesagen lassen. Daher werden wir speziell ausgestattete Räume brauchen, die für diese Zwecke zur Verfügung stehen.«
»Ich wusste doch, dass nichts Gutes dabei herauskommt.«
»Hört fucking hört.«
»Meine Herren, bitte! Wenn wir jetzt …«
»Und wo werden sie ihre Brüste über Nacht aufhängen? Beantworten Sie mir das bitte.«
»Entschuldigen Sie?«
»Frauen besitzen doch zusätzliche Fleischklumpen, die sie mit Hilfe von Drahthalterungen und Seidenbändern vor ihrem Brustkorb befestigen. So viel weiß ich genau. Es fragt sich nur: Wo hängen sie die Dinger des Nachts auf? Hä? Sehen Sie. Sie haben diese Angelegenheit einfach noch nicht richtig durchdacht, oder?«
Und so weiter … bis das Treffen in völligem Durcheinander endete.
Abgesehen von den erstaunlichen Toilettenräumen, stellte sich die Ankunft der Frauen als die natürlichste Sache der Welt heraus. Man konnte gar nicht glauben, dass es sie bisher hier noch nie gegeben hatte. Ob sie sich eher von den derberen Traditionsclubs angezogen fühlten wie den ruppigen Kangaroos, dem Sportclub des College, oder doch von den Cherubs, deren Anführer oder Senior Member ich jetzt war, konnte ich nicht sagen. Da der Definition nach sämtliche Frauen im College Erstsemester (wie leid sie es gewesen sein müssen, »Freshettes« oder »Undergraduettes« genannt zu werden) waren, wurde keine von ihnen im Old Court einquartiert, und daher nutzte auch keine die blitzblanke »Ladies«-Toilette am Fuß der A-Treppe. Sie wurde zu unserem Luxuslokus, und daher weiß ich auswendig,was auf dem Bindenbeutel zu lesen stand: »Lil-lets dehnen sich in der Breite und passen sich daher sanft Ihren Konturen an. Sollten Sie Fragen haben, schreiben Sie an Schwester Marion …«
Zu der Zeit waren Kim und ich ein glückliches Paar. Er spielte Schach, las Thukydides, Aristoteles und Cicero und ließ Wagner über Old Court schallen, ab und zu versüßt durch großartige Momente Verdi und Puccini. Ich lernte meinen Text, tippte gelegentlich einen Essay auf meiner Hermes-Schreibmaschine, las, rauchte und schwatzte. Freunde kamen die Treppe heraufgeklettert und blieben lange Nachmittage bei Toast, Kaffee und anschließend Wein. Am engsten befreundet waren wir mit Rob Wyke, einem Graduate von St. Catharine, der Lehrer am College war und an seiner Promotion arbeitete. In
Der Sturm
spielte er Gonzago. Rob, Paul Hartell, ein weiterer Doktorand vom Cat’s, und ein dritter wilder und wundervoller Graduate namens Nigel Huckstep bildeten ein Triumvirat, dem Kim und ich uns gerne anschlossen. Ihr Wissensspektrum war enorm breit, aber sie machten von ihrer Gelehrsamkeit nicht viel Aufhebens. An freien Abenden gingen wir auf einen »draaj« (was nach Nigels Aussagen, der Fremdsprachen so leicht lernte, wie sich ein Kleinkind einen Schnupfen einfängt, ein Wort aus dem Afrikaans war, das »bummeln« bedeutete). Am King’s vorbei ging es die Trinity Street hinunter und zum Pub Baron of Beef in der Bridge Street, wo ganz Cambridge durchgehechelt wurde.
Committees
In meinem dritten Studienjahr fand ich mich in zahllosen Komitees wieder. Ich war Präsident des May Ball, Senior Member der Cherubs (»I’ve seen ya member, Senior Member!« war der naheliegende Spottgesang) und Präsident von BATS. Außerdem war ich im Komitee des ADC, der Mummers und mehrerer anderer Theaterclubs. Folglich hastete ich zu Anfang des Trimesters von einer Sitzung zur anderen und hörte mir, wie man heute sagen würde, den »pitch« von Regisseuren an.
Das spielte sich folgendermaßen ab. Sagen wir, Sie sind Regisseur oder wollen einer werden. Sie wählen ein Stück aus – neu oder klassisch –, entscheiden, wie Sie es inszenieren wollen, bereiten eine Rede über Ihr »Konzept« vor, kalkulieren einen vernünftigen Etat und lassen sich bei jeder der größeren Theatergesellschaften auf die Liste derjenigen setzen, die ihr Projekt
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