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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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vorstellen möchten. Ich nehme an, das alles wird heutzutage mit Präsentations- und Kalkulationssoftware abgewickelt, aber damals wurde noch mit Papier gearbeitet und mit Engelszungen geredet.
    Bei einer Sitzung des ACD tauchte ein Erstsemester auf, das vor Selbstvertrauen strotzte. Aussehen tat der Knabe aber wie ein gequälter, sich in seinem Jackett verkriechender sensibler Sozialist, der alles um sich herum als gewaltsam und leicht bedrückend empfindet.
    »Ich bin sehr,
sehr
interessiert am Werk von Grotowski und Brook«, sagte er uns. »Meine Produktion von
Serjeant Musgrave’s Dance
wird sich deren Theorien zunutze machen und sie mit Elementen Brecht’scher Epik verbinden. Ich werde das Ensemble ausschließlichin Weiß und Rot auftreten lassen. Die Bühne wird ein Gerüst sein.«
    Ogottogott. Aber klar doch. Wir berieten uns, als er gegangen war. Ziemlich heller Junge.
Serjeant Musgrave
. War seit fünfzehn Jahren nicht mehr gemacht worden, soweit wir wussten. Interessante Ideen. Auch nicht teuer. Auf jeden Fall überlegenswert.
    Wir hören uns noch ein paar weitere Kandidaten an, und ich eile ins Trinity Hall, wo wir ein ähnliches Treffen für die Mummers abhalten. Der dritte Kandidat, der zum »pitch« den Raum betritt, ist dasselbe emphatische Erstsemester, das auch vor dem ADC-Komitee aufgetreten war. Er setzt sich.
    »Ich bin sehr,
sehr
interessiert am Werk von Grotowski und Brook«, verkündet er. »Meine Produktion von
’Tis a Pity She’s a Whore
wird sich deren Theorien zunutze machen und sie mit Elementen Brecht’scher Epik verbinden …« Er unterbricht sich und wirft mir einen fragenden Blick zu. Hat er mich schon einmal gesehen? Er schüttelt den Kopf und fährt fort. »Ich werde das Ensemble ausschließlich in Weiß und Rot auftreten lassen. Die Bühne wird ein Gerüst sein.«
    Noch ein paar Kandidaten, und ich haste ins Queens’ zu einer Sitzung der BATS. Und siehe da, das Erstsemester ist auch schon da. Es lässt aber auch gar nichts aus.
    »Ich bin sehr,
sehr
interessiert am Werk von Grotowski und Brook. Meine Produktion von
Bunburry oder Ernst sein ist alles
wird sich deren Theorien zunutze machen …«
    »… und sie mit Elementen Brecht’scher Epik verbinden?«, frage ich. »Möglicherweise nur in Rot und Weiß gekleidet. Und ein Gerüst?«
    »Äh …«
    Dieses Erstsemester ist inzwischen ein erfolgreicher
homme de théâtre
und künstlerischer Direktor von Rang. Ich weiß nicht, wie viele seiner gegenwärtigen Produktionen in Weiß und Rot daherkommen, aber seine eingerüstete
My Fair Lady
, die sich die Theorien von Grotowski und Brooks zunutze macht (verbunden mit Elementen des Epischen Theaters von Brecht, wie ich höre), hat im letzten Sommer die Leute in Margate von den Stühlen gerissen. Stimmt nicht, aber pssst!
    Damals verabscheute ich Komiteesitzungen, und ich verabscheue sie noch heute. Mein Leben lang habe ich dafür gekämpft, sie so oft wie möglich vermeiden zu können. Ein vergeblicher Kampf. Ich würde so viel lieber etwas machen, als darüber zu reden, was man machen könnte. Diejenigen, die in Komiteeräumen sitzen, regieren natürlich die Welt, was ja herrlich sein mag, wenn man keine anderen Ambitionen hat. Aber diejenigen, die die Welt regieren, finden kaum je Gelegenheit, in ihr herumzutollen und zu lachen und zu spielen.
    Es war wie eine Erlösung, in einer Produktion des ADC als Volpone besetzt worden zu sein. Ein Drittsemester aus dem Caius College namens Simon Beale verkörperte den Sir Politic Would-Be. Er spielte sich mit einer höchst erstaunlichen komödiantischen Präsenz in den Vordergrund und mit frecher Selbstverständlichkeit so gut wie alle anderen an die Wand. An einer bestimmten Stelle im zweiten Akt sprach er mit mir und kehrte dabei dem Publikum den Rücken zu. Mir war rätselhaft, warum mein exzellenter Vortrag an ihn so viel Gelächter auslöste. Es ist beunruhigend, wenn man nicht weiß, was die Lacher verursacht. Ich fand heraus, dass Simon Beale sich während der gesamten Szene am Hinternkratzte. Hätte sich das ein nicht so begabter Schauspieler oder ein nicht so hinreißender Mensch geleistet, wäre ich vielleicht eingeschnappt gewesen. Überdies sang er auch noch sehr schön und besaß das absolute Gehör. Es gab eine Marktszene, bei der Gesang verlangt wurde – natürlich nicht von mir, aber vom gesamten Rest des Ensembles. Simon stand in den Kulissen, alle Mann eng um ihn geschart, und gab den Ton vor. Nach der Vorstellung sang er

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