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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Williams, Derek Nimmo, Peter Jones, Nelson Gabriel, Derek Cooper, Clive Jacobs, Martin Muncaster und Brian Perkins meine Gehirnzellen und mein Wesen in einem solchen Maße durchdrungen, dass sie – wie sich schwermetallene Schadstoffe in Haar und Haut und Nägeln und Gewebe einlagern – sowohl zu einem physischen als auch einem emotionalen und intellektuellen Teil von mir geworden sind. Wir alle sind die Summe zahlloser Einflüsse. Mir gefällt der Gedanke, dass Shakespeare, Keats, Dickens, Austen, Joyce, Eliot, Auden und die großen und noblen Granden der Literatur ihren Einfluss auf mich hatten, aber die Wahrheit ist, dass sie nur entfernte Onkel und Tanten waren, gut für einen Fünfer zu Weihnachten und das obligatorische Buch zum Geburtstag, während Radio 4 und der BBC World Service meine Mutter und mein Vater waren, alltäglich präsent und ewiges Beispiel.
    Seit früher Jugend glaubte ich, Zufriedenheit darin finden zu können, mein ganzes Leben lang fürs Radio zu arbeiten. Wie glücklich es mich machen würde, wenn ich nur Zwischentextansager sein könnte oder ein regelmäßig beschäftigter Rundfunkmann irgendeiner Sparte. Das Missfallen an den eigenen Gesichtszügen und meiner physischen Erscheinung trug zu dieser Zielsetzung bei. Ich hatte, wie es in einem alten Witz immer wieder heißt, das richtige Gesicht fürs Radio. Ansagerund Sprecher müssen weder in die Maske noch Bühnengarderobe tragen. Jemandem wie mir, der glaubte, jeder Verschönerungsversuch an ihm würde nur die Aufmerksamkeit auf seine vermaledeiten Mängel lenken, scheint ein Leben vorm Mikrofon die perfekte Karriere zu versprechen. Wie viel realistischer war doch für mich eine Radiostation als eine Venusstation.
    Meine ersten Besuche im Broadcasting House, dem Heim der BBC am Portland Place, hatten bereits 1982 stattgefunden, als ich einen fiktiven Nachrichtenreporter für eine Sendung von Radio 1 spielte, die,
glaube
ich,
B15
hieß. Die Studios im Basement des Broadcasting House hießen alle B
x
, und ich kann mich, ehrlich gesagt, nicht mehr daran erinnern, welchen Wert das
x
hatte, das unserer Sendung den Namen gab. Während seiner kurzen Laufzeit wurde
B14
oder
B12
, oder wie immer es geheißen haben mag, von David »Kid« Jensen präsentiert, einem umgänglichen kanadischen DJ, der nach Aussagen eines in diesen Dingen versierten Freundes in der langen Geschichte von
Top of the Pops
der am wenigsten unangenehme Moderator gewesen war. Meine Figur in
Bwasauchimmer
, Bevis Marchant, hatte ihren eigenen kleinen Platz in der Sendung:
Beatnews
, eine unverhohlene Parodie von
Newsbeat
, der lachhaft emphatischen, trivialen und selbstgefälligen Nachrichtensendung von Radio 1. Meine Mitwirkung bei diesem Programm dauerte keine zwei Wochen, da hatte Margaret Thatcher eine Kampfgruppe losgeschickt, um die Falklandinseln zurückzuerobern, und eine Woche später wurde ich vom Sender genommen. Meine Parodien des Auslandskorrespondenten Brian Hanrahan und anderer wurden für respektlos erklärt. Ich schrie mit lauter Stimme über dem Geräusch eines elektrischen Rührbesens ineinem Eimer, um den Klang eines Liveberichts direkt von Bord eines Hubschrauber zu imitieren. Ich wollte damit den großtönenden und gekünstelt maskulinen Reportagestil verspotten und nicht etwa die Gefahren verniedlichen, in denen sich das Militär befand, aber genau das ist schon immer der Unterschied gewesen, den dumme Menschen sich weigern zu verstehen. Es herrschte Krieg, ich versuchte, witzig zu sein, und damit missachtete ich den Mut der Soldaten und das Opfer, das sie brachten. Mein Unernst kam Verrat gleich, und mir musste Einhalt geboten werden. Ich glaube, ich ärgere mich heutzutage noch mehr darüber als damals. Wichtigtuerei und Entrüstung wachsen im Alter, so wie die Haare in den Nasenlöchern und an den Ohrläppchen wachsen.
    Nicht lange nach
Beatnews
setzte sich der BBC-Pro duzent Ian Gardhouse mit mir in Verbindung und fragte, ob ich an seiner Sendung
Late Night Sherrin
bei Radio 4 mitarbeiten wolle. Ned Sherrin war ein bekannter Radiomann, der als Fernsehproduzent begonnen hatte, zuerst bei Val Parnells ATV und anschließend bei der BBC. Seine berühmteste Errungenschaft während jenes Lebensabschnitts war
That Was The Week That Was
, üblicherweise
TW3
abgekürzt, die Live-Comedy-Show, die den Satire-Boom ausgelöst und David Frost hervorgebracht hatte. Seither hatte Nedwin, wie ich ihn gern nannte, der Welt
Up Pompeii!
,
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