02
finden.« Duellos salutierte sorgfältig. »Das ist ein gewaltiges Risiko, aber Sie haben sich um unser Vertrauen in Sie verdient gemacht.«
Geary erwiderte den Salut. »Danke.«
»Sind Sie übrigens wirklich davon überzeugt, dass wir es mit dem Sprungantrieb von Cydoni bis nach Sancere schaffen?« »Auf jeden Fall.«
Nachdem Duellos »gegangen« war, kehrte Geary müde in seine Kabine zurück. Er musste nicht auf der Brücke sein, wenn die Flotte wendete, da er das Manöver ebenso gut auf dem Display in seiner Kabine mitverfolgen konnte. Normalerweise bemühte er sich, so viel Zeit wie möglich auf der Brücke zu verbringen, weil die Crew daran glauben musste, dass er sich für ihre Arbeit interessierte. Doch nach so vielen langwierigen und in zu vielen Fällen feindseligen Diskussionen hatte er eine Verschnaufpause dringend nötig.
Vor seiner Kabine wartete bereits Co-Präsidentin Rione auf ihn. Er wusste, dass sie Zeit genug gehabt hatte, um sich von den Kommandeuren der Schiffe der Callas-Republik über die jüngsten Entwicklungen unterrichten zu lassen. Nach dem wütenden Funkeln in ihren Augen zu urteilen, musste seine Verschnaufpause wohl noch eine Weile warten.
Rione stand schweigend da, ließ ihn eintreten, folgte ihm und wartete, bis sich die Luke hinter ihr geschlossen hatte. Erst dann ließ sie ihre wahren Gefühle erkennen.
Als er sie ansah, wurde ihm klar, dass er Co-Präsidentin Rione noch nie wütend erlebt hatte. Es war ein Anblick, auf den er gern verzichtet hätte. »Wie konnten Sie nur so etwas machen?«, fuhr sie ihn an.
»Ich glaube, das ist der beste Weg für …«
»Sie haben diese Flotte verraten! Sie haben die Allianz verraten! Und Sie haben mich verraten!«
Ihre Worte und der aufgebrachte Tonfall ließen ihn zusammenzucken, dennoch war ihm der letzte Teil nicht entgangen. »Wieso habe ich Sie verraten?«
Rione wurde rot und wich zurück. »Das ist … vergessen Sie’s! Das war ein Versprecher. Ich wollte sagen, Sie haben jeden in dieser Flotte verraten! Alle Offiziere und Matrosen, die darauf vertraut haben, dass Sie Ihre Macht klug einsetzen! Ich habe nicht gegen Sie gearbeitet, sondern versucht, Ihre Anstrengungen zu unterstützen. Ich war der Ansicht, Sie hätten einen mangelnden persönlichen Ehrgeiz ebenso bewiesen wie ein gewisses Maß an gesundem Menschenverstand. Ich habe mich geirrt, Captain Geary. Indem Sie mir etwas vorspielten, gelang es Ihnen, die Flotte so zu manipulieren, dass Sie den Helden spielen können, was Sie offenbar von vornherein vorhatten! Und dabei haben Sie mich zu einer ahnungslosen Komplizin gemacht!«
»Ich bin kein Held«, herrschte Geary sie an. »Darum geht es hier überhaupt nicht. Wenn Sie sich einen Moment Zeit nehmen, um sich meine Gründe anzuhö…«
»Ihre Gründe? Die kenne ich längst!«, fiel Rione ihm ins Wort. »Sie haben Angst, Captain Falco könnte Ihnen das Kommando über diese Flotte abnehmen. Ich habe gehört, was er zu Ihnen gesagt hat, als er Sie warnte, die Flotte würde sich einen anderen Commander suchen, wenn Sie nicht kühn genug handeln! Um das zu verhindern, sind Sie bereit, die Zerstörung der ganzen Flotte zu riskieren! Als ob die Flotte nur ein Spielzeug wäre, um das Sie und Captain Falco sich wie zwei kleine Kinder streiten! Wenn Sie die Flotte nicht haben dürfen, dann soll sie auch kein anderer bekommen!«
Es kostete Geary viel Mühe, sein Temperament im Zaum zu halten. »Madam Co-Präsidentin«, brachte er heraus. »Ich habe jede erdenkliche Vorgehensweise gründlich durchgespielt und …«
»Ach, wirklich? Und wo sind dann die Aufzeichnungen Ihrer gründlichen Überlegungen, Captain Geary?«, wollte sie wissen.
Diese Worte brachten Geary einen Moment lang aus dem Konzept. »Sie können auf meine persönlichen Strategiemodelle und Simulationen zugreifen? Die sollten eigentlich so gesichert sein, dass nur ich Zugang darauf habe.«
Rione schien zu bereuen, dass sie sich zu dieser Bemerkung hatte hinreißen lassen, dennoch fuhr sie aufgebracht fort: »Haben Sie irgendetwas zu verbergen, Captain Geary? Beispielsweise das Fehlen jeglicher Simulationen, von denen Sie behaupten, dass auf ihnen Ihre Entscheidung beruht?«
»Ich habe keine Simulationen laufen lassen«, fauchte er sie an. »Das kann ich im Kopf erledigen. Vielleicht nicht ganz so präzise wie eine Simulation, aber immer noch nahe genug an der Wirklichkeit, um zu erkennen, wo welche Gefahren lauern!«
»Und das soll ich Ihnen abnehmen? Halten Sie mich etwa für dumm
Weitere Kostenlose Bücher