02
Schiffskommandanten konnte Geary nicht wissen, wie jeder einzelne von ihnen in einer bestimmten Situation reagieren würde, also holte er diejenigen Schiffe in die vorderste Reihe, von deren Befehlshabern er glaubte, ihnen vertrauen zu können. Bedauerlicherweise gab es von der Sorte Commander nicht so viele, wie ihm lieb gewesen wäre. Er betrachtete die aktuelle Formation und wunderte sich, warum so viele Shuttles unterwegs waren.
Er sah in dem Moment auf, als die Türglocke zu seiner Kabine ertönte. Einen Augenblick später ging die Luke auf und Captain Desjani trat ein. Geary grüßte sie mit einem Lächeln. »Gutes Timing. Ich wollte eben bei Ihnen anfragen, was all diese Shuttles da machen.«
»Da findet ein Austausch statt«, erklärte sie. »Personal. Die befreiten Gefangenen haben alle Untersuchungen und Besprechungen hinter sich. Ihre Kenntnisse und Erfahrungen wurden in die Datenbank eingegeben. Momentan wird ausgetauscht, weil das eine Schiff den einen Spezialisten gebrauchen kann, während ein anderes Schiff einen anderen Experten benötigt. Die Datenbank der Flotte koordiniert automatisch den gesamten Ablauf.«
Verärgerung regte sich bei Geary. Warum hatte ihn niemand davon in Kenntnis gesetzt? Wieso holte niemand seine Erlaubnis ein? Aber dann wurde ihm klar, dass nichts von beidem erforderlich gewesen war. Er musste keine normalen Versetzungen zwischen den Schiffen genehmigen, und er hatte auch gar keine Zeit, um sich um solche Dinge zu kümmern. Die Schiffe konnten das mithilfe der Datenbank problemlos unter sich regeln, ohne dass Geary sich einmischen musste. »Ich nehme an, wenn es ein Problem gegeben hätte, wäre ich wohl informiert worden.«
»Natürlich, Sir.« Desjani hielt inne und machte einen ungewöhnlich verlegenen Eindruck. »Darf ich Sie um einen persönlichen Rat bitten?«
»Einen persönlichen Rat?« Eine private Angelegenheit, zu der sie seine Meinung hören wollte? »Selbstverständlich. Nehmen Sie Platz.«
Wie zuvor setzte Desjani sich auch jetzt stocksteif hin, einen Moment lang kaute sie auf ihrer Unterlippe. »Sir, Sie haben doch Lieutenant Riva kennengelernt, als er an Bord kam.«
Geary erinnerte sich an den befreiten Gefangenen auf dem Hangardeck. »Ja, Ihr alter Bekannter.«
»Lieutenant Riva war … mehr als nur ein Bekannter, Sir.«
»Oh.« Dann fiel ihm etwas an ihrer Wortwahl auf. »War?«
Desjani atmete tief durch. »Wir waren mal zusammen, mal nicht, Sir. Aber wir haben uns nie richtig getrennt. Und jetzt … nun, jetzt ist er hier, aber er hat einen deutlich niedrigeren Dienstgrad als ich.«
»Das kann problematisch werden«, stimmte Geary ihr zu und dachte an die Flottenvorschriften und an den Eindruck insgesamt, den ein solches Verhältnis hervorrufen konnte. »Aber wenn er Ihr Ex-Freund ist, dann werden Sie beide damit doch professionell umgehen können.«
»Er ist nicht …« Desjani errötete ein wenig. »Als ich Lieutenant Riva wiedersah, war das eine sehr emotionale Erfahrung. Wie emotional, ist mir erst jetzt bewusst geworden.«
»Oh.« Fällt dir eigentlich nichts Besseres als >Oh< ein? »Er könnte also wieder Ihr Freund sein?«
»Ja, Sir. Die Gefühle sind auf jeden Fall da. Zumindest von meiner Seite. Nach unseren kurzen Unterhaltungen zu urteilen, scheint Cas…, Lieutenant Riva genauso zu empfinden.« Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Aber solange er auf meinem Schiff ist, darf da nichts passieren. Es wird schon wegen des Dienstgrads schwierig werden, doch wenn er meinem Kommando unterstellt wird, dann ist das ganz und gar unmöglich.«
Endlich wurde ihm das ganze Ausmaß ihrer Misere klar. »Aber nachdem er lebend aufgefunden wurde, möchten Sie eigentlich auch nicht, dass er auf ein anderes Schiff versetzt wird.«
»Richtig, Sir.«
Das war tatsächlich eine Zwickmühle, die Art von Dilemma, bei dem sich jeder vorgesetzte Offizier wünschte, er könnte die Angelegenheit auf einen anderen abwälzen. Aber die Regelung solcher Dinge - oder zumindest der Versuch einer Regelung fiel in seine Zuständigkeit, und zu allem Überfluss hatte er auf diesem Gebiet selbst Erfahrungen gemacht. »Okay, wenn Sie meinen Rat hören wollen, dann sage ich dazu Folgendes: Wenn Lieutenant Riva auf diesem Schiff bleibt, dann dürfen Sie keine private Beziehung zu ihm unterhalten. Das gilt auch für den Fall, dass wir einen Job für ihn finden, bei dem er mir unterstellt ist. Ihm würde das so wenig behagen wie Ihnen. Und wenn ich Sie richtig einschätze,
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