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und leichtgläubig? Mit welchen Tricks wollten Sie mich jetzt wieder manipulieren? Meinen Sie, ich hätte keinen Stolz und kein Ehrgefühl?«
Noch immer versuchte er, seine Wut in den Griff zu bekommen. »Ich habe Ihnen nichts vorgemacht und ich habe Sie auch nicht manipuliert. Ich war immer ehrlich zu Ihnen.«
Rione beugte sich vor, ihre Augen loderten. »Ich habe zum Wohl der Allianz eine Menge über mich ergehen lassen, Captain Geary. Aber dass mich ein Mann auf eine solche Art und Weise behandelt, das ist demütigender als alles, was ich je mitgemacht habe. Und das ist nicht mal das Schlimmste! Indem Sie mich für Ihre Zwecke benutzten, haben Sie diese Schiffe und vielleicht sogar die Allianz selbst dem Untergang geweiht. Die Menschen der Callas-Republik, denen ich meine treuen Dienste geschworen habe, sind dem Untergang geweiht. Ich habe versagt, Captain Geary. Ich hoffe, das verschafft Ihnen Befriedigung. Sie müssen nicht weiter so tun, als würde ich Ihnen zu Unrecht etwas vorwerfen.«
Er reagierte mit einem ebenso wütenden Blick. »Ob Sie’s glauben oder nicht, aber es geht dabei nicht um Sie.«
»Richtig, Captain Geary. Es geht nicht um mich. Es geht um Tausende Männer und Frauen, die von Ihnen in den Tod geführt werden.«
Geary sah zur Seite und versuchte, seine Fassung zurück zu erlangen. »Wenn Sie so freundlich wären, mich erklären zu lassen, welche Absichten …«
»Ihre Absichten habe ich bereits gehört.« Rione wandte sich ab und machte einen Schritt von ihm weg, dann drehte sie sich wieder zu ihm um. »Die Simulationen, die Sie angeblich durchgespielt haben, existieren gar nicht.«
»Ich habe nie behauptet, dass ich Simulationen durchgespielt habe!«
Rione hielt kurz inne, dann verzog sie den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Dann hat der schlichte Krieger seine Worte mit so großer Sorgfalt gewählt? Um alle glauben zu lassen, dass etwas existiert, obwohl das gar nicht der Fall ist.«
»Ich wollte nicht, dass irgendjemand meine Gründe für diese Vorgehensweise falsch auslegt. Sie müssen mir einfach glauben, dass ich das alles gründlich durchdacht habe.«
»Wie praktisch«, gab Rione frostig zurück. »Ich muss Ihnen also einfach nur glauben. Mir war nicht klar, dass Sie mich für so dumm halten. Bin ich wirklich derart leicht zu manipulieren?«
»Ich habe Sie nicht manipuliert! Das war nie meine Absicht.«
»Das sagen Sie.« Sie schüttelte langsam den Kopf, ohne den Blick von ihm abzuwenden. »Ihre wahren Absichten sind mir längst klar.«
»Schön«, knurrte Geary. »Dann erzählen Sie doch mal, was Ihrer Meinung nach meine wahren Absichten sind.«
»Das habe ich Ihnen bereits gesagt. Als Sie mit einem ernsthaften Herausforderer um das Kommando über diese Flotte konfrontiert wurden, haben Sie sich genau für die waghalsige, gedankenlose Vorgehensweise entschieden, um die Sie in den letzten Monaten immer einen großen Bogen machten. Ihre Absicht, Captain Geary, ist es, den Beweis zu liefern, dass Sie genauso hirnlos und aggressiv handeln können wie Captain Falco, weil Sie so sicherstellen, dass diese Schiffe Ihnen weiterhin folgen werden, ganz gleich, welche Konsequenzen das für sie haben kann.«
»Das ist nicht hirnlos«, herrschte er sie an. »Ich habe alle Möglichkeiten abgewogen.«
»Und dabei offensichtlich alle intelligenten Lösungen ausgeschlossen!«
»Ich will nicht, dass diese Flotte ausgelöscht wird. Wenn wir wie geplant weiterfliegen, werden wir erst durch kleinere Verluste in jedem weiteren System dezimiert und zermürbt, bis die Syndiks uns mit einer großen Streitmacht empfangen, der wir dann nichts mehr entgegenzusetzen haben!« Geary fiel auf, dass er sie wieder anbrüllte. Er war so wütend wie zu keinem anderen Zeitpunkt seit seiner Rettung.
»Wo ist der Beweis, dass Sie sich wirklich mit den anderen Möglichkeiten befasst haben?«, brüllte Rione im Gegenzug. »Wo sind Ihre Simulationen?«
»In meinem Kopf!«
»Denken Sie ernsthaft, ich würde Ihnen ein solches Argument abkaufen, das niemand außer Ihnen überprüfen kann? Ich soll Ihnen einfach weiterhin vertrauen?«
»Ja! Ich glaube, ich habe mich um einen gewissen Vertrauensvorschuss verdient gemacht!«
»Einen Vertrauensvorschuss? Den habe ich Ihnen von der ersten Minute an gewährt, Captain Geary, nur um es jetzt bitter zu bereuen. Aber Sie können nicht einen handfesten Beweis liefern, der Ihre Vorgehensweise rechtfertigen würde. Nicht einen einzigen! Diese Entscheidung entbehrt jeder vernünftigen
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