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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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mir jetzt erzählen, was los war?«
    Ich stellte die Tasse zurück, nickte gnädig und erwiderte:
    »Aber gern, Sam, du hattest mir doch so einen eigenartigen Auftrag gegeben hinsichtlich des Jungen. Erinnerst du dich?«
    »Selbstverständlich erinnere ich mich! Was ist damit?«
    »Augenblick!« sagte ich freundlich mit erhobenem Zeigefinger. »Wann sollte ich mir den Jungen — hm — vornehmen?«
    »Nachdem der Lkw von euch beiden zurück in die Garage gebracht war.«
    Ich nickte zustimmend. »Also hatte ich es doch richtig verstanden. Aber dieser Jüngling muß wohl so etwas gewittert haben. Oder hast du ihm vielleicht seinerseits den Auftrag gegeben, mich zu ermorden? He, hast du ihm was davon gesagt?«
    Ich war aufgesprungen und hatte Lieser an der Krawatte gepackt. Er zappelte mit krebsrotem Kopf unter meinem harten Griff.
    »Wo denkst du hin?« rief er. »Laß mich los! Du bist ja verrückt! Laß mich los! Wie kannst du denn so etwas denken? Ich verstehe überhaupt nicht, worauf du hinauswillst!«
    Ich stieß ihn von mir.
    »Als ich aus der letzten Kneipe herauskam, zog er mir eins mit einem Totschläger über den Kopf«, sagte ich. »Ich war sofort weg. Er packte mich auf den Lastwagen und fuhr mit mir zu einem Pier der Hudson-Bay-Line.«
    Lieser starrte mich mit offenem Munde an.
    »Ich werd’ verrückt«, krächzte er. »Dann hat er dir natürlich auch das ganze Geld abgenommen, das du kassiert hast, was?«
    Ich rieb über meine verletzte Schläfe. Der Kerl dachte nicht eine Sekunde lang daran, daß ich jetzt längst auf dem Grund des Hudson hätte liegen können, wenn der Junge mehr Erfolg gehabt hätte. Alles, was ihn interessierte, war sein Geld. Und ich mußte die Komödie weiter spielen, denn unser Ziel war, die Schnapsbrenner zu finden, nicht allein die Händler. Deswegen mußte ich scheinbar dieses Spiel mitmachen, obwohl sich alles in mir dagegen sträubte.
    »Das Geld habe ich«, sagte ich angewidert und knallte ihm die Scheine auf den Küchentisch. »Als er mich auf dem Pier erschießen wollte, geriet ich mit ihm in ein Handgemenge. Der erste Schuß streifte meine Schläfe. Trotzdem erwischte ich noch sein Handgelenk. Es löste sich ein zweiter Schuß. Er traf den Jungen selbst — und zwar tödlich.«
    Ich holte meine Zigarettenschachtel hervor und ließ die letzte Zigarette herausrutschen. Während ich die Schachtel zerknüllte und wegwarf, zählte Lieser das Geld. Schließlich überlegte er, zögerte, sah mich lauernd an und überlegte noch einmal. Endlich schob er mir hundert Dollar über den Tisch. Sehr unwillig. Am liebsten hätte ich ihm die Scheine vor die Füße geworfen. Aber noch durfte ich das nicht.
    »Und wie kamst du zur Polizei?«
    »Die Bullen fanden uns. Der Junge war tot, ich ohnmächtig. Auf dem Revier kam ich wieder zu mir. Zum Glück war die Lage, in der sie uns beide gefunden hatten, so eindeutig, daß sie keine Sekunde daran zweifelten, daß es von mir her gesehen reine Notwehr war. Ich konnte sofort wieder gehen.«
    »So…«, murmelte Lieser. »Da hast du aber wirklich Glück gehabt… Warst du schon zu Hause?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich muß erst etwas essen. Ob du es glaubst oder nicht: ich habe Hunger für drei. Weiß der Teufel, woran es liegt.«
    »Ich laß dir gleich etwas machen.«
    Er ging wieder zur Tür. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um.
    »Übrigens, heute abend treffen wir uns alle. Der Boß will eine neue Einteilung vornehmen. Könnte gut sein, daß für dich ein besonders prächtiger Job dabei abfällt. Solche Leute wie dich braucht der Boß.«
    »Schön. Ich bin immer dabei, wenn ich mein Einkommen steigern kann. Wo findet denn dieses Treffen statt?«
    »Komm um acht hierher. Es werden ein paar Leute hier sein, die den Weg kennen. Denen kannst du dich anschließen.«
    Ich tat, als wäre ich nicht sonderlich interessiert, und brummte gleichmütig: »Okay, aber jetzt mach’ mir was zu essen…«
    Zu diesem Zeitpunkt war das wirklich meine einzige Sorge.
    ***
    Im Nebenzimmer eines Vernehmungsraumes saßen acht G.-men, unter denen sich auch mein Freund Phil Decker befand. Außerdem war Mr. High, der New Yorker Districtschef, anwesend.
    Phil hockte in einer Ecke in einem Sessel, hatte' den Kopf in beide Hände gestützt und die Augen geschlossen. In dieser bewegungslosen Haltung saß er schon seit über einer halben Stunde.
    »Eins steht fest«, sagte Bob Rease, einer der G.-men, »dieser Earp weiß viel mehr, als wir uns träumen

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