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0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

Titel: 0209 - Ein Souvenir aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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über die Anzeigenskalen der Meßinstrumente wandern ließ und sich per Pfeife einnebelte. Zur Zeit lagen die Computer still. Die Ferninstrumente arbeiteten gewissermaßen im Leerlauf. Was die australische Regierung mit den Wetterbeobachtungen hier draußen, fünfhundert Kilometer tief im Inland der Antarktis, bezweckte, wußte außer dem Commander niemand in Icebox, und Watson schwieg sich über dieses kleine Geheimnis sogar seinen Freunden gegenüber aus. Perkins interessierte es auch nicht besonders. Er hatte hier seine Arbeit, die außerordentlich hoch bezahlt wurde, und wenn er in zwei Monaten abgelöst wurde, machte er erst einmal ein Vierteljahr bezahlten Urlaub am Carpentaria-Golf oder auf Hawaii. Da schien immer die Sonne, und Eisstürme gab’s da auch nicht. Er durfte gar nicht daran denken.
    »Teufel auch«, knurrte Watson plötzlich. »Das jeder ordentliche Diamant aus Kohlenstoff zu bestehen hat, scheint diesem Prachtexemplar völlig unbekannt zu sein…«
    Das brachte Perkins wieder aus dem Sessel hoch. Mit drei Schritten war er hinter Watson und sah ihm über die Schulter. Watson nahm den Diamanten gerade aus einem komplizierten Gerät heraus. »Und das soll trotzdem ein Diamant sein, noch dazu ein Ultra-Hochkaräter?«
    »Und wenn’s keiner ist?« fragte Perkins. »Vielleicht sieht er ja nur so aus… woraus hat der Fälscher ihn denn hergestellt? Kristallglas mit eingebauter Glühlampe?«
    Der Diamant durchdrang mit seinem Funkeln sogar die dichten Qualmwolken aus Perkins’ Pfeife. Conny Kerst verzog das hübsche Gesicht und fauchte den Diplom-Ingenieur an, der für die Wartung aller technischen Geräte in Icebox zuständig war: »Steve, wir sind hier nicht am Amazonas, und deshalb brauchst du auch keine Moskitos zu vergiften! Kannst du deinen Laubfroschkocher nicht zur Abwechslung mal in die andere Richtung halten oder ihn freundlicherweise in den Müllschluck werfen?« Es folgte eine Verwünschung, die aus ihrem Mund fremd klang und aus dem düstersten Hafenviertel von Hongkong stammen mußte.
    »Conny, eine Dame flucht aber nicht«, rügte die Mutter der Kompanie aus ihrer Funkbude. Dr. Dr. Conny Kerst blieb ihr nichts schuldig. »Ich habe nie für mich in Anspruch genommen, eine Dame zu sein, aber dir bläst ja auch keiner heißen Laubfroschgestank ins Gesicht…«
    »Woher willst du denn wissen, wie heiße Laubfrösche stinken?« empörte sich Perkins. »Außerdem habe ich keine…«
    »Doch«, erklärte Conny. »Du hast. Und zwar da drin.« Und noch ehe er sich zur Wehr setzen konnte, nahm sie ihm die Pfeife aus dem Mund, marschierte damit zum Müllschluck und klopfte sie darin aus. Triumphierend kam sie zurück und drückte ihm den Rauchzeichengeber wieder in die Hand. »So! Du verstänkerst mir nicht mehr meinen Arbeitsplatz…«
    »Aber Connymaus!« ächzte Perkins. »Du weißt nicht, was du tust!«
    Connymaus schenkte ihm einen verachtungsvollen Blick und interessierte sich dann wieder für den Diamanten. »Lar, stimmt die Analyse?«
    »Stimmer geht’s nicht«, übte der Commander sich im Erfinden neuer Wörter. »Dabei funkelt er wirklich wie Kohlenstoff…«
    »Woraus besteht er denn nun?«
    »Aus H 2 0 in einer Form, die uns bis heute noch nie untergekommen ist«, verriet Lar Watson. »Wasser, in Form gepreßt und komprimiert, daß es zum Feststoff wird, ohne dabei Eis zu werden… in dieser Form darf es das gar nicht geben, und schon gar nicht mit Zimmertemperatur!«
    Darin mußte ihm Perkins zustimmen. »Festes Wasser… das gibt’s doch gar nicht anders denn als Eis, aber das ist doch kein Eis!«
    »Kann es auch nicht sein, weil Eis sich normalerweise ausdehnt, sobald es einen bestimmten Temperaturgrad unterschritten hat, das hier ist aber so komprimiert, daß zwischen den einzelnen Molekülen kaum noch Platz ist. Die Elektronen berühren sich fast schon.«
    Vorstellen konnte sich das keiner von ihnen.
    »Wir brauchten superstarke Elektronenmikroskope, um die subatomare Struktur zu erfassen. Das können wir aber mit unserer Einrichtung nicht. Die reicht gerade aus, Bakterien in Robbenfleisch zu erkennen. Dieser Eis-Diamant, der weder Eis noch Diamant ist, muß nach Australien oder in die USA…«
    »Oder direkt zu den Kollegen von der roten Feldpostnummer«, murmelte Susan Loraigne aus dem Hintergrund. »Die sind bestimmt genauso interessiert an diesem Wunderstein…«
    Einen Versuch wollte Perkins jetzt doch noch unternehmen, bevor er dem Labor wieder den Rücken kehrte, um in

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