Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

Titel: 0209 - Ein Souvenir aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Haus eins gemütlich ein neues Pfeifchen zu rauchen. In der Plastikscheide am Gürtel seines Kälteanzugs steckte ein Messer aus gehärtetem Edelstahl. Er zog es heraus und hielt es mit der linken Hand auf dem Tisch fest. Mit der rechten nahm er den Diamanten auf und zog ihn nur ganz leicht über die Edelstahlklinge.
    Die wurde glatt durchschnitten!
    ***
    So furchtbar der Eis-Orkan getobt und die weite Fläche der Antarktis in diesem Bereich zur weißen Hölle gemacht hatte, so rasch flaute er ab, und zwei Stunden nach Morgengrauen deutete nichts mehr darauf hin, welche Naturgewalten hier noch vor sehr kurzer Zeit entfesselt worden waren.
    Die Instrumente hatten alles aufgezeichnet, und in ihrer kalten, gefühllosen Logistik werteten die Computer von Icebox dieses Naturereignis aus, kamen aber zu keinem Resultat, weil es einfach keine Vergleichsmöglichkeit gab. Das Unwetter war vollkommen untypisch und in der Dauer auch zu lang gewesen.
    »Als ob einer dran gedreht hätte«, konnte es sich Atkins, der letzte im Bunde, nicht verkneifen zu sagen. »Aber wie schaltet man einen Sturm wie diesen auf Kommando ein, laßt ihn ein paar Tage toben und schaltet ihn dann wieder ab wie einen Fernseher?«
    »Wetter abschalten… dich hat wohl ein gekochter Laubfrosch geküßt?« brummte Steve Perkins, der schon wieder auf den Beinen war und genüßlich seine Pfeife schmauchte, weil Conny Kerst nicht in erreichbarer Nähe war. Mit ziemlicher Sicherheit lag sie in Haus drei in ihrem Bett und schlief den Schlaf der Gerechten, und Perkins hätte am liebsten Märchenprinz gespielt und sie wachgeküßt.
    Cecil Atkins wußte weder etwas von Laubfröschen noch von Märchenprinzen und winkte deshalb heftig ab. Statt dessen bewunderte er ausgiebig den Diamanten, der kein Diamant sein sollte und besser als jeder dieser glitzernden Steine, die aus Kohlenstoff entstanden waren, sogar gehärteten Edelstahl durchschnitt, wie ein glühendes Messer durch Butter geht.
    »Kromimiertes Wasser… H 2 O in fester Form, aber nicht als Eis… das gibt es doch gar nicht! Wo genau habt ihr den Zauberkiesel denn gefunden?«
    Perkins sagte es ihm. »Und der Commander und Alan sind jetzt draußen und sehen sich die Stelle an oder das, was der Schneesturm noch von der Eismulde übriggelassen hat.«
    Er hatte erstaunlich viel übrig gelassen. Als die beiden Ausflügler zurückkamen, kamen die anderen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Alan Wonder hatte fotografiert, und als der Streifen entwickelt und die ersten Abzüge im Großformat noch feucht waren, drängten sich die vier Männer im Laborbau um die Bilder. Farbig und gestochen scharf zeigten sie die Eismulde, in der Alan und Steve in der Nacht den Diamanten gefunden hatten.
    »Regelmäßig wie eine Kugelschale… und nicht zugeweht! Das ist unfaßbar!«
    »Noch unfaßbarer ist die Hitzewirkung, die da freigeworden sein muß«, erinnerte Alan Wonder an den brennenden Mann. »Nicht einmal mit einem Flammenwerfer schaffst du das in dieser Form! Nicht bei der Kälte!«
    Die Mulde, tatsächlich dem abgeschnittenen Teil einer Kugelschale ähnlich, war ebenso rätselhaft wie der Diamant aus komprimiertem Fest-Wasser.
    Keiner sprach von fliegenden Untertassen, weil keiner vom anderen ausgelacht werden wollte, aber auch das Wort Zauberei nahm keiner in den Mund. Sie waren doch Wissenschaftler und keine abergläubischen Narren. Für das Entstehen dieses Diamanten mußte es eine wissenschaftliche Erklärung geben. Sie mußte nur noch gefunden werden, aber dazu fühlte sich niemand von der Mannschaft der Icebox- Station berufen.
    »Mit dem nächsten Transport geht das Ding ab in die zivilisierte Welt«, beschloß Commander Watson. »Zu Hause gibt es bessere Möglichkeiten der Untersuchung…«
    Erst Steve Perkins brachte das Gespräch auf finanzielle Angelegenheiten. »Weil das Steinchen so einzigartig und einmalig ist, muß es mehr wert sein als jeder Groß-Diamant, der jemals gefunden worden ist. Diesen funkelnden Burschen sollten wir nicht eher aus den Händen geben, als bis wir einen ordentlichen Preis erzielt haben, mit dem wir uns alle sechs zur Ruhe setzen können! Der Teufel soll die Wissenschaft holen, wenn ich hier unsere Altersrente blitzen sehe…«
    Ganz so unrecht hatte er damit nicht.
    Und dann ging der Stein mit dem nächsten Transport tatsächlich ab, aber auch mit Begleitung. Zwei Tage später ging ein großformatiges Farbfoto durch die Zeitungen der Welt und erregte überall Aufsehen.
    Plutons

Weitere Kostenlose Bücher