0219 - Das Grab im Korallenriff
du!«, druckste der Millionenerbe herum, »eigentlich ist es ja nur… Ach, Quatsch, ich will ehrlich sein.«
Und mit wenigen Worten schilderte er den beiden interessiert zuhörenden Franzosen die Situation. Er verschwieg auch nicht die verschwundenen Pläne.
»Wir werden sicher Ärger bekommen. Da gibt es bestimmt Situationen, wo ich mich auf Freunde wie euch«, er sah Zamorra voll in die Augen, »mehr verlassen kann als auf irgendwelche bezahlten Leibwächter. Aber ursprünglich brauchte ich nur jemanden, der mir beibringen konnte, mit Tauchgeräten und Schwimmflossen umzugehen. Ich halte wenig von irgendwelchen smarten Tauchlehrem, die mit meinen Sekretärinnen«, er wies mit den Augen auf Gabi Hofer, die in einer Illustrierten blätterte, »mehr beschäftigt sind als mit meinen Tauchübungen.«
»Davor kannst du ganz sicher sein!« enthob Nicole Duval Zamorra einer Antwort.
»Da Silber bekanntlicherweise aus ehrbaren Menschen reißende Bestien macht«, sagte Carsten Möbius schwer, »möchte ich mit keinem, dem ich nicht mein vollstes Vertrauen schenke, zu den Wacks hinuntertauchen. Darf ich auf eure Unterstützung rechnen. Eure Bezahlung…«
Professor Zamorra hob abwehrend die Hand.
»Wir werden einige Tage auf Spesen deiner Firma Urlaub in der Karibik machen!« sagte er. »Und nebenbei werden wir ein wenig tauchen. Wollen mal sehen, vielleicht finden wir den Schatz des Roten Korsaren. Aber nun noch einmal im Klartext die Story mit der Silberflotte.«
Nicht nur Zamorra und Nicole, auch die anderen Anwesenden im luxuriös eingerichteten Passagierraum des Jets hörten nun zum ersten Mal alles im Zusammenhang. Auch Michael Ullich atmete einige Male tief durch, als er von den abenteuerlichen Wegen hörte, auf denen die Nachricht von der verschollenen Silberflotte bis in die Chefetagen des Konzerns gedrungen war.
Ullichs Hand spielte dabei mit dem langen Goldhaar seiner hochgewachsenen, schlanken Freundin. Elke Dörr, modisch elegant gekleidet, gehörte zu den Mädchen, die aufgrund ihrer Schönheit und ihres Charmes die Titelseiten der Illustrierten zierten. Sie hatte vor einiger Zeit ihr Studium abgeschlossen, dann aber keinen Arbeitsplatz für das Erlernte gefunden. So jobbte sie in einer kleinen Boutique. Obwohl schon seit einiger Zeit mit Michael Ullich eng befreundet, hatte sie sich doch ein gehöriges Maß Eigenständigkeit bewahrt. In ihrem Gesicht lag so etwas wie ein Stolz, der sie, besonders im Zorn, wie eine germanische Göttin erscheinen ließ.
Ihr Verhältnis zu Gabi Hofer, Carstens Sekretärin, war nicht gerade berauschend. Und daran war ein typisch weiblicher Umstand schuld.
Alle Mädchen ihres Alters trugen bunte Halstücher aus indischer Seide. Und die meisten Halstücher waren mit glitzernden Goldfäden durchzogen. Auch die Muster ähnelten sich meistens, und viele waren mit Fransen besetzt.
Nie wäre den beiden Freunden der Umstand aufgefallen, daß beide Mädchen zum Zeitpunkt des Zusammentreffens das gleiche Halstuch trugen.
Ihr gegenseitiges: »Hallo, ich bin Elke!« und »Grüß dich, ich bin die Gabi!« schien aus zwei geöffneten Kühlschränken zu kommen. Hinzu kam der Umstand, daß Gabi Hofer in der Figur des Michael Ullich ausgerechnet den Traumtyp wiedererkannte, der ihr unlängst in der Disco einige Mal zugelächelt hatte und ihr dadurch tagelang den Schlaf raubte. Elke Dörr, selbst Frau genug, hatte ihren verliebten Blick sofort richtig gedeutet. Hier mußte sie höllisch aufpassen.
»In ungefähr zwei Tagen werden wir in Bridgetown alle Formalitäten und Vorbereitungen getroffen haben, denke ich!« beendete Carsten Möbius inzwischen seinen Vortrag. »In zwei Tagen, ungünstigenfalls in drei Tagen, erwarte ich die ULYSSES, das ist unsere Jacht, im Hafen. Ich habe Kapitän Porter per Telex angewiesen, sich nötigenfalls die Masten abzusegeln, um den Termin zu halten!«
»Was, ein Segler?« unterbrach Zamorra.
»Klar, ein echter Dreimaster!«, klärte der Millionenerbe ihn auf. »Ein ehemaliges Forschungsschiff, schon ziemlich alt, aber immer noch gut zugange. Und Kapitän Emerson Porter ist ein alter, britischer Seebär von echtem Schrot und Korn. Der hat schon Graf Luckner die Hand geschüttelt. Fünfzig Meter lang ist der Kahn, mit rund vierzehn Mann Stammbesatzung aus aller Herren Länder, dazu der Käptn und zwei Offiziere. Ein ziemlich teures Hobby meines Herrn Vater. Aber die Jacht wird gezielt zu Forschungszwecken eingesetzt, die für unseren Konzern und die
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