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0219 - Das Grab im Korallenriff

0219 - Das Grab im Korallenriff

Titel: 0219 - Das Grab im Korallenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Etwas war ellipsenförmig. Nur mit diesen Worten konnte Fred Pounder vor sich selbst den Anblick beschreiben. Der kreisrunde Mund glich einem tiefen, unergründlichen schwarzen Loch, über dem die menschliche Nase fehlte. Aus zwei lidlosen weißen Augen funkelte etwas, was dem Amerikaner bis auf den Grund der Seele drang. Das ganze kopfartige Etwas der Gestalt war von etwas bewachsen, von dem man nicht sagen konnte, ob es eine Art Haare, festsitzende Wasserpflanzen oder angewachsene kleine Tentakel waren.
    Grommhel, der Alte, hatte den Ruf der gehetzten Kreatur vernommen. Und er zeigte sich dem Jäger in all seiner Scheußlichkeit. In Fred Pounders Kehle würgte es.
    Er war gewiß ein mutiger Mann. Aber hier mischten sich Angst und Ekel. Das, was hier vor ihm auferstanden war, war es Mensch oder Tier? Oder stammte es nicht von diesem Planeten? War es eine Intelligenz aus dem Ozean der Sterne, die hier gestrandet war?
    Denn um ein unbekanntes, nie entdecktes Tier konten es sich nicht handeln. Zwar wußte Pounder, daß die Ozeane der Welt nur unzureichend erforscht waren und man hier noch bisher unentdeckte Lebewesen vermutete, aber ein besonderer Umstand führte Pounders geheimste Hoffnung, daß es sich bei dieser Erscheinung in all ihrer Scheußlichkeit doch um eine gräßliche Polypenmutation handeln konnte, ad absurdum.
    Vom Schädel des dem Grab Entstiegenen blitzte es mattgolden auf. Ja, es war ein Reif - es war eine Art Krone. Und auf der Stirnseite dieser Krone glühte ein Karfunkelstein wie eine brennende Kohle. Der Schein des Steins schien, wenn er das Licht von Pounders Handstrahler reflektierte, die ganze Gestalt wie mit Blut zu übergießen.
    Das Unheimliche aus der Tiefe schwebte heran, schob sich schützend zwischen den Manta und seinen Jäger, der, zur Regungslosigkeit verdammt, nur wenige Mannslängen vor ihm im Wasser mehr trieb als schwamm.
    Das Gestaltlose aus den Augen Grommhels senkte sich tief in das Innere des Tauchers, der die nie von einem, der da lebt, je geschaute Gestalt durch das blanke Glas seiner Taucherbrille anstarrte.
    Und dann begann Grommhel, der Alte, seit den Tagen des Anbeginns wieder zu einem sterblichen Wesen zu sprechen.
    Aber es war nicht die Sprache, die dem heutigen Ohr des Menschen als vernünftige Artikulierung erscheint. Und das Herz Pounders, vor Furcht zusammengekrampft, ahnte mehr, als er wußte, was die Rede bedeutete, die von dem Unheimlichen hier in seine Gedanken eingeschleust wurde.
    »Du hast«, mochte die ungefähre Übersetzung lauten, »die Ruhe meines Grabes gestört. Du hast das Tabu der Freistatt verletzt. Der du den Tod aussenden wolltest, empfange ihn nun selbst. Jetzt naht das Strafgericht!«
    ***
    Man mußte es Carsten Möbius lassen. Er verstand es, in gewissen Situationen klare und präzise Anweisungen zu geben. Kaum war der Jet auf dem Long-Bay-Airport im Süden der Insel Barbados gelandet, als er schon eine hektische Tätigkeit entwickelte. Er übersah ganz, daß Zamorra und Nicole seine Gäste waren, und bombardierte sie mit Aufträgen.
    Mit geheimem Grinsen ließen die beiden Franzosen sich das gefallen. Im Gegenteil, es bereitete ihnen Vergnügen, den sonst so träumerisch veranlagten jungen Mann mit soviel Elan und Tatkraft am Werke zu sehen. Wenn sich der alte Stephan Möbius mal zur Ruhe setzte, würde sein Lebenswerk zielstrebig und doch menschlich weitergeführt werden.
    Nun aber waren die Formalitäten und Vorbereitungen abgeschlossen. Carsten Möbius kommandierte alle zum Hafen, wo sich bereits das Gepäck stapelte.
    »Nach meinen Berechnungen!« erklärte er, »müßte die ULYSSES in zwei, drei Stunden auftauchen.«
    Professor Zamorra verzog sich mit Michael Ullich und dessen Freundin in die Kühle einer Eisdiele, Nicole und Gabi Hofer, die merkwürdigerweise denselben Mode-Spleen hatten, meldeten sich zu einer Shopping-Tour in die nahen Boutiquen ab.
    Nur Carsten Möbius schritt wie ein gereizter Tiger die Hafenmole auf und ab. Mehrfach betrat er die Eisdiele, in der sich Zamorra an eisgekühlten Fruchtsäften labte, und telefonierte mit der Hafenmeisterei.
    Die Antwort war immer negativ. Die Stimmung des Millionenerben wurde dadurch nicht besser.
    Schließlich hielt es Zamorra nicht mehr aus.
    Sicherlich machte sich Carsten unnötige Sorgen. Einen Segler kann man nun mal nicht genau berechnen, auch wenn man weiß, wie die Winde ungefähr wehen. Und wenn überdies vielleicht der Motor defekt war, ohne den das Schiff bei Flaute

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