Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0219 - Das Grab im Korallenriff

0219 - Das Grab im Korallenriff

Titel: 0219 - Das Grab im Korallenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
angeregtes Gespräch vertieft waren. Und keiner der Anwesenden nahm Notiz davon. Denn hier, im »Roten Lampion« war es gefährlich, in die Angelegenheiten anderer Leute seine Nase zu stecken. Wer hier Geschäfte machte, hatte sein Gewissen an der Garderobe abgegeben.
    »Der Auftrag ist ganz klar, Pepe!« sagte der elegant gekleidete Mann, der zweifellos in direkter Linie von den spanischen Conquistadores abstammte. »Wir haben hier dafür zu sorgen, daß die ULYSSES die Insel Barbados nie erreicht. Der Patron läßt uns liquidieren, wenn wir versagen!«
    »Si, si !« sagte der ihm gegenübersitzende Mestize, und das breite Grinsen war aus dem feisten Gesicht verschwunden. »Die Hand des Patriarchen ist lang. Aber, bei der Madonna von Gouadeloupe, wie soll ich das anfangen? Auf der Jacht werden die Vorbereitungen zum Auslaufen getroffen. Ich habe eben im Vorbeigehen gehört, daß nur noch Frischwasser an Bord geschafft werden muß. Soll ich mit meinen Amigos vielleicht…?« Er redete nicht weiter, sondern öffnete leicht die schmierige Jacke. Der Kolben eines Revolvers, der daraus hervorlugte, sprach Bände.
    Aber der Geschniegelte schien bereits eine Idee zu haben.
    »Nein, Pepe. Wir dürfen kein Aufsehen erregen. Der Boß will, daß die Angelegenheit so natürlich wie möglich aussieht. Ein Unfall, du verstehst?« Der Mestize nickte.
    »Si, Señor, aber wie ist das zu machen? Der Kapitän, sagte man mir, ist ein tüchtiger Seemann, und die Mannschaft soll sehr diszipliniert sein!«
    »Die Wasservorräte!« zischte der Mann, der hier nur Manuelito genannt wurde. »Du mußt dich an Bord schleichen und das Wasser vergiften. Denn trinken müssen und werden sie. Und dann wird die Jacht führerlos irgendwo auf dem offenen Atlantik verschollengehen. Niemand wird uns etwas nachweisen können!«
    »Das ist… Señor Manuelito, das ist genial«. Das breite Grinsen gab dem Gesichtsausdruck einen häßlichen Zug.
    »Beeil dich mit der Ausführung!« befahl der Südamerikaner. »Die ULYSSES verläßt zwar Trinidad, kommt aber nie auf Barbados an. Nie haben wir leichter Geld verdient!«
    »Und Sie, Señor?« fragte Pepe, während er den Rest seines Getränks runterkippte.
    »Ich nehme die nächste Maschine nach Bridgetown«, verriet der Sektionsleiter des Patriarchen. »Ich muß mich nämlich noch um den zweiten Teil der Aktion kümmern!«
    »Und das ist was?« lauerte der Mestize.
    »Tu deine Arbeit, kassiere das Geld, und stell keine Fragen, damit du den nächsten Tag erlebst: So lautet das Gesetz des Patriarchen!« erinnerte Manuelito.
    Und mit einem raschen: »Hasta la vista!« verließ Pepe den »Roten Lampion«.
    Mit steinernem Gesicht sah ihm Manuelito nach.
    Wehe der Besatzung der ULYSSES!
    ***
    Die Gestalt war eine Parodie auf den menschlichen Körper. All das, was am Menschen gerade ist, durch das Knochengerüst gehalten, schien hier eine breiige, schwabbelige Masse zu sein. Ein unförmiger Körper ruhte auf zwei Beinen, die wie die Arme an Schlangen erinnerten. Der ganze Körper war von bläulich schimmernden Adern durchzogen, die sich markant von der abstoßend häßlichen gelbgrünen Farbe abhoben.
    Alles am Körper dieses Wesens erinnerte an eine Art Tintenfisch, an einen großen Kraken aus der Meerestiefe. Dafür sprachen der ständig hin- und herpulsierende, aufgeschwemmte Leib und die Glieder, die in der Tat mehr Ähnlichkeit mit krallenbewehrten Tentakeln als mit Händen und Füßen menschlicher Wesen aufwiesen.
    Fred Pounders Herz raste zum Zerspringen. Seine Rechte krallte sich um den Griff des Messers. Aber es war mehr eine Art, irgendwo einen festen Halt zu bekommen, eine Regung des Unterbewußtseins.
    Hätte der Amerikaner in diesem Moment noch logisch denken können, ihm wäre klargeworden, daß von Menschen erdachte Waffen gegen einen solchen Gegner kaum Wirkung zeigen würden.
    Am Gräßlichsten aber war der Kopf.
    Fred Pounder hatte mal einen Schrumpfkopf gesehen, wie ihn die Papuas, die Kopfjäger vor Borneo, in den Tagen ihrer barbarischen Stammeskriege herstellten. Dieser Anblick war bisher das Grausigste gewesen, was der Mann aus New Jersey gesehen hatte. Tage- und nächtelang hatte ihn das Bild verfolgt.
    Etwas von der Schrecknis dieses Schrumpfkopfes schien auch der Schädel des Wesens aus diesem Grab unter dem Meeresspiegel auszustrahlen. Dazu aber kam, daß das, was man nur mit Vorbehalt ein Gesicht nennen darf, entstellt und aufgedunsen wie eine Wasserleiche war.
    Das schwabbelige grüngelbe

Weitere Kostenlose Bücher