022 - Der Sarg der tausend Tode
bröckeligen Mauer, um mir den Rücken freizuhalten. Zwei geweihte Silberkugeln hatte ich bereits durch den Lauf gejagt. Es befanden sich also noch vier Kugeln in der Trommel.
In solchen Situationen war es verdammt wichtig, daß man haargenau wußte, wieviel Schuß einem noch zur Verfügung standen.
Und nach Möglichkeit sollte jeder Schuß, den man abfeuerte, ein Treffer sein. Die erste Ratte sauste auf mein linkes Bein zu.
Ich wich nicht aus, sondern richtete den Diamondback auf das Tier und zog den Stecher durch. Eine grelle Feuerblume platzte auf und schleuderte dem Nager den geweihten Silbertod entgegen.
Getroffen zerplatzte das Monstervieh und verging. Natürlich spielte sich das alles wesentlich schneller ab, als ich es hier beschreiben kann. Ich kam kaum zum Atemholen.
Die nächsten Nager attackierten mich. Ich tötete sie. Ein Tier wollte mir an die Kehle springen. Ich sah es durch die Luft fliegen und federte zur Seite.
Die Bestie knallte gegen die Mauer, und ich gab ihr mit meinem magischen Ring den Rest. Der Treffer bewirkte, daß das Fell aufriß und sich mit dem Fleisch vom Skelett schälte, ehe es sich auflöste.
Sobald ich die letzte Kugel verfeuert hatte, holte ich den Speedloader aus der Tasche. Er erlaubte es mir, alle sechs Kammern der Trommel gleichzeitig zu laden, und das in Sekundenschnelle, und darauf kam es an.
Mr. Silvers Finger glichen tödlichen Bajonetten, mit denen er einen Nager nach dem anderen durchbohrte.
»Tony!« brüllte der Ex-Dämon im nächsten Augenblick.
Ich sackte blitzschnell in die Hocke, konnte aber nicht verhindern, daß die Monsterratte, die mich attackierte, gegen meine Brust prallte.
Sofort biß die Bestie zu. Die scharfen Nagezähne bohrten sich durch alles, was ich am Leib hatte, erreichten zum Glück aber nicht meine Haut.
Mit einem zornigen Faustschlag beförderte ich die Monsterratte zu Boden, wo sie quiekend verendete, weil ich sie mit dem Ring getroffen hatte.
Und plötzlich war Ruhe. Kein Angriff erfolgte mehr. Hatten die Ratten eingesehen, daß auch ich keine leichte Beute war? Oder gab es keines von diesen widerlichen Tieren mehr?
»Die haben wir geschafft«, sagt Mr. Silver.
Er war fürwahr ein seltsamer Anblick – ein Mann, ganz aus Silber, und doch keine Statue, sondern ein lebendes Wesen, mindestens ebenso beweglich wie ich.
»Wir müssen in den Keller«, erwiderte ich. Meine Nackenhärchen sträubten sich, als ich daran dachte, um wie vieles besser Metals Situation war.
Der Silberdämon hatte Fystanat und den Polizisten in seiner Gewalt. Die beiden waren ein gutes Faustpfand, mit dem uns der Silbermann unter Druck setzen konnte.
Würde er sich zu dieser gemeinen Gangart entschließen? Zuzutrauen wär’s ihm gewesen. Wir eilten durch die Finsternis, dorthin, wo Arma verschwunden war.
Als wir die Stelle erreichten, wo ich Arma aus den Augen verloren hatte, entdeckte ich den Kellerabgang.
Einen Meter vor Mr. Silver stürmte ich die Stufen hinunter. »Sei vorsichtig, Tony«, warnte mich der Ex-Dämon. »Sie hat garantiert eine Sperre errichtet!«
Kaum hatte er ausgesprochen, da prallte ich auch schon in vollem Lauf gegen diese unsichtbare Sperre, die eisenhart war.
Hinzu kam ein schneidender Magieschock, der mich mit unerhörter Wucht traf und zu Boden schleuderte.
Ich ächzte und krümmte mich, während ein irrer Schmerz durch meinen Körper raste. Ich biß die Zähne zusammen und quälte mich hartnäckig wieder auf die Beine.
»Ich hab’s gesagt«, bemerkte Mr. Silver.
»Hättest du’s nicht eine Sekunde früher sagen können?«
»Aha. Wer ist wieder einmal schuld?«
»Du. Ist doch klar. Los, räum die Barrikade weg, Silver. Nun mach schon. Wir haben keine Zeit!«
Der Ex-Dämon wuchtete seinen silbernen Körper gegen die unsichtbare Sperre. Ich vernahm ein helles Klirren, doch die Barrikade hielt stand.
Der Hüne griff mit seinen Silberhänden in die Sperre und versuchte sie auseinanderzureißen. Ich sah ihm an, wie sehr er sich anstrengte.
Er mußte seine ganze Kraft aufbieten, um die Barrikade auseinanderzunehmen. Am schwierigsten war das erste Stück.
Sobald er das geschafft hatte, fiel die gesamte magische Blockade krachend in sich zusammen und hörte gleichzeitig auf, zu existieren.
Der Weg in den Keller war frei. Mr. Silver verlangte, ich solle ihm den Vortritt lassen. Konnte er gern haben. Mein Übereifer war ein bißchen gebremst worden.
Ich fiel einen halben Schritt zurück. Vielleicht sah es so aus, als
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