022 - Die wandelnde Tote
niemand.
»Wir müssen uns bewaffnen«, ergriff Aruula das Wort.
»Wir brauchen einen Laserbeamer oder zumindest ein Schwert!«
Die Technos sahen sie ratlos an.
»Wir haben hier unten nie Waffen benötigt«, erklärte Helen.
»Außerdem ist unsere Militärsektion für das Kämpfen zuständig.«
»Captain Blair und seine Männer sind vermutlich längst tot«, gab Solan zu bedenken.
»Richtig«, pflichtete Prime Hersh bei, der Aruula mit funkelnden Augen fixierte.
»Aber die Wilde hier hat schon mal eine Taratze besiegt! Sie soll hinaus gehen und gegen die andere Bestie kämpfen!«
Helen Askin wollte empört auffahren, doch die Furcht vor dem Tod schnürte ihr die Kehle zu. Erwartungsvoll sah sie mit ihren Kollegen zu Aruula hinüber.
Nur Solan stellte sich schützend vor die Barbarin.
»Wir können Sie nicht unbewaffnet hinaus schicken«, protestierte er.
»Das wäre glatter Mord. Wir haben nicht mal einen verdammten Schockstab zur Verfügung.«
Eine erneute Detonation. Diesmal näher.
»Ich brauchte etwas, das ich als Schwert oder Spieß benutzen kann«, verlangte Aruula. Sie hatte sich damit abgefunden, dass der Kampf früher oder später eh an ihr hängen blieb.
Solan überlegte einen Moment, dann deutete er eifrig durch ein Panzerglasfenster, das einen Blick in den angrenzenden Raum gestattete.
»Nebenan befinden sich ein paar Teflonstäbe, die wir als Leitungsrohre benutzen«, schlug er vor.
»In Ordnung«, riss der Prime die Be- fehlsgewalt wieder an sich.
»Sie versorgen die Wilde mit allem, was sie braucht. Wir ziehen inzwischen die Überlebenden aus den umliegenden Einheiten zusammen, damit wir einen Raum ungefährdet fluten können.«
Solan ging zu dem Schott, das in den Raum mit dem Panzerglasfenster führte.
Er legte seinen rechten Zeigefinger an die Schläfe, als müsste er nachdenken, aber in Wirklichkeit konzentrierte er sich auf sein Implantat.
»Die Schleusen zwischen zwei septischen Einheiten lassen sich auch bei Alarm mit einem bestimmten Code öffnen«, erklärte er, während das Schott zischend im Mauerwerk verschwand.
Auf der gegenüber liegenden Seite des Konferenzraums öffnete Helen Askin eine weitere Tür. Laute Freudenrufe drangen ihnen entgegen, denn das dahinter liegende Zimmer beherbergte einige Überlebende. Die dritte Tür blieb dagegen geschlossen. Sie führte auf den Gang des Wissenschaftstrakts, der bereits kon- taminiert war.
Solan trat in den Nebenraum. Licht, dachte er. Sofort flammten die Deckenleuchten an.
Nachdem Aruula ihm gefolgt war, schloss er das Schott wieder. Eine Vorsichtsmaßnahme, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen war.
Aruula bewunderte erneut, das er mit seinem Kopfpickel praktisch Herr über Türen, Beleuchtung und sonstige Gegenstände war.
Solan fühlte sich aber im Moment überhaupt nicht der Situation gewachsen. Nervös sah er sich in dem mit Monitoren und Rechnern vollgestopften Raum um. Nach kurzem Überlegen kroch er unter einen Tisch und zerrte eine stabile Teflonröhre hervor, durch die eine Reihe von Leitungen verliefen, bevor sie in der Wand verschwanden. In Windeseile löste er die Kabel aus den Geräten, um das hohle Rohr abstreifen zu können.
Aruula achtete nicht darauf, wie er den unzureichenden Waffenersatz freilegte. Sie beobachtete lieber durch die Glasscheibe, wie nebenan alle durcheinander rannten. Einige der Technos sprangen durch das offene Schott ins nächste Zimmer, während von dort unbekannte Gesichter in den Konferenzraum strömten. Ein leises Kribbeln im Nacken signalisierte Aruula, dass ihnen die Zeit davon rannte, trotzdem zuckte sie überrascht zusammen, als das Flur- schott rot aufglühte.
»In Deckung!«, rief sie Solan zu und duckte sich.
Licht aus, befahl der Wissenschaftler, bevor er überhaupt begriff, was sich abspielte.
Funken sprühend barst der Stahl auseinander. Kontaminierte Luft strömte in den Konferenzraum. Im selben Moment wurde die Schleuse zu ihrem Zimmer klackend versiegelt.
»Bei Wudan…«, flüsterte Aruula fassungslos. Durch die Dunkelheit ihres Raums geschützt, konnte die Barbarin durch die Scheibe verfolgen, was nebenan vor sich ging.
Die Technos schrien vor Entsetzen auf, als eine Taratze in den rauchenden Trümmern des geschmolzenen Schotts erschien. Der Laserbeamer in ihren Pranken feuerte grelle Blitze ab, die Helen Askin und den Prime zu Boden streckten. Franco Baccia sprang verzweifelt auf das Mischwesen zu, um es mit bloßen Händen nieder zu ringen. Der
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