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023 - Im Zeichen des Boesen

023 - Im Zeichen des Boesen

Titel: 023 - Im Zeichen des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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seines durchtrainierten Körpers.
    »Ich habe Angst«, gestand Lilian. »Alles ist so unheimlich. Diese fremden Männer, die dasselbe Ziel haben wie du … Wie erklärst du es dir, Rian, daß sie alle zur gleichen Zeit den Wunsch verspürt haben, nach Asmoda zu fahren. Ausgerechnet in dieses unscheinbare Dorf an der jugoslawischen Grenze, das niemand kennt.«
    Dorian blickte mit einem aufmunternden Lächeln auf seine Frau herab, aber der dichte Schnurrbart verzerrte das Lächeln, und der besänftigende Blick aus seinen dunklen Augen hatte etwas Dämonisches.
    »Es wird sich sicher für alles eine harmlose Erklärung finden«, sagte Dorian, aber es klang nicht sehr überzeugend.
    »Daran glaubst du selbst nicht, Rian«, wisperte Lilian. »Welche Erklärung soll es denn dafür geben, daß neun Männer aus allen Teilen der Welt, die sich vorher noch nie gesehen und nichts voneinander gehört hatten, plötzlich denselben Wunsch verspüren?«
    »Es ist mehr als ein Wunsch. Es ist ein Drang. Beinahe ein Zwang«, berichtigte Dorian sie.
    »Hör auf damit!« bat Lilian. »Wir hätten diese Reise gar nicht unternehmen sollen.«
    »Ich habe es dir freigestellt, in London zu bleiben.«
    Lilian rückte ein Stück von ihm ab und meinte schmollend: »Bin ich dir lästig? Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich nicht mitgekommen.«
    Er zog sie an sich und küßte sie auf die Nasenspitze. »Sei nicht albern, Lilian!«
    Sie schmiegte sich wieder an ihn.
    »Du weißt doch, daß ich nie – nie ohne dich sein könnte. Warum hast du keine einzige Sekunde daran gedacht, dieses alberne Vorhaben, nach Asmoda zu fahren, aufzugeben und bei mir in London zu bleiben?«
    Dorian biß die Zähne aufeinander, daß seine Backenknochen hervortraten.
    »Weil ich nicht anders konnte. Ich muß herausfinden, welche Kraft mich in diese gottverlassene Gegend zieht.«
    Lilian zitterte am ganzen Körper. Ihre Zähne klapperten hörbar aufeinander.
    »Ich habe es mir nicht so schlimm vorgestellt«, gestand sie. »Ich glaubte, daß du dir alles nur einbilden würdest – diese lockenden Stimmen, die du in deinen Träumen gehört hast. Ich dachte, sie wären eine Auswirkung deiner intensiven Beschäftigung mit dem Okkultismus, den Hexenverbrennungen, der Inquisition und diesen schauderhaften Dingen. Deshalb wollte ich dich an Ort und Stelle davon überzeugen, daß alles nur ein Produkt deiner blühenden Phantasie ist. Aber jetzt …« Sie schüttelte sich demonstrativ und fuhr mit zittriger Stimme fort: »Jetzt fange ich an zu glauben, daß es diese Stimmen wirklich gegeben hat. Es kann doch kein Zufall sein, daß diese acht Männer die gleiche Botschaft wie du erhalten haben. Hätte ich gewußt, daß wir in so unheimliche Gesellschaft geraten würden … Sieh dir einmal den Mann an, der drei Reihen vor uns sitzt. Wenn er mir im Londoner Nebel begegnete, würde ich vor Angst sterben. Er hat gesagt, daß er Sizilianer sei. Ich wette, er gehört zur Mafia.«
    »Jetzt geht aber deine blühende Phantasie mit dir durch«, sagte Dorian lachend.
    Der Mann, von dem Lilian gesprochen hatte, war groß und bullig. Der kleine, knochige Schädel bildete einen unheimlichen Kontrast zu seinem Körper. Er wandte jetzt den Kopf, als hätte er Lilians Worte gehört, so daß sie die breite Narbe sah, die sich auf seiner linken Gesichtshälfte von der Stirn bis zum Kinn hinunterzog.
    »Ich heiße Bruno Guozzi«, sagte er, als sei er aufgefordert worden, seinen Namen zu nennen.
    »Er hat mich gehört«, flüsterte Lilian ihrem Mann zu. »Ich bin sicher, daß er mich gehört hat, obwohl ich leise gesprochen habe. Er kommt mir vor, als sei er von den Toten auferstanden.«
    Wie um Lilians innerliche Ängste zu schüren, fuhr Bruno Guozzi fort: »Ich weiß, daß ich kein sehr erfreulicher Anblick bin. Das habe ich meinen Feinden zu verdanken, die versuchten, mich lebendig einzumauern. Kann sich jemand von Ihnen vorstellen, was es bedeutet, lebendig begraben zu sein? Dieses Erlebnis hat mich geformt – sowohl äußerlich, wie auch innerlich. Würde jemand von Ihnen glauben, daß ich erst neunundzwanzig Jahre alt bin?«
    »Sagten Sie neunundzwanzig Jahre?« erkundigte sich Jörg Eklund, der Schwede mit den weibischen Zügen, den Lilian mit dem Prädikat Schwuler bedacht hatte. Als er den drohenden Blick des Sizilianers bemerkte, fügte er schnell hinzu: »Dann sind wir der gleiche Jahrgang. Ich bin auch neunundzwanzig. Geboren am 14. Juli.«
    »Welch ein Zufall!« rief der Argentinier

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