8 Science Fiction Stories
Vorwort
»Schleimige Monstrositäten in radioaktiven Abgründen zwischen den Dimensionen von Raum und Zeit. Zeitspiralen, die hurrikanartig durch die endlosen Schluchten zwischen den Sternen wandern und die Zukunft zur Mitvergangenheit und die Vorvergangenheit zur Gegenwart machen können. Saugnapfbehaftete Intelligenzen mit Glotzaugen. Kühne Raumpiraten und wackere Raumpolizisten. Mädchen, die in Raumanzügen einsam in der interplanetarischen oder gar interstellaren Leere pendeln und ihrer Prinzen harren – in eisiger Umarmung des Kosmos. Und schließlich der Wissenschaftler, der, dem alten Goetheschen Zitat folgend, die Geister ruft, die er dann nicht mehr los wird!«
Diese Vorstellung ist verbreitet und stabiles Gedankengut geworden, seit die Science Fiction ihren Einzug in die deutschen Lande gehalten hat. Im Grunde genommen ist diese Vorstellung nur ein Äquivalent zur kleinbürgerlichen Idee des Wilden Westens oder zur Piratenromantik der vergangenen Jahrhunderte, nur, daß sich die Horizonte erschöpften und neue, größere an ihre Stelle traten. Zur Romantik des uralten Trios: Held, Schurke, schöne Frau addierte sich nun Unendlichkeit des Raumes und Flexibilität der Zeit, was in anderen Worten heißt: Der Phantasie bleiben nur noch spärliche Grenzen!
Aber ist das wirklich Science Fiction?
Ist diese Wildwestromantik des Atom- und Raumzeitalters wirklich das, was einen gewissen Teil der Leserschaft unter dem Begriff »Science Fiction« begeistert? – Ein Begriff, der Klubs in aller Welt hervorgebracht hat, deren Mitglieder sich regelmäßig treffen, um Meinungen auszutauschen und in der SF auftauchende Probleme zu diskutieren: er wird, und das ist die traurige Tatsache, meistens nur nach seinem Beiwerk beurteilt! Wollen wir uns diesem Begriff auf eine interessante Art und Weise nähern.
Science Fiction ist schon zu oft erklärt worden, als daß es einen Sinn hätte, eine neue Definition zu finden. Aber blicken wir hinein in die Welt der SF-Größen, in die Welt jener, die die SF schaffen und ihre Prinzipien nutzen, die sie erdichten und erdenken, die die Möglichkeiten im Menschen und im Kosmos sehen. Überlegen wir, wie sie ihr Werk bezeichnen, und versuchen wir, daraus einen Schluß zu ziehen.
Frederik Pohl, bekannt als Chefredakteur von GALAXY und als Herausgeber der Star-SF-Reihe bei Ballantine Books, New York, kleidet das Problem folgendermaßen in Worte: »SF ist die der Wirklichkeit entsprechende Erweiterung einer Lüge. Der SF-Autor mag mit einer wie immer auch großen Lüge beginnen, er mag behaupten, die Erde sei von Marsmenschen erobert worden oder es sei möglich, in der Zeit zu reisen. Aber wenn diese unwahre Feststellung einmal getroffen ist, wird alles Weitere unumstößlich von ihr beherrscht. Für den Sinn und Zweck der darauf fußenden Geschichte ist diese Lüge ›Wahrheit‹ und unanfechtbar und kann nicht mehr ignoriert werden.«
Die Voraussetzung darf also falsch sein; nur das Geschehen, welches sich aus dieser Voraussetzung entwickeln könnte oder auch entwickelt haben könnte (Science Fiction ist nicht auf die Zukunft allein beschränkt), muß der Logik, der wissenschaftlichen Erkenntnis und weisen Voraussicht entsprechen. Hier öffnet sich natürlich dem Schriftsteller ein Universum von möglichen Lügen, Paradoxa und Problemen, über die nachzudenken es sich gewiß lohnt. Die möglichen Lösungen sind bereits geringer. Und ein Teil trifft zu. Das beweisen Verne und Wells und Dominik und viele ihrer Nachfolger.
Dieser philosophisch-wissenschaftliche Teil, der in dem Wörtchen »Science« verankert ist,
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