0233 - Gejagt von den Dämonenschatten
diesem Toten war, daß keine sofort erkennbare Verletzung da war. Nur sein Gesicht fehlte!
Kerr setzte sich ruckartig auf. Der Ort, an den ihn der unbekannte magische Transportstrahl versetzt hatte, war ein kleines Zimmer mit metallischen Wänden, metallischer Decke und metallischem Fußboden.
Bis auf den Toten war der Raum leer.
Kerr schob sich etwas näher an die reglos auf dem Rücken liegende Gestalt heran. Es war ein Mann, daran gab es keinen Zweifel. Sein Kopf war ebenfalls unverletzt, wenn man das Fehlen eines Gesichts nicht als Verletzung bezeichnen mochte. Die Haare waren von diesem Verschwinden nicht betroffen. Nur dort, wo normalerweise Augen, Nase und Mund eines Menschen angesiedelt waren, war eine spiegelglatte, bleiche Fläche, die wie poliertes Elfenbein aussah.
Kerr wunderte sich nicht, daß dieser Mann tot war. Wie hätte er atmen sollen? Durch die Ohren, die merkwürdigerweise unangetastet waren?
Trotz der offensichtlichen Leblosigkeit tastete Kerr nach dem Handgelenk des Gesichtslosen und suchte den Puls. Er fand keinen Ausschlag mehr, was seine Vermutung bestätigte.
Toter als dieser Mann war, ging es nicht.
Kerr betrachtete ihn näher. Der Tote war mittelgroß und trug über der normalen Kleidung einen gelben Regenmantel. Der Mantel war offen.
Im Laufe seines Berufslebens hatte Kerr viele Hemmungen, was Tote anbetraf, abgestreift. So machte er sich jetzt kurzerhand daran, in der Kleidung des Mannes nach Hinweisen zu suchen, die eine Identifizierung gestatteten.
In der Gesäßtasche seiner Hose fand Kerr zu seiner eigenen Überraschung die Ausweispapiere und den Führerschein des Gesichtslosen.
Als er den Personalausweis aufschlug, war die Verblüffung perfekt.
Neben dem Paßbild, das ein Durchschnittsgesicht zeigte, stand der Name. Und bei dem klingelte Kerrs inneres Alarmglöckchen!
Daniel Ryker.
Der verschwundene Ehemann der bei Stonehenge ermordeten Frau!
Der Kreis schloß sich, auch wenn Kerr nicht wußte, was die Dämonen aus der anderen Dimension mit diesem Mann angestellt hatten. Er hatte plötzlich auch gar keine solch große Lust mehr, es zu erfahren.
Was für ein Tor war er gewesen, sich freiwillig in die Hände der Meeghs zu begeben… !
Im Privatleben und im Umgang mit dem sogenannten schwachen Geschlecht hatte Kerr schon öfter mal sein Gesicht verloren. Das war aber durchaus harmloser Natur gewesen und hatte sich reparieren lassen.
Der hier war tot. Und er würde auch tot bleiben.
Kerr ließ von dem Gesichtsrosen ab.
Auf dem Boden lag der mittlerweile wirkungslos gewordene Hypnosekristall der Meeghs.
Er packte ihn in seine Tasche und erhob sich.
Auf einer Seite des Raumes war eine Art Tür, was Kerr schon mal als relativ gutes Zeichen aufnahm. Wenn die Tür jetzt auch noch zu öffnen war…
Sie war es.
Als der Druide sich ihr auf wenige Schritte genähert hatte, fächerte sie wie eine Zieharmonika auseinander. Sie schien aus zahllosen dünnen Metall-Lamellen zu bestehen.
Kerr überlegte kurz, ob er es riskieren sollte, einen Erkundungsgang zu unternehmen. Alles deutete darauf hin, daß er sich an Bord des Dämonenraumschiffs befand. Bisher hatte sich noch niemand um ihn gekümmert. Demnach schien man immer noch zu glauben, er befände sich unter dem Einfluß des Kristalls.
Keine schlechte Ausgangsposition. Sollte er sie sich kaputtmachen, indem er sich bei einem Ausflug erwischen ließ?
Warten war leider noch nie Kerrs große Stärke gewesen.
Er trat über die Schwelle des Raumes und landete auf einem langen Korridor. Er sah sich prüfend um, konnte nichts entdecken und hoffte, daß es hier keine Beobachtungskameras gab, die seine Unternehmungslust auf irgend einen Bildschirm projizierte, wo sie von Dämonenaugen amüsiert verfolgt wurde!
Bereits nach wenigen Schritten, hörte er das Klacken näherkommender Stiefel.
Verdammt, dachte Kerr. Hatten sie ihn schon entdeckt? Sollte er schnell zurück? Die Tür des Raumes, wo er zu sich gekommen war, hatte sich wieder geschlossen. Rechts von ihm befand sich eine Art Nische. Die Schritte kamen von vom, wo in ungefähr zehn Metern Entfernung eine Biegung des Ganges erfolgte.
Kerr drückte sich entschlossen in die Wandnische und stellte das Atmen soweit ein, daß er selbst es nicht mehr hörte.
Die Nische lag im Schatten. Das war seine Chance.
Er hatte Glück, als wenig später eine Gruppe von drei in Overalls gekleideten Cyborgs an ihm vorbeistiefelten und ihn nicht bemerkten.
Kerr sah ihnen nach.
Cyborgs
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