0233 - Gejagt von den Dämonenschatten
Zamorras Augen gewöhnten sich schnell an die Helligkeit. Er blickte sich um. Im Zimmer hatte sich nichts geändert. Dennoch wich das bohrende Gefühl einer akuten Bedrohung auch jetzt nicht von ihm.
Er beschloß, nach dem Rechten zu sehen. Sein Morgenmantel und die Pantoffel lagen griffbereit über dem Stuhl neben seinem Bett. Er stand auf und schlüpfte hinein.
Während er den Gürtel des Morgenmantels vor dem Bauch verknotete, fiel ihm etwas ein, was seine Unruhe noch steigerte.
Die Dämonenbanner!
Wann hatte er sie zuletzt geprüft? In den letzten Tagen und Wochen hatten ihn Auslandsaufenthalte nicht dazu kommen lassen. War es möglich, daß seine Gegner eine Lücke im Schutzsystem des Château aufgespürt hatten und eingedrungen waren?
Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken. Dämonen oder nicht, auf alle Fälle wollte er sein Versäumnis nachholen. Die Banner mußten geprüft werden, ob sie von ihrer magischen Kraft eingebüßt hatten.
Jetzt.
Er wußte, was er dazu benötigte.
Der Teppich unter seinen Sohlen verschluckte jegliches Geräusch, als er das Zimmer verließ. Draußen auf dem Gang schaltete er ebenfalls die indirekte Beleuchtung ein.
Zamorra verlor keine Zeit mehr. Sein Arbeitszimmer lag am Ende des Korridors, nur einen Katzensprung entfernt. Er widerstand der Versuchung, einen Blick in Nicoles Zimmer zu werfen, als er daran vorbeikam. Er hoffte sehr, daß ihn diesmal sein Instinkt trog und wollte seine Lebensgefährtin nicht unnötig beunruhigen.
Kurz bevor er sein Arbeitszimmer erreichte, hörte er verhaltene Musik. Mozart war’s.
»Raffael«, murmelte Zamorra. Der Butler schien wieder einmal nicht einschlafen zu können. Erfahrungsgemäß verbrachte Raffael Bois, die getreue Seele des altehrwürdigen Schlosses, seine durchwachten Nächte über einem guten Buch und bei klassischer Musik. Zamorra hatte sich längst daran gewöhnt, nur würde ihm wohl ewig schleierhaft bleiben, wie ein Mensch mit so wenig Schlaf auskommen konnte. Frühmorgens stieg der Butler immer als Erster aus den Federn und brachte es dabei noch fertig, wie das taufrische Leben aufzutreten.
Zamorra beschleunigte seinen Schritt und stand kurz darauf vor der Tür seines Allerheiligsten. Er betätigte den Wandkontakt, wartete bis sich die beiden Türhälften auseinandergeschoben hatten und trat ein.
Mit dem öffnen der Tür sprach auch das Licht an.
Rein gefühlsmäßig checkte er auch hier zunächst alles durch, bis er die Gewißheit hatte, allein zu sein. Noch immer hatte sein Verdacht, eine Gefahrenquelle könnte sich im Schloß aufhalten, keine ernsthafte Bestätigung erfahren.
Nachdenklich ging er zur gegenüberliegenden Wand. Seine Finger glitten suchend über die Oberfläche der Rauhfasertapete, bis sie auf leichten Widerstand stießen. Dort wo die verborgenen Sensortasten befestigt waren.
Konzentriert tippte er die geheimen Codenummern ein und wartete.
Nach wenigen Sekunden bildete sich eine Öffnung in der Wand. Die schwere Tresortür schwang auf.
Drei Gegenstände waren darin gelagert: eine futuristisch anmutende Strahlwaffe aus einer fremden Dimension, ein Dhyarra-Kristall erster Ordnung und - das Amulett!
Das Medaillon der Macht, wie es die silberhäutigen Chibb nannten.
Zamorra verkniff es sich, die Ansammlung der kostbaren Objekte lange zu betrachten. Er wollte einzig das Amulett - und durfte keine Zeit verlieren, es an sich zu nehmen, weil die Tresortür mit einem Zeitschloß verbunden war, das sich nach spätestens drei Sekunden blitzschnell wieder schloß. Die Hand eines Uneingeweihten mußte dabei unweigerlich zerquetscht werden, falls sie sich zu diesem Zeitpunkt im Safeinnem befand!
Da Zamorra die präzise Anordnung kannte, war es kein Problem für ihn, treffsicher zuzugreifen. Er wollte das Amulett aus dem Tresor nehmen, mußte aber feststellen, daß dies unmöglich war. Die Silberscheibe ließ sich um keinen Millimeter verschieben. Normalerweise fast federleicht und auf der Haut kaum spürbar, schien sie plötzlich Zentnergewichte zu besitzen!
Zamorra stöhnte auf, als er im nächsten Moment feststellte, daß sich seine Finger nicht mehr von der Oberfläche des Amuletts lösen ließen.
Panik sprang ihn an.
Die zwölf Tierkreiszeichen, die strahlenförmig um den Mittelpunkt der Scheibe angeordnet waren, grellten in unnatürlichem Licht auf.
Dann schoß ein glühender Schmerz von seiner Hand ausgehend durch seinen gesamten Körper und drohte alles auszulöschen…
Die drei
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