0235 - Hexenabend mit Jane Collins
herangerückt war.
Ich bekam eine trockene Kehle. »Sei jetzt ganz ruhig!« hauchte ich Glenda zu, »und hast du deine Pistole?«
»Ja.«
»Dann achte du auf die Raben, ich werde mir meine beiden Freundinnen vorknöpfen.«
»Wenn das nur gutgeht!«
»Werden wir gleich wissen.«
Selbstverständlich hatte ich auch meinen Bumerang mitgenommen. Ich wollte ihn schleudern, und zwar zuerst auf Wikka. Vielleicht gelang es mir, sie zu köpfen, dann konnte ich unter Umständen Jane von dem unheilvollen Bann befreien, wenn Wikka nicht mehr existierte.
Gedanken, die mir in Sekundenschnelle durch den Kopf schossen, während ich langsam den rechten Arm hob. In der Hand hielt ich die silberne Banane, in der anderen die Beretta.
Keiner hatte bisher ein Wort gesprochen. Weder Jane, Wikka noch ich. Die Spannung, die sich zwischen uns aufgebaut hatte, wurde unerträglich. Wie ein elektrischer Strom lief sie über meinen Körper, und ich schluckte ein paarmal, um meinen Magen zu beruhigen.
Da hörte ich das Geräusch.
Es war ein Röhren. Dumpf, gleichzeitig fordernd und aggressiv. Und es klang hinter unserem Rücken auf.
Jemand kam.
Ein Verdacht entstand in meinem Gehirn. Ich wollte ihn bestätigt wissen, drehte mich kurz um und sah plötzlich ein rasendes Ungeheuer durch die Flammenwand stoßen.
Suko und seine Harley!
Der Chinese schien mit ihr verwachsen zu sein. Technik und Mensch verdeutlichten eine rasende, kraftstrotzende Symbiose, die alles niederreißen konnte.
Er war nicht aufzuhalten. Wie ein donnernder Urweltgötze jagte er heran. Ich zögerte mit dem Wurf und glaubte, trotz dieses mörderischen Geräuschs einen gewaltigen Schrei zu hören.
»Topar!«
Plötzlich war alles anders. Glenda und ich erstarrten, und Suko übernahm die Initiative…
***
Dem Inspektor hatte niemand zu erklären brauchen, was geschehen war. Er besaß Augen im Kopf, um zu sehen. Und er handelte. Die Feuerwand schreckte ihn nicht, denn Suko war in diesen Momenten klargeworden, daß er einfach alles auf eine Karte setzen mußte, wenn er noch etwas gewinnen wollte.
Feige war Suko nicht. Auch in dieser Situation bewies er seinen Mut, als er mit vollem Tempo in die Flammenwand hineinraste, obwohl er nicht wußte, was sich dahinter befand.
Für einen Moment spürte er einen seltsamen Schlag, der ihn schwindlig werden ließ. Schwarze Magie hatte ihn angegriffen, dann war er hindurch, und die Magie hatte nicht gewirkt, weil Suko zu schnell gewesen war.
Freie Sicht!
Er sah den Bentley, daneben John und Glenda und weiter vorn die zweite seltsame Flammenwand, über die einige Raben flogen, die aber auch mit Wikka und Jane besetzt war.
Suko hatte den Stab. Er wußte nichtgenau, ob er das richtige in dieser Lage tat, er versuchte es einfach und schrie das Wort Topar.
Fünf Sekunden Zeitunterbrechung!
Reichten sie?
Nur Suko und seine Maschine konnten sich bewegen. Und die Harley war voll aufgedreht. In fünf Sekunden hatte sie schon eine gewisse Strecke zurückgelegt.
Suko lag so flach auf der Maschine, daß er kaum zu sehen war. Sein Gesicht zeigte einen verbissenen Ausdruck, der rote Helm leuchtete fahl im blauen Licht.
Eins, zwei…
Im Geist zählte der Chinese mit.
Und bei drei war er da.
Er rauschte über sie wie ein Ungewitter. Alles war so schnell gegangen, daß selbst Wikka und Jane nicht dazu kamen, eine Gegenreaktion zu treffen, sie wurden voll gepackt.
Und Suko raste nicht nur genau auf die beiden zu, sondern zwischen sie hindurch. Es bestand kaum Zwischenraum, das hatte der Chinese auch einkalkuliert.
Dann spürte er den Schlag. Schneller als ein Gedanke, er sah noch Körper wegfliegen, sich in der Luft überschlagen, spürte wieder den magischen Anprall und war durch.
Eisern hielt er den Lenker fest, denn jetzt mußte er bremsen.
Vor der Brücke hatten sich Fahrzeuge gestaut, hier würde es nicht anders sein.
Sie kamen ihm vor wie Kolosse, rasend schnell wurden sie größer. Und Suko bremste. Er legte, was er hatte, in diese Vollbremsung, versuchte die Maschine unter Kontrolle zu behalten, das gelang ihm nicht mehr, er rutschte weg, drehte sich um die eigene Achse, bekam Bodenkontakt und schlitterte über den Asphalt.
Die Harley ließ Suko sausen, denn er hatte sich schnell gelöst. Auch sein Körper wollte ihm nicht mehr gehorchen. Andere Kräfte spielten mit ihm, schleuderten ihn herum, und Suko konnte froh sein, daß der Helm hielt.
Als er schließlich lag, da hatte ihn der Helm vor einem Schädelbruch bewahrt,
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