0235 - Hexenabend mit Jane Collins
direkt.«
»Das brauchst du aber nicht, Glenda. Du kannst nichts dazu, das Schicksal hat seine Weichen gestellt.« Ich nahm den Koffer am Griff und trug ihn aus dem Zimmer.
Suko hatte sich am Fenster aufgebaut und schaute hinaus. Der Garten lag im Dunklen. Die großen Bäume warfen Schatten. Wenn der Wind durch das Blattwerk fuhr, bewegten sich die Blätter raschelnd.
»Die Hexe kann überall lauern«, sagte der Inspektor.
»Leider.«
Suko machte kehrt und schaute Glenda an. »Ich wünsche dir viel Glück, Mädchen«, sagte er.
Glenda nickte tapfer. Ihre Augen schimmerten tränenfeucht. »Ich hasse Abschiede«, flüsterte sie.
»Wenn man sie hinauszögert, werden sie noch schlimmer«, gab ich ihr zu verstehen.
»Das stimmt auch. Komm, laß uns gehen.«
Wir verließen die Wohnung. Glenda ging mit gesenktem Kopf. Sie schluchzte leise. Ich hatte Verständnis, aber ich sah keine andere Möglichkeit. In einem Hotel wäre sie schutzlos gewesen.
»Macht es den beiden Conollys auch wirklich nichts aus?« fragte sie mich beim Hinausgehen.
»Nein, Glenda. Sieh mal, die Conollys sind ebenfalls schon von Dämonen angegriffen worden. Sie kennen das Spiel, glaub mir.«
»Wenn du das sagst.«
»Wird es schon stimmen«, lachte ich und ließ mir die Haustür öffnen, da ich beide Koffer trug.
Die Zuschauer hatten sich verzogen. Ruhig und leer lag die Straße in der Dunkelheit. Von Jane Collins sahen wir nichts. Glenda schaute sich auffälliger um als ich, es war ihr anzumerken, daß sie weiterhin unter einem starken Streß stand. Zudem war dieser Vorgang ein regelrechter Einschnitt in ihr Leben. Sie würde es für die nähere Zukunft stark umstellen müssen.
Ich verstaute die Koffer und schloß dann die Türen auf. Wo der Polizeiwagen gestanden hatte, sah ich trotz der Dunkelheit noch Flecken am Boden.
Alles ging glatt.
Glenda und ich stiegen in den Wagen, ich startete das Fahrzeug, und wir rollten los.
Völlig normal.
Trotzdem blieb bei mir ein ungutes Gefühl zurück, denn die Strecke bis zu den Conollys war weit…
***
Suko hatte sich entschlossen, in der Wohnung und nicht draußen vor dem Haus zu warten. Über den Daumen gepeilt, rechnete er mit einer Stunde. Vorher würde sich John Sinclair kaum melden.
Bevor er es sich bequem machte, durchsuchte er die Wohnung. Der Inspektor fand nichts Verdächtiges. Jane Collins hatte sich hier nicht versteckt. Es wäre auch zu primitiv und ihrer nicht »würdig« gewesen.
Dann fiel ihm der Keller ein. Sicher gehörten zu jeder Wohnung auch Kellerräume.
Der Chinese stiefelte die Treppen hinunter, nachdem er mit einem Ersatzschlüssel die Tür aufgeschlossen hatte. Er fand den Keller sehr schnell. Suko schaltete das Licht ein. Welcher von den Räumen Glenda Perkins gehörte, war leicht anhand der Namen festzustellen, die vor den Lattentüren auf kleinen Schildern standen.
Die Tür war verschlossen, einen Schlüssel besaß der Chinese nicht, aber er konnte durch die freien Räume zwischen den Holzlatten leuchten. Der dünne Finger seiner Bleistiftlampe fiel in einen Kellerraum, wo allerlei Gerümpel herumlag, ansonsten fand er nichts. Auch keine Spur von der ehemaligen Detektivin.
Suko ging wieder nach oben. Er schloß die Wohnungstür auf und befand sich noch im Flur, als er aus dem Wohnraum ein leises Klacken vernahm. Sofort war Suko wachsam.
Er verzögerte seine Schritte und näherte sich vorsichtig dem Zimmer. Mit einer Hand drückte er die Tür auf und ließ sie ausschwingen. Erst dann schaute er in den Raum.
Nein, da hielt sich niemand auf. Leer präsentierte er sich den Augen des Chinesen.
Bis auf eine allerdings bedeutende Kleinigkeit.
Der Fernseher lief!
Suko wußte genau, daß er ihn nicht eingeschaltet hatte. Und von allein begann so ein Apparat sicherlich nicht zu laufen!
Auf Zehenspitzen ging der Inspektor weiter. Er spürte das kalte Gefühl im Nacken, für ihn eine Warnung. Gefahr lag in der Luft. Sukos Hand glitt in die Nähe der Beretta. Er hatte sie ebenso mitgenommen wie die Dämonenpeitsche oder seinen Stab. Wenn Jane Collins erschien, würde sie sich vorsehen müssen.
Nahe der Tür blieb der Chinese stehen. Er besaß von dieser Stelle aus einen direkten Blick auf den Apparat.
Noch war auf dem Bildschirm nichts zu sehen, nur ein Flimmern, auch mit dem Wort Schnee umschrieben. Sekunden später jedoch schälte sich ein Gesicht aus diesem Schnee hervor.
Das einer Frau.
Jane Collins erschien.
Suko war überrascht. Obwohl er damit gerechnet
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