0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch
wurde. Blythe huschte durch die Tür und drückte sie hinter sich wieder ins Schloss. Er stürmte die Treppe hinauf.
Als er die nächsthöhere Etage erreicht hatte, wollte er durch die Verbindungstür in den Flur. Aber er hörte das Getrappel von Schritten hinter der Tür. Hastig warf er sich herum und rannte die Treppe wieder hinab. Er lief drei Stockwerke hinab, bis er keuchend innehalten musste.
Du bist wahnsinnig, hämmerte es in seinem Kopf. Es bestand nicht der leiseste Grund zu dieser wahnsinnigen Hetze. Du wirst dich noch selber fertigmachen. Das bringst du fertig. Warum bist du hier heruntergerannt wie ein wild gewordener Idiot? Zum Teufel, so nimm dich endlich zusammen!
Aber es war'leichter, sich ab und zu einen kühlen Rat zu geben, als sich ständig dänach zu verhalten. Immer und immer wieder bekam die Angst die Oberhand. Er konnte es einfach nicht verhindern, dass er manchmal anfing zu zittern wie die Blätter einer Silberpappel im Windhauch.
***
Eine Weile lehnte er am Treppengeländer und schöpfte keuchend Atem. Dann stieß er die Tür auf und trat hinaus in den Flur. Als er sich umdrehte, sah er vorn, wo der Flur in die Diele mündete, zwei uniformierte Polizisten auftauchen.
Die Panik überwältigte ihn. Er wandte sich um, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnten. Dabei hätten sie es aus dieser Entfernung ohnehin nicht erkennen können. Er stürzte auf das Flurfenster zu, das nur wenige Meter von ihm entfernt war. Hastig riss er es auf. Er sah nicht einmal, dass die beiden Polizisten vorn in der Diele längst einen anderen Korridor betreten hatten und ihn schon gar nicht mehr sehen konnten. Er war nur noch beherrscht von dem Drang, der eingebildeten Gefahr zu entgehen. Das Fenster mündete auf eine der Feuerleitern. Er kletterte hinaus und kroch die steile, stählerne Stiege hinauf. Er besaß gerade noch so viel kühle Überlegung, dass er sich sagte: Du musst leise sein. Weiter unten stehen ihre Posten auf der Feuerleiter, die dürfen dich nicht hören. Also sei leise!
Sein Atem ging pfeifend. So leise, wie er es konnte, kroch er Stiege um Stiege hinauf. Als er wieder um einen Treppenabsatz bog, hörte er wieder die Schüsse. Aber zugleich hörte er etwas anderes. Aus einem geöffneten Fenster, dicht neben der Feuerleiter, drangen die Stimmen zweier Männer und einer Frau. Offenbar stritten sie sich.
»… seid ja verrückt!«, schrie der eine Mann. »Ich habe unten in der Halle einen Cop umgelegt! Wenn ich mich den anderen stelle, bringen mich die Brüder auf den elektrischen Stuhl, das ist doch sonnenklar!«
»Hör nicht auf ihn, John«, drängte die Stimme der Frau. »Wenn wir uns ergeben, haben wir Aussichten auf mildernde Umstände. Und anders kommen wir hier ja doch nicht heraus!«
»Du musst übergeschnappt sein!«, rief nun auch der andere Mann. »Hier auf dem Tisch liegt ein Paket mit Dynamit. Wenn sie die Bude durchsuchen, finden sie noch weitere Dinge, die belastend gegen uns wirken. Meinst du denn, ich liefere mich selbst ans Messer?«
»Aber was wollt ihr denn sonst tun?«, rief die Frau. »Sie kriegen euch ja doch! Ihr kommt nicht lebend hier heraus, es sei denn, ihr ergebt euch! Über die Feuerleiter könnt ihr nicht entkommen, denn die ist von Polizisten besetzt. Das habt ihr doch selber gesehen! Wie lange wird es dauern, und die Cops sind die Feuerleiter herauf und dringen auch noch durchs Fenster ein! Was dann?«
»Dann schießen wir es eben aus. Wenn wir Glück haben, können wir so viele von den Burschen umbringen, dass wir eine Chance haben, durchzukommen!«
»Und was wird aus mir?«, fragte die Frau.
»Verdammt, jetzt habe ich aber genug!«, schrie der zweite Mann. »Ich will dir etwas sagen: Es ist mir verdammt egal, was aus dir wird! Kapiert? Mir steht das Wasser bis zum Hals! In so einer Situation ist sich jeder selbst der Nächste!«
Einen Augenblick blieb es totenstill. Blythe schob seinen Kopf über die Stufe hinaus und blickte hinab. Aber die beiden Polizisten standen noch immer viel weiter unten auf ihrer Plattform, und sie dachten offenbar nicht daran, emporzukommen. Blythe zog den Kopf zurück und lauschte auf die Fortsetzung der eigenartigen Unterhaltung.
»Ach so ist das!«, sagte die Frau tonlos. »Und ich dachte, du liebtest mich! Aber das war wohl ein Irrtum meinerseits, wie, John?«
»Beim Himmel, das war ein Irrtum!«, rief der Mann. »Dass ihr Weiber euch gleich immer was einbilden müsst, wenn man mal mit euch schöntut! Los, Bill, wir
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