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Die goldene Galeere

Die goldene Galeere

Titel: Die goldene Galeere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Ernst Vlcek
    DIE GOLDENE GALEERE
    Der Nebel verschluckte die lodernden Feuer von Elvinon. Gerade noch hatte der Schein der brennenden Stadt den Nachthimmel über dem Küstenstreifen des Festlands erhellt, hatte man die Schiffe der siegreichen Caer-Flotte als dunkle Schemen vor dem helleren Hintergrund gesehen. Doch innerhalb eines einzigen Atemzugs senkte sich eine Nebelbank über die Durduune und hüllte sie vollständig ein.
    Mythor war in den Anblick der lichterloh brennenden Stadt versunken und dachte daran, welche Verkettung von unglückseligen Ereignissen dazu geführt hatte, dass er als Gefangener der Caer auf einem ihrer Schiffe die Meerenge vom Festland zur Insel übersetzte. Als die Sicht sich unvermittelt trübte, wollte für einen Augenblick Panik von ihm Besitz ergreifen.
    Aber dann sah er, dass niemand an Bord von dem abrupt umschlagenden Wetter überrascht war, und so beruhigte er sich sogleich wieder. Er blickte zu Nyala und deren Vater hinüber und stellte fest, dass auch sie keine Gefühlsregung zeigten. Der Herzog wirkte, als habe er mit dem Leben abgeschlossen. Sein grauer Vollbart war blutverkrustet, sein Gewand durch Feuer und Waffeneinwirkung arg in Mitleidenschaft gezogen. Nyala hatte die tiefste seiner Armwunden notdürftig verbunden, und das weiße Tuch war bereits stark von seinem Blut gerötet.
    Nyala selbst war kaum etwas von dem anzumerken, was sie in den letzten Stunden durchgemacht hatte. Es tat ihrer Schönheit keinen Abbruch, dass sich ihr schwarzer Haarzopf etwas aufgelöst hatte. Das verlieh ihr etwas Kämpferisches, und dieser Eindruck wurde durch einen Blick in ihre dunklen Augen unter den langen Wimpern noch verstärkt. Daraus sprachen ein unbeugsamer Wille, Trotz gegen das Schicksal und eine leise Hoffnung. Als sie Mythors Augen begegnete, legte sich ein Schleier über ihren Blick, so als wolle sie die in ihr lodernde Leidenschaft verhüllen.
    »Du nimmst es sehr gelassen hin, dass so plötzlich dichter Nebel aufgekommen ist«, sagte Mythor. »Birgt das nicht große Gefahren für die Überfahrt in sich?«
    »Um diese Jahreszeit ist das für die Meerenge nicht ungewöhnlich«, sagte Nyala. »Nicht umsonst wird sie die Straße der Nebel genannt. Die Gefahren lauern jedoch nicht im Nebel, sondern im Wasser. Wir sind nahe am Meer der Spinnen, das zur Herbstzeit von unheimlichen Meeresbewohnern heimgesucht wird, die vor dem Winter mit der Strömung in wärmere Gefilde abwandern. Mit einem unserer Schiffe würde ich mich nicht in dieses Gebiet hinauswagen. Aber die Caer beschäftigen sich mit Zauberei, und wenn sie ihren magischen Praktiken vertrauen, können wir es auch. In Drundyrs Obhut sind wir vor allen Meeresungeheuern sicher.«
    Mythor blickte unwillkürlich zu den Heckaufbauten, wo sich der mit düsterem Zierrat ausgestattete Altar befand. Im flackernden Schein einer Fackel sah er die Rückansicht einer hoch aufragenden Gestalt. Der schwarze Umhang mit den silbernen Stickereien legte sich um schmale, knöcherne Schultern, die etwas nach vorne gebeugt waren. Obenauf saß ein Spitzhelm mit Hörnern, der durch die Ansammlung bemalter Tierknochen das Unheimliche dieser Erscheinung unterstrich. Es war Drundyr, der Caer-Priester, der bewegungslos vor dem Altar kauerte, seit sie in See gestochen waren. Kein Laut kam von ihm, und er hatte das Gesicht abgewandt.
    »Es scheint, als beschwöre er das Böse, um es von seinem Schiff fernzuhalten«, sagte Mythor. Er müsste den Kopf wieder abwenden, weil sich durch die Drehung die Schlinge um seinen Hals enger zugezogen hatte.
    Nyala und ihrem Vater erging es ebenso. Auch sie trugen Halsschlingen aus einem faserigen Material und waren durch fingerdicke Seile von etwa sechs Armlängen an den mittleren Schiffsmast gebunden.
    »Das hast du richtig erkannt«, sagte der Caer namens Calcos, der auf die gleiche Art wie sie an den Mast gebunden war. »Yardin ist zwar der Kapitän der Durduune, aber das Kommando hat in Wahrheit Drundyr.«
    Nyala hatte sich zu ihrem Vater begeben, der kraftlos neben dem Mast kauerte und sich mit dem gesunden Arm abstützte. Nyala umfasste ihn, und er ließ sich dankbar gegen sie sinken.
    »Elvinon brennt«, murmelte er kaum hörbar. »Bald werden die drei restlichen Herzogtümer des Festlands folgen. Wie lange kann es noch dauern, bis ganz Tainnia caerisch ist?«
    »Beruhige dich, mein Vater«, redete ihm Nyala zu. »Noch ist nicht alles verloren, noch können wir hoffen.«
    »Auf was denn, auf ein Wunder?« fragte

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