0239 - Das Erbe des Zauberers
die, über denen die Schatten meines Zorns schwebten… !«
»Ich weiß nicht, wovon du redest!« erklärte Zamorra. »Atlantis habe ich nie gesehen… !«
»Lüge!« fuhr ihn Amun-Re an. »Du warst einer der stärksten Kämpfer, die mein Erzfeind Gunnar gegen mich zu Felde führte. Denn du warst der Magie kundig. Und du hast schon damals mit den Sternenvölkem von Mu gegen mich und meine Verbündeten, die Schatten von Lemuria, gekämpft und meine Pläne empfindlich gestört. Denn sonst wäre Amun-Re nie besiegt worden. Aber jetzt kommt meine Rache. Sieh aber vorher, wie ich mit einem Narren verfahre, der es wagte, sich gegen mich zu stellen… !«
Dem Parapsychologen stockte der Atem. Denn er hatte schon festgestellt, daß auch Gonzales Morena und Ollam-onga von der Gewalt des Magiers festgebannt waren.
»In deinen. Gedanken lese ich, daß Sie mir noch treu sein wollen, Señor Morena!« zischte Amun-Re. »Und ich rate Ihnen, diese Gedanken weiterhin zu behalten. Sie sind eine gute Lebensversicherung. Denn ich schwöre Ihnen bei Tsat-hogguah’s Krötenmaul, daß ich Ihre Seele meinen Dämonen zum Fräße vorwerfen werde, wenn Sie versuchen, sich gegen mich zu stellen.«
»Sie… Sie lassen mich leben… wirklich leben?« stammelte der Dicke, während dicke Schweißperlen über seine Stirn tropften.
»Ich brauche Sie, Morena!« kam wieder die Stimme Amun-Re’s. »Ich brauche Sie - noch ! Aber nun zu einem Menschen, den ich nicht mehr brauche!« wandte er sich in Richtung des Hungan. Ollam-onga wurde unter der schwarzen Haut totenbleich.
»Du warst einen Moment unaufmerksam, Ollam-onga!« höhnte Amun-Re. »Und nun bist du auch von meinem Zauberbann gefangen. Ha, so mächtig wie du bist, so stark dich dein Zauberstab macht - jetzt bist du ein Nichts! Ich wollte dich eigentlich leben lassen, alter Mann. Aber dann wäre der Ju-Ju-Stab in deiner Hand immer eine Gefahr für mich gewesen. Denn du kannst dich seiner bedienen. - Doch damit ist es jetzt vorbei !«
»Zauberbruder!« keuchte Ollam-onga, als er sah, daß Amun-Re einem der ohnmächtigen Schwarzen das Messer aus dem Gürtel zog. »Zauberbruder! Was willst du tun?«
»Ich werde meinen Götzen ein Opfer bereiten!« klang es von Amun-Re’s Lippen. »Die Kinder des Muurgh werden deine schwarze Seele in sich hinabschlürfen. Und wenn du tot bist und deine Seele in die Sphären der Blutgötzen von Atlantis gezogen ist, dann gehört der Stab mir. Das Zepter der Namenlosen Alten -das Erbe des Ju-Ju-Mannes… !«
***
Die Augen der Neger wurden glasig. Ihre Körper schwankten hin und her, als wären sie sinnlos betrunken. Das Messer entfiel dem Henker, der eben den tödlichen Schnitt tun wollte.
Der Gesang! Alles war von dem lieblichen, silberhellen Gesang erfüllt. Langsam sanken die Schwarzen in der Hütte zusammen.
Michael Ullich biß sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf. Denn auch ihn packte der Zauber der eigenartigen Melodie, die seinen Geist in Sphären jenseits von Zeit und Raum tragen wollte.
Es war wie heller Vogelgesang an einem Frühlingsmorgen. Wie ein mild rauschender Wasserfall. Wie das Säuseln des Windes in den Blättern uralter Bäume.
Die Erscheinung inmitten der Hütte wurde langsam transparent.
Michael Ullich sah in das Antlitz einer Märchenfee.
»Du bist kein Wesen aus Fleisch und Blut!« sprach er die Erscheinung an. Denn wer einen Professor Zamorra zum Freund hat, der weiß, daß Geisterwesen recht irdische Formen annehmen können.
»Nein, das bin ich wirklich nicht!« sang es leise. »Ich sehe den Zweifel in deinen Augen, Mann aus dem Norden. Ja, es ist wahr. Ich gehöre zum Volk der Elben!«
»Wie darf ich dich denn nennen?« fragte der Junge. »Oder hast du keinen Namen?«
»Du hast mir in deinem Inneren zwar schon einen Namen gegeben. Aber ich bin nicht jene Regina Stubbe, die du in Trier vor einem Vampir bewahrt hast. [4] Vielleicht habe ich nur ihre Gestalt angenommen, um dir zu gefallen… !«
»Und wie nennt man dich wirklich?« fragte Ullich gespannt.
»Im Reiche Glarelions bin ich Eleyiana, die Orchideenfee!« sag es an das Ohr des Jungen. »Der Hochkönig der Elben weiß von Zamorras Bedrängnis und der Gefahr, in der die Welt in diesem Augenblick schwebt. Denn der große Feind steht kurz davor, seine endgültige Macht wieder zu erlangen. Und er wird Zamorra töten, wenn jetzt niemand eingreift!«
»Nichts lieber als das!« rief Michael Ullich. »Aber die Fesseln sind zu fest. Ich bin nicht Houdini, der
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