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Staunen über den Erlöser

Staunen über den Erlöser

Titel: Staunen über den Erlöser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Lucado
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Was wirklich wichtig ist
    »Ich will wissen, was zählt.« Ein breiter irischer Akzent. Dunkle, tiefe Augen. Der Satz war ehrlich gemeint. »Kommen Sie mir nicht mit Religion, das kenn ich zur Genüge. Und bitte keine Theologie, das hab ich studiert. Kommen Sie auf den Punkt, okay? Ich will wissen, was zählt.«
    Sein Name war Ian und er studierte an der kanadischen Universität, die ich gerade besuchte. Durch eine Verkettung von Umständen hatte er herausgefunden, dass ich Christ war, und offenbar wollte er selbst gerne einer werden, aber er war enttäuscht und desillusioniert.
    »Ich bin in der Kirche aufgewachsen«, erklärte er. »Ich wollte Pastor werden. Ich studierte das ganze Zeug – Theologie, Griechisch und Hebräisch, Bibelexegese, alles. Aber dann hab ich’s geschmissen, hab irgendwie die Kurve nicht gekriegt.«
    Er fuhr fort: »Aber irgendwo muss da was sein. Glaub ich jedenfalls.« Er klang ernst.
    Ich schaute von meinem Kaffee hoch. Er begann, in seiner Tasse zu rühren. Und dann fasste er seinen ganzen Frust in einer Frage zusammen.
    »Was ist wirklich wichtig? Was zählt? Sagen Sie’s mir. Lassen Sie den Klimbim, kommen Sie zum Kern. Sagen Sie mir, was echt wichtig ist.«
    Was wirklich wichtig ist.
    Ich sah ihn lange an. Die Frage hing zwischen uns in der Luft. Was sollte ich antworten? Was konnte ich antworten? Ich konnte ihm erzählen, was die Kirche war. Oder ihm den Katechismus erklären. Oder ihm einen klassischen Text vorlesen, zum Beispiel den 23. Psalm: »Der Herr ist mein Hirte …« Aber irgendwie war das alles zu klein. Vielleicht besser ein paar Gedanken über die Sexualität oder über das Beten oder die Goldene Regel? Nein. Ian wollte den Kern, er wollte die Diamanten.
    Halten Sie einen Augenblick inne und versuchen Sie, sich in Ian hineinzufühlen. Hören Sie seine Frage? Können Sie seinen Frust schmecken? »Kommen Sie mir nicht mit Religion«, sagte er, »sagen Sie mir das, was zählt.«
    Ja, was zählt?
    Was ist in Ihrer über tausend Seiten dicken Bibel das, was wirklich wichtig ist? Was ist der Kern unter all den Geboten und Verboten, Regeln und Ermahnungen? Was ist das Wesentliche, das, was auf keinen Fall fehlen darf? Das Alte Testament? Das Neue? Die Gnade? Die Taufe?
    Was hätten Sie zu Ian gesagt? Hätten Sie ihm einen Vortrag über das Böse in der Welt gehalten oder vielleicht über den Himmel? Hätten Sie ihm Johannes 3,16 zitiert oder Apostelgeschichte 2,38 oder ihm das Hohelied der Liebe in 1. Korinther 13 vorgelesen?
    Was ist das Wichtigste?
    Wahrscheinlich haben auch Sie mit dieser Frage schon gekämpft. Vielleicht haben Sie das mit der Religion und dem Glauben alles brav mitgemacht – und sind sich immer wieder wie ein ausgetrockneter Brunnen vorgekommen. Gebete, die sich leer anhören, Ziele, die unerreichbar sind. Das Christsein als verzogene Schallplatte, die nicht wie eine Sinfonie klingt, sondern wie lauter Katzenmusik.
    Sonntags in den Gottesdienst. Schöne Lieder. Großzügige Kollekten. Goldene Kreuze. Sonntagskleidung. Große Chöre. Ledergebundene Bibeln. Ist das alles? Alles ganz nett – aber was soll es eigentlich?
    Ich rührte in meinem Kaffee und Ian in seinem. Ich hatte keine Antwort. Keiner der Bibelverse, die ich so emsig auswendig gelernt hatte, wollte passen. Meine vorgefertigten Antworten, sie kamen mir alle dünn und hohl vor.
    Heute, etliche Jahre später, weiß ich, was ich Ian hätte antworten sollen.
    Lesen Sie die folgenden Worte des Paulus aus dem 1. Korintherbrief:
    Ich habe euch das weitergegeben, was am wichtigsten ist und was auch mir selbst überliefert wurde – dass Christus für unsere Sünden starb, genau wie es in der Schrift steht.
    (1. Korinther 15,3)
    »Was am wichtigsten ist«, sagt Paulus. Und jetzt lesen Sie weiter:
    Er wurde begraben und ist am dritten Tag von den Toten auferstanden, wie es in der Schrift steht. Er wurde von Petrus gesehen und dann von den zwölf Aposteln.
    (V. 4-5)
    Da ist es. Fast zu einfach. Jesus starb am Kreuz, er wurde begraben und er stand von den Toten auf. Sind Sie überrascht? Das, was zählt, das, was das Wichtigste ist, ist das Kreuz. Nicht mehr und nicht weniger.
    Das Kreuz.
    Das Kreuz steht wie ein anziehender Diamant auf der Zeitlinie der Geschichte. Seine Tragödie spricht zu allen Leidenden, seine Absurdität zieht alle Zyniker an, seine Hoffnung lockt alle Suchenden.
    Und Paulus sagt, dass das Kreuz das ist, was zählt.
    Was für ein Stück Holz! Die Geschichte hat es vergöttert und

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